Ist er nicht schön, der Winter? Im Dezember duften die Innenstädte nach Printen, Punsch und Tannengrün, in den Straßen herrscht reges Treiben und viele Weihnachtsfeiern lockern den abendlichen Veranstaltungsplan auf. Im Januar dann mischt sich unter die Ruhe nach den ‚Feiertagsstürmen‘ diese ganz besondere Aufbruchstimmung. Da werden Pläne geschmiedet, was die kommenden Monate bringen sollen, und gute Vorsätze gefasst. Und eines ist klar: All diese Winterfreuden sind eng mit kulinarischen Erlebnissen verbunden. Von leichten mediterranen Köstlichkeiten, die selbst bei ungemütlichstem Wetter Urlaubsstimmung in der Mittagszeit aufkommen lassen, bis hin zu deftigen Schlemmereien für die Abendstunden ist auch in der Region alles möglich. Hier der Beweis.
La Cottoneria
Es tut sich was in Mönchengladbach – das ist vor allem im Nordpark nicht zu übersehen. In direkter Sichtweite eines ‚unserer‘ Wahrzeichen, dem imposanten Borussiapark, ist im Laufe der letzten Jahre ein Umfeld entstanden, in dem auch die gastronomischen Herzen höherschlagen. Neuestes Glanzstück ist hier das Restaurant ‚La Cottoneria‘ im Van-Laack-Neubau, das unter Regie des Textilunternehmens die Philosophie von Food und Fashion vereint. Laut eigener Aussage sind die Grundlagen beider Bereiche nämlich identisch: Um ein wirklich gutes Ergebnis zu liefern, müssen alle Beteiligten mit Leidenschaft dabei sein, ein Händchen für hochwertigste ‚Zutaten‘ beweisen und jederzeit kreativ und innovativ sein. Grundsätze, die natürlich auch Sternekoch Philipp Eberhard und sein Team mit jeder Pore atmen.
Davon wollten wir uns ’schnell‘ in unserer Mittagspause überzeugen. Keine gute Idee … Denn die Atmosphäre des Restaurants sowie die vielen kleinen, besonderen Details, die immer wieder einen Bezug zur Modebranche herstellen, und die hauptsächlich italienische Küche hätten wir lieber viel länger ausgekostet. Die Standard-Speisekarte ist zwar recht übersichtlich, wird aber durch tagesaktuelle Lunch- und Abendgerichte erweitert. Salate, Pastavariationen & Co. lesen sich so verführerisch, dass man sich kaum entscheiden kann. Und wie sie klingen, schmecken sie auch: typisch italienisch und trotzdem mit dem gewissen außergewöhnlichen Pfiff. Spezialität des Hauses sind übrigens die sogenannten ‚Bottoni‘ (zu Deutsch ‚Knöpfchen), Teigtaschen, die mit verschiedensten mediterranen Köstlichkeiten belegt werden – klein, aber sehr empfehlenswert. Einer von vielen guten Gründen, auch mal den Abend in der ‚La Cottoneria‘ ausklingen zu lassen.
La Cottoneria
Hennes-Weisweiler-Allee 23 | MG
www.lacottoneria.de
Marasol
Gründe, um in die Mönchengladbacher Innenstadt zu fahren, gibt es viele. In direkter Nachbarschaft gibt es alles, was man sich nur wünschen kann. Ausgiebige Shoppingtouren? Kein Problem! Ein bisschen Kunst und Kultur? Ich sage nur: Museum Abteiberg … Gastronomische Angebote, die sich abheben und sowohl tagsüber als auch abends Genuss pur versprechen? Nichts leichter als das! Denn direkt am Museum entführt seit ein paar Monaten das ‚Marasol‘ seine Gäste in geschmackvollen Kurzurlaub.
Das Ambiente hier ist gemütlich-modern und sorgt sofort für Wohlfühlstimmung, den Rest erledigt das außergewöhnliche Zusammenspiel verschiedenster Kulturen. Die Chefin empfängt mit brasilianischer Gastfreundschaft und südländischer Herzenswärme. Die Speisekarte glänzt durch bekannte und spezielle spanische Tapas. Für deren Zubereitung zaubert Chefkoch Jules am Herd, lässt dabei aber auch immer wieder seine afrikanischen Wurzeln einfließen oder greift klassische Elemente der deutschen Küche auf. Wo sonst bitte findet man zum Beispiel geschmorte Schweinebäckchen in Sherrysauce auf Kartoffelstampf oder fruchtig marinierte Ochsenbrust in Orangen-Gewürz-Sud auf hausgemachten Spätzle? Natürlich kann man sich auch durch die guten alten Klassiker wie Patatas bravas, in Wein und Essig marinierte Boquerones, oder herzhafte Chorizo-Kreationen schlemmen. Ein Gericht ist leckerer als das andere. Auch wir waren so begeistert, dass wir noch ewig hätten probieren und schlemmen können …
Als ganz besonderes Highlight bietet das Marasol übrigens in regelmäßigen Abständen länderspezifische Themenabende an, die musikalisch wie kulinarisch tief in die Besonderheiten
Spaniens, Afrikas & Co. entführen.
