Kennen Sie noch den uralten Witz, dass man, wenn man in einem Mehrfamilienhaus im Erdgeschoss wohnt und mit Nachnamen ‚Licht‘ heißt, seinen Namen nicht unbedingt auch aufs Klingelschild schreiben sollte? Der ist doch sooo alt, da rattert doch Opas historische Bartaufwickelmaschine im Keller… Wenn richtige Spaßvögel bei den Zuhörern waren, packt dann noch jemand die Story von dem Telefonat aus, bei dem jemand die Auskunft anruft und sich mit den Worten meldet: „Hier Ziehts“. Antwort: „Dann machen Sie doch das Fenster zu.“

Über so was haben wir früher gelacht. Tatsache! Da gab es noch nicht gelikte YouTube Clips oder Instagram Weisheiten, die in Windeseile im Schneeballprinzip das Netz überschwemmten. Ich frage mich oft, wie schnell manche Nutzer ein aktuelles Ereignis bereits kurz nach der medialen Veröffentlichung in überarbeitete Witz-Karikaturen umsetzen. Bei fußballbegeisterten Hofnarren könnte ich mir vorstellen, dass Anti-Bayern-München- Gags bereits in der Schublade gehortet werden und nur darauf warten, verschickt zu werden (Gleiches gilt natürlich auch für Jokes zu Lasten der Vereine Dortmund oder Schalke 04).

Doch ich schweife vom Thema ab; wollte doch etwas über die Bedeutung von (Vor-)Namen und deren mitschwingenden Botschaften erzählen. Wenn Ihnen als werdende Eltern das Geschlecht des Neuzugangs schon bekannt sein sollte (sonst arbeiten Sie eben 2-gleisig, hellblau oder rosa), gibt Ihnen das Internet schier unerschöpfliche Auflistungen und Rankings von Vornamen mit statistischer Häufigkeit, geographischem Verbreitungsgebiet, Herkunft uvm.

Gabriele und Hans Walther wollen ja schließlich ihrem ungeborenen Kind schon im Vorfeld durch eine wohlüberlegte Namensgebung einen evolutionären Vorschuss mit auf den Weg geben. Ob der Knabe oder das Mädel später mal Vorstandsvorsitzende/r eines börsennotierten Weltunternehmens sein wird oder eine internationale Karriere als Golf Pro anstrebt. Bereits die Exklusivität des Vornamens soll dem Kind schon bei der Auslese zur Wahl des Klassensprechers Türen und Tore öffnen, um ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Stefans und Michaels zu geben. Wenn schon nach der Hälfte der Stimmenauszählung hinter Jean-Pierre-Huckleberry mehr Kreidestriche zu sehen sind als bei Klaus, Dirk und Markus zusammen, haben die Eltern doch schon jede Menge für das Selbstwertgefühl des Kindes getan. Auch schon im Kindergarten macht der Namenssticker von Sophie-Nschotschi im Wandregal über den stylishen, bunten Crocs deutlich mehr Eindruck als Elisabeths Namensaufkleber über den wirsingfarbenen Kik-Pantoffeln. So hat man doch als Mutter eine gewisse Garantie dafür, dass das Töchterchen auch bestimmt zur Motto-Feen-Party bei Elodie Fjella (Nachname Schmitz; Anm. d. R.) eingeladen wird.

Nenn mir Deinen Namen – und ich sag Dir, wie Du heißt. Da ist was dran. Der richtige Name kann eine Bewerbungsmappe im Stapel der Aspiranten um einen Job wie von Geisterhand nach oben befördern.

Wenn einem die Namensvorschläge in der ‚Eltern‘ zu provinziell erscheinen und ausschließlich Assoziationen zu Leuten hervorrufen, die man aus eigenem Umfeld kennt (so hieß doch dein erster Freund, der Dicke …), kann vielleicht intensives Netflix schauen helfen. Erfolgreiche Serien aus der Vergangenheit bescheren uns aktuell eine Vielzahl von Zoës, Bridgets und Aryas, die in der Bällchengrube nach einem Prinz wühlen. Sie können sich natürlich auch von den Namen ehemaliger amerikanischer Präsidenten inspirieren lassen. Wenn Sie eigentlich gar nicht Vater werden wollten und dann auch noch lieber ein Mädchen hätten haben wollen, nennen Sie den Jungen ruhig Donald (mit Betonung auf dem O). Mit dem Rest muss er dann sein Leben lang fertig werden …

Bis dahin

Ihr
Heinz Gregor Kelzenberg