Milan Diebecker muss sich konzentrieren. Die Soße soll in einem feinen Bogen, der sich an einem Ende verjüngt, auf den Teller gelegt werden. Vorsichtig zieht Diebecker
sie in einen Trinkhalm. Lässt er sie jetzt zu schnell herauslaufen, entsteht auf der weißen Platte ein Klecks. Ist er zu langsam, wird die schwungvolle Linie zittrig. Außerdem darf die Soße keine Blasen werfen und soll auf dem Foto nachher schön glänzen. Milan Diebecker hat heute schon einige Versuche gemacht. Fast eine Stunde ist bereits vergangen. Ein Tropfen, der sich löst und auf dem Teller landet, ein unsauberer Bogenrand, eine zu gerade oder zu krumme Linie: Jeder bisherige Versuch hatte einen Fehler. Diebecker atmet tief ein, dann taucht er den Halm in die Tasse. Er zieht die Soße hoch und beugt sich über den Teller. Ruhig lässt er sie auf den Teller fließen. Ein perfekter Bogen ziert den Rand.

„Allein für die Soße haben wir 25 Teller gebraucht“, erzählt Thorsten Neumann, Geschäftsführer der Mönchengladbacher Agentur noi!-events. Drei Tage verwandelt er seine Geschäftsräume an der Humboldtstraße in ein Foto-Studio, um die Rezepte für 2013 in Szene zu setzen. „Rheinisch kochen – aber anders“ ist das Motto der Event-Agentur für das kommende Jahr. Zwölf Monate wird die Agentur ihre Kunden mit den Rezepten und Bildern auf ihrer Homepage durch das Jahr begleiten.Dafür wurden im Salon der Villa Erckelentz die Möbel zur Seite geschoben, um Platz für das mobile Studio von Stefan Effner zu machen. In der Mitte des Raumes hat der Fotograf eine Art Blackbox aufgebaut, die akribisch ausgeleuchtet ist. Hier versammeln sich für das Weihnachtsessen ‚Arme Ritter an Pumpernickelparfait‘ bärtige Wichtel im Tannengrün in einem Halbkreis um den Teller. Für die noi!-Fassung von ‚Himmel un Äd‘ weichen Wichtel und Tanne gelben Sommerblumen. „Wir haben für das Frühlingsrezept sogar aufgehende Tulpen besorgt“, sagt der Unternehmer – mitten im Herbst.

Für die Produktion kochen, arrangieren und dekorieren das noi!-Team und der Fotograf von morgens bis abends. 14 Rezepte werden von der Zutaten-Zusammenstellung bis zum fertigen
Gericht fotografisch dokumentiert. Pro Tag sind das knapp 1.500 Bilder, für jedes Rezept werden am Ende sechs bis sieben Aufnahmen ausgewählt.Nichts wird dem Zufall überlassen. Schließlich sollen die Aufnahmen appetitlich und künstlerisch aussehen. Jeder Tropfen Fruchtmus, jede Schokoflocke wird akribisch genau auf dem Teller platziert, bis das Ganze ein Bild gibt. Mit der Pinzette setzt Neumann vorsichtig die Pinienkerne auf das Pesto, damit sie nicht umfallen. Der ganze Körpereinsatz des Teams ist dabei gefordert. Während zwei Mitarbeiter das Schneidebrett mit dem Still-
leben von Ente, Orangen, Butter, Zwiebeln und Altbier halten, stützt Thorsten Neumann das Brett von unten. „Wir wollen die historischen Kacheln der Küche als Hintergrund haben“, sagt der Unternehmer. Drei Stunden muss er unter dem Brett ausharren.
Garnet ManeckeDer Spargel für den Frühling wird zusammen mit Erdbeeren und Salat im Garten auf einem Glasteller arrangiert. Für die Lichtreflexe wird ein weißer Eierbecher rechts vorne positioniert. Am Laptop werden die Aufnahmen immer wieder kontrolliert und auf kleinste Unstimmigkeiten überprüft. Nach gut 36 Stunden drückt Stefan Effner zum letzten Mal auf den Auslöser. Ein leises Klicken, ein letzter Blitz, dann ist es geschafft: Die Bilder für 2013 sind im Kasten.noi! Event & Catering
Humboldtstraße 62 // MG
www.noi-events.de
Fon 02161.2472537