Die eigenen vier Wände sollten in erster Linie doch eines sein: ein gemütlicher Rückzugsort, an dem man sich restlos wohlfühlen und entspannen kann. Aber erst die persönlichen Gegenstände wie Bilder, Erinnerungsstücke oder M.bel, mit denen man eine ganz bestimmte Geschichte verbindet, sorgen für dieses ganz individuelle Flair.

Betrachtet man jedoch die Wohntrends der vergangenen Jahre fi el auf, dass eben für diese Individualität kein Platz mehr zu sein schien. ‚Moderne‘ Interior Designs wirkten clean, cool, hochglänzend und unglaublich aufgeräumt – wenn überhaupt lockerten gezielte, aber doch irgendwie uniforme Wohnaccessoires die fast schon nüchtern wirkende Strenge auf. Als erstes brach der Shabby Chic mit dieser sehr kühlen Einrichtung. Plötzlich sollte das Mobiliar leicht abgegriffen wirken. Gebrauchsspuren wurden teils sogar künstlich erzeugt, sodass Kommoden, Tische & Co. fast schon eine Geschichte erzählten. Aber: Auch dieser Trend wurde schnell zum Standard.

Wirft man nun jedoch einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen, die man unter anderem auch auf der Einrichtungsmesse imm cologne erleben konnte, wird klar, dass die echte Individualität mehr und mehr in den Fokus rückt. Plötzlich erhalten alte Designklassiker und persönliche Einzelstücke wieder Gewicht. Dekoaccessoires wie Familienfotos und Urlaubssouvenirs sind klar erwünscht und sollen sogar prominent in Regalen und auf Sideboards die Blicke auf sich ziehen. ‚Echte‘ Originale und Antiquitäten bilden einzelne Highlights zur sonst modernen Funktionalität. Hochglanz ade – herzlich willkommen unverwechselbarer Look, der hier und da mit geschickt geordnetem Chaos für gemütliche Lebendigkeit sorgt.

Die Grenzen zwischen Kunst und Design, Kitsch und fantasievoll inszenierter Wohnlichkeit verschwimmen, beziehungsweise verschmelzen zu einer individuellen Collage. Fragt sich nur, wie man seiner eigenen Persönlichkeit in der Raumgestaltung auch wirklich Ausdruck verleiht? An Bildern oder kleinen Erinnerungsstücken sollte es eigentlich niemandem mangeln, man muss sie nur wieder hervorholen und präsentieren. Beim Mobiliar hingegen hat man inzwischen mehrere Möglichkeiten. Wer die Zeit, Mu.e und natürlich die Transportgelegenheiten hat, sollte über Antiquitäten- und Flohmärkte schlendern oder sich auf den verschiedenen Einrichtungsmessen auf die Suche begeben. Alle anderen wird es besonders freuen, dass sich auch diverse Onlineplattformen wie lauritz.com, wohnkultur66.de oder retrostart.com inzwischen auf Schnäppchen, Einzelstücke und Designklassiker spezialisiert haben.

Man sieht: Individualität und aktuelle Trends gehen also wieder Hand in Hand, wie die eigenen vier Wände ab sofort wirken sollen, hängt einzig und alleine nur noch vom Geschmack der dekorierenden Bewohner ab.

Laura Dietel