Warum wir essen, was wir essen, zeigt die aktuelle Ausstellung ‚Teutscher Reis und Peper van Indien – Neue Pflanzen in heimischen Gefilden‘ im Museum Schloss Rheydt. Dort wird gezeigt, welchen Einfluss der interkontinentale Handel und das Reisen auf unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten hatten. Das 60-seitige Magazin zur Ausstellung ist ein interessantes Lehrbuch über die Geschichte des deutschen Essens.

Nun ist sie wieder da, die Zeit der Suppen und Aufläufe mit Möhren, Kartoffeln, Blumen- und Rosenkohl, Sellerie und vielen anderen Leckereien, die auf den Feldern der Region geerntet wurden. Zum Kaffee hat der Apfelkuchen Hochkonjunktur. Die heimischen Obst- und Gemüsesorten bestimmen in der kalten Jahreszeit unseren Speisezettel. Heimisch? Nun ja, auch die vermeintlich urdeutschen Zutaten haben einen langen Weg zurücklegen müssen, bevor sie hier ihr ‚Zuhause‘ fanden.

Die Kartoffel gilt als Inbegriff der deutschen Esskultur. Zusammen mit Kohl in seinen verschiedenen Zubereitungsformen bildet sie auf dem Teller ein deutsches Traditionsgericht, weswegen die Deutschen von Engländern und Amerikanern nach den Kriegen auch als ‚Krauts‘ bezeichnet wurden. Kartoffeln sind zwar hierzulande beliebt, weil sie sehr nahrhaft sind, aber deutsch ist die Knolle in ihrem Ursprung nicht. „Ihre Heimat sind die Gebirge Südamerikas von Peru bis Chile“, erfährt man bei der Lektüre des Katalogs zur Ausstellung ‚Teutscher Reis und Peper van Indien‘ im Museum Schloss Rheydt auf Seite 17. Mit dem Katalog kann man noch einmal in aller Ruhe die Räume durchschreiten und lesen, welch großes Glück es für unsere Küche war, dass sich in der Renaissance Menschen aufmachten, fremde Länder kennenzulernen.

Ursprünglich waren es die schönen Blüten, die die Botaniker an der Kartoffelpflanze interessierten. So zierte sie viele Jahre die Gärten wohlhabender Adliger, bevor Friedrich der Große den Anbau und Verzehr förderte, um Hungersnöten durch Missernten im Getreideanbau vorzubeugen.

Pflanzen sind seit der Steinzeit ein beliebtes Souvenir aus fernen Ländern. Erbsen stammen aus Kleinasien, die Bohne 
vermutlich aus dem Himalaya, Linsen aus dem Nahen Osten. Sie kamen durch Völkerwanderungen in der Jungsteinzeit in unsere Gefilde. Auch Rettich, Radieschen und die Möhre stammen aus dem Nahen Osten. Erst seit dem Mittelalter kennt
man sie in den Küchen des nördlichen Europas.
Da waren sie schon sehr lange im Mittelmeerraum bekannt.

Wer durch die Ausstellung geht, liest in alten Kräuterbüchern von Hieronymus Bocks, Leonhart Fuchs und Pietro Andrea Mattioli aus dem 16. Jahrhundert. Darin sind die Kultivierung, Ernte und Verwendung der Pflanzen genau beschrieben. Oft mit detaillierten Zeichnungen versehen, an denen man den Aufbau der Gewächse genau studieren kann.

Gutes Essen, neue Rezepte und exotische Zutaten – Früchte, Gewürze, Gemüse oder Genusswaren wie Schokolade und Tee – waren ein Privileg der Reichen. Trinkgefäße in Form einer Ananas oder einer Tulpenblüte aus Gold und Silber zeigen den Besuchern, was man sich leisten konnte. Der Genuss von Tee und heißer Schokolade wurde mit speziellem Geschirr aus kostbarem Porzellan zelebriert.

Wer durch die Ausstellung geht, wird das, was hier auf den Feldern wächst, mit neuen Augen sehen. In dem reich bebilderten Katalog kann man die Geschichte unserer Esskultur bei einer Tasse Kaffee noch einmal gemütlich nachlesen. Der stammt übrigens aus dem heutigen Äthiopien und kam über den arabischen Raum erst im 17. Jahrhundert nach Europa.                 

Garnet Manecke

Teutscher Reis und Peper van Indien –
Neue Pflanzen in heimischen Gefilden

Museum Schloss Rheydt | bis 20. Januar 2019
www.schlossrheydt.de