Marasol
Abteistraße 26 | MG
www.marasol-restaurant.de

 
Jean Jacques beim Abendessen
Brauhaus zum
goldenen Handwerk im Anker
Sein neuer Name klingt vielleicht etwas umständlich: ‚Brauhaus zum goldenen Handwerk im Anker‘. Besser bekannt – und das wohl nicht nur bei Korschenbroichern – ist dieses Urgestein der Gastroszene wohl als der ‚Anker‘. Seit die Bolten Brauerei die Kultkneipe im Herzen Korschenbroichs übernommen hat, hat sich viel verändert. Heute dürfen sich Gäste hier nicht nur auf das leckere Bolten-Bier und ehrliche Küche freuen, auch die Räumlichkeiten selbst überzeugen mit einem gemütlichen Zusammenspiel aus Alt und Neu.
Wer es urig und traditionell mag, sucht sich seinen Platz im historischen Gebäude, moderner aber nicht minder charmant wird es im neuen Glasanbau. Allerdings ist das mit dem Platz suchen momentan so seine Sache, denn entweder reserviert man oder muss ein wenig Wartezeit mitbringen. Dass sich das Warten dann aber auch lohnt, haben wir eindrucksvoll erfahren dürfen. Denn man steht ja nicht einfach nur rum, sondern kann an der Bar mit Landbier, Uralt und ‚Kollegen‘ die Kehle verwöhnen und beim Anblick der vorbeigetragenen Köstlichkeiten die Vorfreude aufs Essen steigern – den so entstehenden Hunger braucht man schließlich auch, um die großen Portionen zu bewältigen.
Das Speiseangebot ist durchweg bodenständig und deftig. Schnitzel, Vesperplatten oder Reibekuchen sind ebenso auf der Karte vertreten wie Flammkuchen oder Steak. Wir allerdings entschieden uns bei unserem Besuch für die Tipps des Hauses. Serviert wurde also der wundervoll zarte Sauerbraten an Kirschrotkohl und Klößen sowie die extra knusprige (!) Schweinehaxe auf Altbiersoße mit Weinkraut und Kartoffelpüree. Beides entpuppte sich als perfekte Wahl: herzhaft und trotzdem raffiniert – der richtige Anreiz zur Wiederkehr.
Brauhaus zum goldenen Handwerk im Anker
Sebastianusstraße 9 | Korschenbroich
www.brauhaus-korschenbroich.de
Zum alten Brauhaus
Wenn nicht jetzt, wann dann? So lautet die Antwort auf die Frage, wann denn die perfekte Zeit für gutbürgerliche Schlemmereien gekommen ist. Gerade jetzt verwöhnen deftig-kräftige Köstlichkeiten doch Gaumen und Herz, wärmen von innen und bereiten selbst den grauesten Tagen ein versöhnliches Ende. Und wer beim Genuss dieser Seelenschmeichler auch noch eine kleine Zeitreise antreten möchte, der sollte sich auf den Weg nach Raderbroich in die Gaststätte ‚Zum alten Brauhaus‘ – eine Location mit über 100 Jahren Geschichte – machen.
Um das traditionelle Kleinod zu erhalten, erwarb Architekt Fritz Otten vor einiger Zeit das Gebäude. Doch anstatt hier einen modernen Gastrotempel zu errichten, wurde die alte Holzeinrichtung originalgetreu erhalten und aufwendig renoviert – so versprühen die Räumlichkeiten nun wieder den urig-besonderen Charme, den die meisten vielleicht noch aus den Kneipen ihrer Jugend kennen. Als Pächter, der sich nun um Leib und Wohl der Gäste kümmert, konnte ebenfalls ein bekanntes Gesicht der Gladbacher Szene gewonnen werden. Kurzum: Bei so vielen Profis und Ideen muss das Geschäft doch einfach gut laufen … Wie gut, das hat uns ein genussreicher Abend gezeigt. Die Karte lässt keinen Zweifel offen, wo man sich denn befindet: Brauhausklassiker wohin das Auge auch blickt. Heringsstipp, Gulasch, Brauhaus-Schnitzel – nix für die schlanke Linie, dafür umso leckerer. Wir allerdings stürzten uns auf die Spezialitäten der Winterkarte: Rosa gebratene Entenbrust auf Feigen-Dijonsenf-Sauce mit Waldpilzen und Kartoffelstampf sowie das Wildragout unter Trauben-Speckhaube mit Spätzle und Rotkohl. Mehr Winter geht doch wirklich nicht … Beide Gerichte – insbesondere die beeindruckend abgeschmeckten Saucen – fielen definitiv unter die Kategorie ‚Highlight ehrlich-kreativer Kochkunst‘, da muss man sich doch einfach wohlfühlen.
Zum alten Brauhaus
Raderbroich 13 | Korschenbroich
www.zum-alten-brauhaus-raderbroich.de
Ihr LeckerSchmecker
Jean Jacques