Jahreswechsel wie in jedem Jahr: Das schlechte Gewissen zofft sich mit dem inneren Schweinehund und der eigentlich gut gemeinte Vorsatz „Ich habe keine guten Vorsätze“ lässt die Muckibuden voller werden und die Almased- oder Yokebe Absätze in die Höhe schnellen. Am Zeitungskiosk werden in allen möglichen Journalen die neuesten Diät- beziehungsweise Ernährungstipps vorgestellt und natürlich die ultimativen Abnehm-Lügen aufgelistet.
Die Beilagen in der Tageszeitung preisen Joggingklamotten, Wellnessmatten und Hanteln an – den gleichen Krempel gibt’s beim Kaffeeröster nebenan, obwohl doch noch alles vom letzten, vorletzten und vorvorletzten Jahr auf dem Speicher liegt – oder ist es schon im Keller angelangt? (Stufe 1: Speicher, Stufe 2: Keller, Stufe 3: eBay, Stufe 4: ein Blick in den Abfallkalender der GEM).
Bei verregnetem, stürmischem Wetter mit noch sehr geizigem Sonnenschein versprach vielleicht das Fernsehprogramm ein wenig Abwechslung: Im australischen Dschungel wurden wieder elf B- (oder gar C-) Promis mit Maden, Froschhoden und anderem Ekelzeug gefüttert, um sich zu im Vorfeld vertraglich geregelten Konditionen zum Affen zu machen. Beim Bachelor buhlen flirtwillige, grinsende Hungerhaken auf viel zu hohen Absätzen um die Gunst eines ehemals dicken Düsseldorfers, dessen Bewerbungsfoto ich direkt als nicht öffentlichkeitstauglich aussortiert hätte.
Ich selbst hatte mich ja auch für diesen Job beworben und war schon in der engeren Wahl (Re-Recall!). Hab‘ dann doch wegen des langen Fluges nach LA, der damit verbundenen Thrombosegefahr und dem Krawattenzwang abgesagt – ist einfach nicht mein Ding. Außerdem hätte mein Schatz mich bestimmt vermisst … War auch besser so, denn beim Casting hatte ich verschwiegen, dass ich Diddl-Tassen sammle und die schönsten Träume in Benjamin Blümchen Bettwäsche habe. Außerdem bin ich Helene Fischer Fan – passiv!
Die Realität lenkt uns einfach viel zu sehr von unseren Vorsätzen ab. Ich lasse mir jedenfalls von einem braungebrannten Model, Konfektionsgröße S in einer XXL-Jeans, mit gepierctem Bauchnabel und Tattoo an der Leiste, nicht den Appetit verderben.
Mein Motto lautet: Weniger ist mehr. Wieder genießen lernen! Einen bewussteren Konsum leben, sei es beim Essen, beim Trinken, beim Fernsehen, bei der Musik, beim Lesen oder beim Surfen im Internet. Selektiert genießen! Mit mehr Gelassenheit den Wirren des Alltags zu begegnen, diese zu meistern und dabei Weisheit zu erlangen, darin besteht mein persönliches Ziel.
Meines Erachtens muss in einer Kolumne nicht immer nur Klamauk stehen. Deshalb an dieser Stelle für Sie ein Auszug aus dem Weisheitslob der Königin von Saba:
Sie ist süßer als Honig und erfreulicher als Wein.
Sie ist leuchtender als die Sonne und begehrenswerter als kostbare Edelsteine.
Sie macht fetter als Öl, satter als süße Leckerbissen und ruhmreicher als Mengen von Gold und Silber. […]
Sie kann die Kenntnisreichen noch etwas lehren, sie tröstet die Klugen, sie schenkt den Suchenden Ansehen …
 
Sie haben es in der Hand! Und zum Schluss noch ein kleiner Tipp: Probieren Sie mal einen Spätburgunder von der Ahr – Pinot Noir – mit einer edelherben Schokolade mit hohem Kakaoanteil (60 bis 70 Prozent) und vertrauen Ihrem Geschmackssinn, wenn die Restsüße des Weins den herben Geschmack der Schokolade einfängt.
Noch nicht probiert? Dann aber los …
Ihr Gregor Kelzenberg