Alexander Friebe betreibt direkt an der Niers einen Marktgarten – und hat noch viel vor

Alexander Friebe hat einen Auftrag: 15.000 Jungpflanzen müssen ab Mitte Januar in die Erde. Ein riesiges Projekt, allerdings hat der 27-Jährige auch eine riesige Mission: Es soll wieder schmecken wie aus Omas Garten. Wir stehen im ‚Zwei Morgen Land‘, Mönchengladbachs erstem regenerativen Marktgarten. An der Sonnenstraße, direkt an der Niers, hat er sich einen großen Traum erfüllt. Hier, wo vor gut zwei Jahren noch wilde Brombeersträucher standen, wachsen die verschiedensten Gemüsesorten in Reih und Glied – und, besonders wichtig: ohne Gift, ohne Pflug, mit purer, liebevoller Handarbeit.

„Mit 16 Jahren bin ich im Internet auf die ersten Marktgärten gestoßen und habe mich seitdem so gut belesen, wie es nur ging. Nach einigen gescheiterten Versuchen bei der Berufswahl habe ich dann 2019 den Schritt gewagt und meine zwei Morgen gefunden.“ Friebe ist Quereinsteiger und der lebende Beweis, dass man landwirtschaftlich tätig sein kann, ohne einen großen Maschinenpark oder einen Hof geerbt zu haben. Abgesehen von einem Mini-Kipper, den er zum Transport oder zum Anlegen neuer Beete braucht, ist im ‚Zwei Morgen Land‘ Handarbeit angesagt. Friebe ackert im wahrsten Sinne des Wortes. „Ich will einen Beitrag zu einer krisensicheren und nachhaltigen Lebensmittelversorgung in unserer Stadt leisten und dabei einen neuen Weg erkunden: Eine nachhaltige, konkurrenzfähige Methode und eine erfüllende Laufbahn für die nächste Generation unserer Bauern – Landwirtschaft und Landschaftspflege vereint.“ Ökosysteme sollen durch den ressourcenschonenden Anbau regeneriert werden; der Boden soll fruchtbarer und lebendiger werden, das Summen der Bienen und das Singen der Vögel lauter.

 

 

Friebe pflegt aber nicht nur sein ‚Zwei Morgen Land‘, sondern auch einen stets aktuellen Instagram- Kanal. Liebevoll inszeniert er da frisch gewachsene Salatköpfe, Zucchinis oder Mangold. Auf einem Bild zeigt er sich selbst, mit einem dicken Bund frisch geernteter Möhren und einem zufriedenen Lächeln. Unterschrieben ist das Ganze mit dem Satz: „Ich liebe meinen Job.“ Und man nimmt es ihm ohne zu zögern ab. Begeistert referiert er über die Rekultivierung des Bodens im Winter, den neuen Gewächshaus-Tunnel, den er jetzt mit einem Kumpel aufbaut und über sein ehrgeiziges Ziel für 2021: aus bisher 30 Beeten 200 zu machen. „Ich habe mir viel vorgenommen“, lacht er. „Sobald die Tage wieder länger werden, pflanze ich jeden Tag so viel, wie ich schaffe.“

Friebe betreibt auf dem ‚Zwei Morgen Land‘ einen kleinen Hofladen, ist manchmal auf dem Wochenmarkt in Rheydt mit einem kleinen Stand präsent (‚Lokal. Eigenanbau. Ungespritzt.‘) und beliefert auch manches Restaurant in der Stadt mit frischem Gemüse und Salat. 2021 bietet er erstmals ein Gemüsekisten-Abo an – es hat nicht lange gedauert, da haben sich die 30 Mitglieder, die Friebe mindestens beisammenhaben wollte, angemeldet. Für den Berufs-Einsteiger natürlich wichtige fixe Einnahmen, mit denen er planen kann.

Natürlich weiß Friebe selbst, dass seine Möglichkeiten, zumal allein auf dem Acker, begrenzt sind. „Ganz Mönchengladbach werde ich wohl nie mit Kartoffeln versorgen können“, lacht er. „Aber darum geht es ja auch nicht. Ich freue mich, wenn ich bei den Menschen ein Bewusstsein für die Lebensmittel schaff en kann.“ Die vielen Begegnungen mit den Menschen im Ort geben ihm das Feedback, dass er da auf dem richtigen Weg ist. Zu seinen treuesten Kunden zählt eine ältere Frau, die sich einmal die Woche mit dem Rollator einen Salatkopf bei ihm abholt. Friebe: „Solche Begegnungen sind unvergleichlich.“


mle

Zwei Morgen Land
Sonnenstraße 6 a | MG
www.zweimorgenland.de