Wir haben den bekannten Mönchengladbacher Tausendsassa Torsten Knippertz gefragt, in welche heutigen Lokale er schon immer gern gegangen ist – und haben nun Lust auf einen zünftigen Abend in der Altstadt. Das hat man wohl davon

„Lokale in Mönchengladbach, die es schon seit vielen Jahren gibt und die immer noch cool sind? Das ist ein schönes Thema“, sagt Torsten Knippertz, den man in Mönchengladbach noch eher unter dem Namen ‚Knippi‘ kennt. „Wenn man so alt ist wie ich, hat man schon einige kommen und gehen sehen. Aber es gibt zum Glück ja auch einige Dauerbrenner. Da lasse ich mir was einfallen.“ Man merkt schnell: Es ist dem 51-jährigen gebürtigen Moderator, Schauspieler, Musiker und Borussia-Stadionsprecher ein Anliegen, einmal zu erklären, dass auch seine Geburtsstadt eine gute Kneipenkultur besitzt. „Ich glaube, dass der Mönchengladbacher das Licht seiner Stadt gerne mal unter den Scheffel stellt“, sagt Knippi. „Auch, wenn es darum geht, wo man am Wochenende ausgehen kann. Ich finde, es gibt hier genügend Anlaufpunkte.“ Deswegen und um keinen seiner alten Lieblingsläden aus seiner Sturm-und-Drang-Zeit zu vergessen, erscheint er zum verabredeten Interviewtermin bestens vorbereitet mit einem Stichwortzettel. Und weil er so viel zu erzählen hat, beginnen wir mit Teil 1 von Knippis Kneipen-Klassikern.

Studentenflair in der Altstadt

Mezcalito | Gasthausstraße 30

„Da bin ich kurz vorm Erwachsenwerden regelmäßig hingegangen und war auch letztens noch mal da. Es war ein großartiger Abend. Ich war zwar mit Abstand der Älteste da, aber es war schön zu sehen, dass sich im Grunde nichts verändert hat. Schummriges Licht, die legendären Erdbeer-Margaritas und Pitcher und nach wie vor ein sehr studentisches Publikum. Mit Dorian, der den Laden mittlerweile leitet, bin ich früher in eine Klasse gegangen, was den Vorteil hat, dass er mir meistens sofort ein Getränk hinstellt, wenn ich mich an die Theke setze. Einziger Unterschied: Früher lagen immer Erdnüsse auf den Tischen herum, die man sich einfach nehmen konnte. Vielleicht geht das wegen Corona nicht oder wegen anderer Auflagen. War aber nicht schlimm, die Cocktails schmecken auch so superlecker. Vielleicht sind es die besten in Mönchengladbach? Im Mezcalito spürt man, dass Mönchengladbach auch eine Studentenstadt ist. Das liegt mit Sicherheit daran, dass die Getränke dort mittwoch- und donnerstagabends nur die Hälfte kosten, und ich glaube, dass die Besitzer auch immer darauf achten, das Klientel der Fachhochschule darauf aufmerksam zu machen. Und, nach so vielen Jahren kann ich es ja mal zugeben: Vor vielen, vielen Jahren haben wir mal am Ende eines Altstadtabends mit meiner WG, es muss nach 5 Uhr morgens gewesen sein, aus Spaß an der Tür gerüttelt – und es war offen. Alle Lichter waren aus, es war keiner mehr da. Da haben wir noch jeder drei Bier und einen Schnaps getrunken und alles wieder gespült und aufgeräumt. Ich glaube, es hat niemand gemerkt.“

Das Gefühl von Großstadt Die Nacht

Waldhausener Straße 25

„Während das Mezcalito früher immer für Indie-Musik stand, gibt es in der ‚Nacht‘ eher elektronische Musik. Das ist nicht unbedingt meine Lieblingsmusik, ist ab einer bestimmten Uhrzeit aber manchmal auch egal – hier ging es für mich weniger um die Musik, sondern mehr um die Beantwortung der Frage: Wo geht zu später Stunde noch was, was hat noch auf, und wo wird getanzt? Da war und ist die ‚Nacht‘ eine der ersten Anlaufstationen. Früher hat mir der Laden immer das Gefühl von Großstadt gegeben, und ich glaube, auch heute noch ist er ein beliebter Anlaufpunkt für Party- und Tanzwillige von Außerhalb. Das ist ein Club, in den man erst spät geht – um dann ganz lange zu feiern.“

Eine gekonnte Mischung Das Graefen

Alter Markt 23

„Der Laden an sich ist schon ewig an der Stelle und hat sich nur ein bisschen verändert, hieß mal ‚Graefen und König‘, dann ‚Graefen Clubbing‘ und nun eben ‚Graefen‘. Früher hat mir immer gefallen, dass er eine gekonnte Mischung war aus Club und Kneipe. Vorne konnte man gemütlich sitzen, quatschen und sein Bierchen trinken, und hinten wurde getanzt. Das Konzept ist mittlerweile ein bisschen anders, aber feiern kann man da immer noch gut. Es gibt verschiedene Gründe dafür, wieso die Leute in ein bestimmtes Lokal gehen. Beim ‚Graefen‘ war das damals neben der Lage direkt am Alten Markt auf jeden Fall die Tatsache, dass dort immer super Barkeeper und Kellner gearbeitet haben. Die waren sehr aufmerksam und haben einem immer das Gefühl gegeben, willkommen zu sein und dass man nicht stört, wenn man was Neues zu trinken bestellt. Ob vor oder hinter der Theke – man spürte, dass sich alle immer gefreut zu haben, da zu sein – alle waren irgendwie eine Einheit. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie es heute ist. Man hört ja überall, wie schwer es ist, gutes Personal zu bekommen. Menschen, die richtig Lust darauf haben, in einer Kneipe zu arbeiten. Je länger ich darüber nachdenke: Ins ‚Graefen‘ müsste ich eigentlich mal wieder gehen. Wobei, letztens wollte ich in einen Laden gehen, und da wurde mir an der Tür freundlich mitgeteilt: „Ich glaube, das ist nichts für dich.“ Als ich gefragt habe, wieso, war die Antwort ehrlich, tat aber ein bisschen weh: „Unser Publikum heute ist schon sehr jung.“ Der hat vielleicht gedacht, dass ich meine Kinder abholen will …“

Speziell – und deshalb gut Krümel

Waldhausener Straße 44

„Ich habe einen Kumpel aus Berlin, der immer fragt, wie denn diese coole Kneipe heißt, in der wir mal zusammen waren. Das ‚Krümel‘ ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür, dass Leute von außerhalb eher das Besondere an Mönchengladbach sehen als der Gladbacher selbst. Wobei ich zugeben muss, dass das ‚Krümel‘ schon speziell ist. Es läuft harte Rockmusik, es hängen Totenköpfe, Skelette und künstliche Spinnweben an den Wänden, und man trifft neben Fans der etwas härteren Musik auch oft BorussiaFans aus der Kurve. Mir gefällt’s da richtig gut. Das ist schon seit Jahrzehnten eine richtige Pinte, ziemlich dunkel, mit Flipper in der Ecke und dem eigenen Schnaps ‚Krümel-Feuer‘, den muss man eigentlich immer trinken, wenn man da ist.“