Wer noch eine besondere Weihnachtslektüre oder ein schönes Geschenk sucht, der kann sich auf das Buch ‚Ein starkes Stück Gladbach‘ freuen. Darin erzählen Ute Gruben und Arne Dorando die Geschichte des Gründerzeitviertels.

 
Im vergangenen Jahr haben Ute Gruben und Arne Dorando oft in fremden Wohnzimmern gesessen, an Kaffeetassen genippt, Kekse geknabbert und in alten Fotoalben geblättert. Dabei haben sie zugehört, wie ihnen Frauen und Männer von einer Zeit berichteten, in der die Damen lange Röcke und große Hüte trugen, wenn sie ausgingen und die Herren ihren Bart beim Barbier stutzen ließen. Sie hörten Abenteuergeschichten, in denen Jungs in selbst gebauten Seifenkisten die Kaiserstraße hinunterfuhren. Unvorstellbar heute, wo an der Stelle nun der große Kinokomplex steht und davor dicht an dicht die Autos parken.
Zu Beginn des Buchprojekts stand der Kauf eines Hauses an der Kaiserstraße vor drei Jahren. „Wir wollten etwas über die Geschichte unseres Hauses erfahren“, erzählt Ute Gruben. Seit 2004 lebt das Paar im Gründerzeitviertel, das seinen Namen dem Gladbacher Volksmund verdankt. Bei seinen Recherchen ist das Paar darauf gestoßen, dass die Straßen zum Teil umbenannt wurden, weil sich die Gegebenheiten in der Stadt geändert hatten. Die Neugier war geweckt, immer tiefer sind die beiden in die Geschichte eingetaucht.
Inzwischen können sie zu jeder Ecke im Viertel und zur Stadtgeschichte etwas erzählen. Ein Stichwort genügt und schon sprudelt es aus den Autoren nur so heraus. „Die Statue des Gladbacher Löwen war früher ein beliebter Treffpunkt für Liebespaare“, weiß Ute Gruben. Das hat ihr eine ältere Dame berichtet. Das Denkmal war nicht nur ein markanter Punkt vor der Kaiser-Friedrich-Halle, es bot auch Schutz vor allzu neugierigen Blicken.
Rund 30 Interviews hat das Paar geführt. „Erstaunlich, dass uns die Leute ihre Fotoalben überlassen haben“, freut sich Gruben. Auch vom Stadtarchiv Mönchengladbach haben die beiden große Unterstützung erfahren. „Interessant war, dass Katholiken und Protestanten im Alltag fast getrennt voneinander gelebt haben“, sagt die Autorin. Auch die Bismarckstraße zog sich wie eine Grenzlinie durch Stadt und gehobene Gesellschaft. „Diese Grenze wurde nur überschritten, wenn die Anwohner rund um den Schillerplatz in die ‚Bürgergesellschaft Casino‘ an der Hermannstraße zum Tanztee wollten oder jemand bei van Dooren ein Klavier kaufte“, erzählt Dorando.
In ihrem Buch haben sie sich dazu entschlossen, die Geschichten wie einen Spaziergang aufzubauen. Einem Teil zur Entstehung der Stadt schließen sich Kapitel über einzelne Straßen an. Jedem Kapitel ist eine Karte mit dem eingezeichneten Straßenzug vorangestellt, damit sich der Leser besser orientieren kann. Darauf folgen ein historischer Teil, viele Fotos und Berichte von Zeitzeugen. Wer mag, kann so die Originalschauplätze leicht finden und für sich ein Stück Geschichte in die Gegenwart holen.
Das Buch wird Ende November in einer Auflage von 800 Stück erscheinen und unter 25 Euro kosten.
Garnet Manecke
initiative-gruenderzeitviertel.de