Ich bewundere immer wieder Kellner oder Kellnerinnen, denen es gelingt, in einem ausgebuchten Restaurant oder im rappelvollen Biergarten eine Bestellung für mehrere Personen aufzunehmen, ohne sich die Orderwünsche der Gäste zu notieren. Sowas muss doch schiefgehen! Meistens kommt dann auch die große Überraschung, wenn die ersten Speisen aufgetragen werden. „Soooo, da hätten wir einmal den Tafelspitz mit Spargel und viel Meerrettich?!?“ Alle gucken sich mit zuckenden Schultern an „…für uns jedenfalls nicht!“ – „Dann hab ich hier noch den Kalbsbraten mit Rotkraut und Rösties?!?“ „Ich zumindest hatte Schweinebraten mit Speckböhnchen und Rosmarinkartoffeln bestellt – aber wenn Sie einmal hier sind …“
Es ist doch keine Schande, sich etwas zu notieren. Dafür heißen die Dinger doch Notizblock. Respekt, wer’s trotzdem kann – es sind die wenigsten. Mir passiert so etwas ständig. Wenn mir beispielsweise bei der Gartenarbeit einfällt, in der Garage eine kleine Schaufel, ein Kniekissen und eine Handvoll Dünger zu holen. Eine Viertelstunde später stehe ich zwischen den Hortensien mit zwei Metern Kordel, einer Gießkanne und der großen Astschere. Dumm gelaufen … Liegt vielleicht (oder bestimmt) am Alter oder so. Aber nicht schlimm: Betrifft ja nur mich.
Aber zurück zum Servicepersonal. Sechs Männer bestellen an einem Tisch fünf Pils und ein Alt. Die Bedienung erscheint fünf Minuten später mit dem Tablett und fragt: „Wer möchte das Pils…?“ Jetzt sollte man meinen, die moderne Gastro-Technik mit ihren Bestellterminals und Eingabegeräten würde Abhilfe schaffen. Weit gefehlt. Hier ist das Chaos nun auch noch digital dokumentiert. Merksatz: Die Computer sind nur so gut, wie die Menschen, die sie bedienen. Aber der Computer heult wenigstens nicht, wenn man ihn beschimpft oder ihm die Schuld in die Schuhe schiebt. „Was hat das sch… Ding denn jetzt schon wieder gemacht??“ Na den Sch…, den Du vor 5 Minuten selbst eingegeben hast!
Da sind uns die Österreicher etwas voraus: Wenn fünf Personen in einer überfüllten Ski-Hütte zur Primetime fünf verschiedene Speisen – mit Sonderwünschen, doppelt Majo, Maggi, glutenfrei usw. – ein großes Bier, ein kleines Radler, eine Cola Light ohne Eis, ein Kännchen Grünen Veltliner sowie einen doppelten Espresso ohne Zucker bestellen, steht ’ne Minute später ein freundliches Mädel im Dirndl neben Dir und trägt lächelnd auf. Auf dem Rückweg räumt sie das Geschirr der Vorgänger vom Tisch, bringt noch einen Aschenbecher und übermittelt im Vorbeigehen dem DJ, dass die Musik ruhig auch lauter sein dürfte. Da gibt man doch gerne ein Trinkgeld und lädt nach dem Essen zu einem Schnapserl ein …
Amüsant ist auch der Besuch beim Chinesen (meine Frau schafft es immer wieder, meinen Widerstand zu brechen), wenn in der 32 Seiten umfassenden Speisekarte vor den Gerichten Zahlen angegeben sind. „Für mich bitte die 128 mit viel 17.“ Der Kellner glotzt mich zwischen dem Aquarium und dem goldenen Buddha mit wackelndem Kopf an wie ein Tamagotchi und entgegnet: „Bitte keine Nummeln, heute elste Tag albeiten hiel…“
„Willkommen bei Mc Donalds. Ihre Bestellung bitte!“ Finden Sie auch, dass die Drive In Bedienungen mit den modernen Kopfhörern alle furchtbar schlecht hören können und undeutlich nuscheln?
Wenn an den einschlägigen Tagen mal wieder alle Restaurants bis zum letzten Platz gefüllt sind und die Bedienungen schon um halb neun schlechte Laune haben, bleiben wir lieber zu Hause und bekochen uns selber. Dann weiß ich wenigstens, an wen ich mich wende, wenn das Steak zu lange auf dem Grill war, dem Weißburgunder vier Grad fehlen und nur drei verschiedene Sorten Fleur de Sel auf dem Tisch stehen.
Meine Frau ist jedenfalls stets bemüht …
Schönen Tag noch!
Ihr Gregor Kelzenberg