Wann fährt man eigentlich am besten Einkaufen? Eine Frage, die im ersten Moment banal erscheint, aber dennoch ein hohes Potenzial an Diskussionsstoff bereithält.
Eine Frage, mit der man sich als Mann auch nur dann beschäftigt, wenn man gerne einkauft und nicht nur der Frau einen Gefallen tut, weil sie so viel um die Ohren hat oder weil gerade Valentinstag war. Vergleichbar mit der derzeit aktuellen Frage, ob ich in diesem Jahr wieder als Pirat gehe oder nochmal als Zauberer. Egal für welches Outfit ich mich auch entscheide, die Wahrscheinlichkeit, damit falsch zu liegen, ist enorm hoch. Waren doch auf der Kostümparty vier weitere ‚wanna-be Jack Sparrows‘ und mehrere als Merlin verkleidete Zauberer.
Und genauso verhält es sich mit dem Zeitpunkt des besten Einkaufs. Gemeint ist natürlich der Wocheneinkauf, bei dem es um die existenzielle Grundversorgung wie Mineralwasser, Wein und einer Palette Cornflakes für die Kinder geht.
Egal wann ich komme – iss jraaad schlecht.
Für welchen Anbieter meines Vertrauen ich mich auch entschieden habe, irgendwo hakt es immer. Beim südlichen A sind grad keine Wägelchen frei (nur die für Rollstuhlfahrer oder die Kleinkind-Plastikrenner); beim gelben P ist die letzte Palette Mineralwasser just in diesem Moment leergeplündert; beim roten H krieg ich keinen Parkplatz; zum roten R ist es mir zu weit. Beim blauen E könnte ich es noch versuchen, oder beim gelben N, der nimmt allerdings nicht die Pfandflaschen vom blauen L, die werd ich nur im Getränkemarkt los. Ich weiß wohl nicht mehr in welchem…!
Wann herrscht wo die höchste Rentnerdichte? Um wie viel Uhr sind die meisten Muttis mit Kinderwagen auf Tour? Egal welche diesbezügliche Statistik ich zu beachten versuche – meist sind sie dann unterwegs, wenn auch ich einkaufen will. In jüngster Vergangenheit hab ich eine neue Spezies ‚Einkaufsverhinderer‘ kennengelernt, die einem auf dem Weg zur Kasse 4 bis 5 mal im Weg steht und den Verkehrsfluss behindert, wie eine Kolonne Leitplankensanierer am ersten Ferientag auf der A 61 kurz vor Meckenheim.
Es handelt sich um aufgeklärte, preisbewusste Jungrentner mit Smartphone, die mit dem runtergeladenen Barcodescanner den Kilopreis der neuseeländischen Kiwis mit dem der israelischen Mangos vergleichen. Schlimmer als die Kinder früher mit den Ü-Eiern, haben sie jedes Hühnerei händisch geprüft, mehrfach 3D-gescannt und die Bewertung über den EU-zertifizierten Hersteller gegoogelt.
„Es handelt sich um aufgeklärte, preisbewusste Jungrentner mit Smartphone…“
Mit ihrem neuen ‚Buy-App‘ brauchen sie jetzt dreimal so lange für den Einkauf, haben dafür aber digital auf dem Schirm, was sie alles vergessen haben. Kaum zu Hause, werden sie dann von Mutti wieder losgeschickt – ‚Pappa ante Portas‘ lässt grüßen.
Sie: „Und kauf ja nicht wieder was für die Garage! Da hängt schon genug von den unnützen Nützlichkeiten an der Wand!“ Er: „Ja ja – aber du mit deinem Wellnesskrempel!“ Ich glaube, so manches deutsche Bad, als Hygiene- und Toilettenraum mit Wohlfühlcharakter geplant, verwandelt sich dank Gesundheitsmainstream in eine esoterische Folterkammer mit Ayurveda-Steinbruch, Plätscherduftbrunnen und Autosuggestionsberieselung zur Depressionsbewältigung.
Doch zurück zur Einkaufsstrategie. Nach dem Sondieren von gefühlten 1500 g bunten und blassen Zeitungsbeilagen sowie anderem Briefkastenmüll, stellt sich Mr. Preis-Checker daheim am PC mittels Routenplaner (Shareware, ebenfalls Zeitungsbeilage – für lau!) für den Freitagseinkauf seinen Weg zusammen.
Für seinen Beutezug, bestehend aus 2 Kisten Bier, einem Inbus-Schlüsselsatz vom Kaffeeröster, einem Kofferradio für den Fahrradlenker und dem anderen Zeug laut Mutters (analogem) Einkaufszettel, druckt ihm sein Programm 18 km und 35 Minuten Fahrzeit aus. Hinzu kommen drei mal 50 Cent fürs Parken, zwei mal 15 Minuten am Altglas- bzw. Altpapiercontainer (Ordnung muss sein!), 30 Minuten Wartezeit vor der Waschstraße, ohne Matten ausklopfen, und ca. 40 Minuten für übelste Konversationen wegen Benutzung eines Frauenparkplatzes, mit einem Autopoliturhändler und mehreren Einkaufswagen-Chiptauschern. Na, wenn das kein Plan ist…
Abends, wenn Mutter dann endlich Ablenkung durch ‚Gute Zeiten – Schlechte Zeiten‘ erfährt und sich den Problemen der Desperate Housewives hingeben kann, schleicht sich der Preisfuchs wieder an den PC und setzt sein Unheil bei eBay fort.
Das belebende Massage-Fuß-Sprudelbad (nie benutzt) hat schließlich 12 € gebracht.
Soll er ruhig weitermachen – dabei steht er zum Glück niemandem im Weg. Ihr Gregor Kelzenberg