Ich merke an verschiedenen Dingen un – miss verständlich, dass ich nicht nur phy – sisch altere, sondern auch im Allgemeinen mental und virtuell die Zeit nicht anhalten kann. Die leiblichen Anzeichen beginnen schon morgens beim Schuhe binden und setzen sich im Laufe des Tages mannigfal – tig fort, etwa beim Aufsteigen aufs Fahrrad oder dem Meiden eines Aufzuges. Meines Erachtens fluppte das alles früher ein wenig geschmeidiger

Ein völlig anderer ‚Alters-BewusstseinSchreck‘ durchfährt mich zuweilen bei TV Interviews, bei denen das Geburtsjahr desoder derjenigen eingeblendet wird und ich mir denke: „Oh wieeehje – das könnte doch ein Kind von mir sein … “

Wie schnell die Zeit an jemandem vorbei – rattert, wird einem beim Jahresrückblick im Fernsehen gewiss, wo namentlich und bild – lich die verstorbenen Prominenten des zu – rückliegenden Jahres aufgezählt werden. Mich wird man an dieser Stelle nicht be – nennen – mir reicht es schon, wenn mich meine Familie und Freunde in guter Erinne – rung behalten. Wie abstrakt man das Al tern empfindet, erkennt man auch an Automo – dellen, die während der eigenen Schul zeit das Alltagsbild im Straßenverkehr prägten und heute mit H-Kennzeichen rumfahren (z. B. VW Golf, Audi 100 oder 3er BMW).

Eine wahre Essenz aus Erinnerungen der ei – genen Fernseherfahrungen erlebte ich neu – lich bei der Jubiläums Show 60 Jahre ZDF. War ich doch als Kind fasziniert von Wim Thoelkes 3 x9 Show, später Der große Preis, aus der allein wegen Wum und Wendelin meine spätere Leidenschaft für Loriot ent – standen ist.

Die Samstagabende mit meinem Opa auf der Couch werde ich nie vergessen, weil diese Shows und Quizsendungen für mich einen hohen Unterhaltungs- und Stellen – wert hatten. Später kam dann in den 70ern Hänschen Rosenthal mit seinem Dalli Dalli hinzu und ab 81 das unvergessene Wetten, dass? .

Diese Zeiten sind leider längst überholt. So wie in der Unterhaltungsmusik nur noch selten neue und gute Songs erfunden (oder sagt man komponiert) werden, kommen im Fernsehen gefühlt nur noch Koch- und Trö – delshows. Nur selten schafft es ein Format, sich über einen längeren Zeitraum zu halten, siehe Wer wird Millionär. Das mag einer – seits an meinem veränderten Geschmack liegen, andererseits an der Gesellschaft, die sich gewandelt hat. Zu Zeiten von Derrick, dem Alten oder Fantomas (und natürlich sämtlichen anderen Filmen mit Louis de Funès) gab es weder Netflix, Youtube oder Amazon Prime

Es gab auch kein ‚Zappen‘ mit der Fernbe – dienung. Man guckte das Erste, das Zweite, oder – und das höchst selten – das Dritte. Und dies alles, wegen noch nicht erfunde – ner Werbepausen, zwei Stunden am Stück. Ich habe in meiner Jugend gewiss nur ei – nen Bruchteil der Zeit vor dem Fernseher verbracht, den heute Jugendliche damit verbringen.

Dennoch gab es wöchentliche Meilensteine, die es nicht zu verpassen galt: dienstags Columbo, samstags Bonanza oder Daktari. Zwischendurch unvergessene Sendungen wie Väter der Klamotte, die allein wegen der Synchronstimme von Hanns Dieter Hüsch für mich Kultstatus hatten. Das alles überragende Highlight waren allerdings die Loriot-Sendungen, die viele Jahre auch als Video-Kassetten in der berühmten Anbau – wand standen.

Dank YouTube und Spotify habe ich die Anbauwand zwischenzeitlich entsorgt und all diese Schätze in der Cloud. Dennoch werden sie in meinem Kopf einen ewigen Ehrenplatz behalten …

Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung!

Ihr
Gregor Kelzenberg