Die Holzhaspel, mit deren Hilfe Rita Maaßen die Wollstränge zu Knäueln wickelt, ist zugeklappt. Im Hintergrund trägt eine Schneiderpuppe einen dicken Winterpullover mit kompliziertem Zopfmuster. Im obersten Regalfach liegen ein paar Knäuel Wolle, in der Ecke liegt zartrosafarbenes Strickzeug neben dem Sofa. Ansonsten ist es ein ganz normales Büro. Das Atelier einer Strickdesignerin hätte man sich irgendwie anders vorgestellt: wolliger, bunter.

Vier Strickbücher und einige Hefte hat Rita Maaßen geschrieben. In ihrem letzten Buch hat sie ein System entwickelt, mit dem Hobbystrickerinnen Pass- und Schulterform, Ärmel, Halsausschnitte und Bündchen nach eigenem Geschmack kombinieren können. „So kann sich jede Strickerin aussuchen, was ihr gefällt“, sagt die Designerin. In ihren Büchern zeigt sie einfache Anleitungen für Anfängerinnen neben komplizierten Arbeiten für den Profi. Das kommt auch international gut an: Ihr Buch über Ponchos wurde in drei Sprachen übersetzt und auch das letzte Buch wird im September in Englisch erscheinen.

Wenn sie mit den Nadeln klappert, liebt Rita Maaßen es kompliziert. „Ich langweile mich schnell und brauche Muster, bei denen ich hingucken muss“, sagt sie. Um bei überkreuzten Maschen und ineinander verschlungenen Zopfmustern den Überblick zu behalten, legt sie sich ein Blatt mit dem Maschenschema auf ein Brett und markiert mit einem Lineal die Reihe, an der sie gerade arbeitet. „Ich kenne Strickerinnen, die sich jede Reihe in ein Buch notieren. Jede hat da ihr eigenes System“, sagt die Designerin.

Die meisten ihrer Entwürfe sind Auftragsarbeiten für Garnhersteller und Verlage. Während Hersteller die Wolle vorgeben, für die Entwürfe gewünscht sind, lassen ihr die Verlage oft die Freiheit, die Wolle selbst auszusuchen. Nur das Thema der Publikation steht fest. Inspirationen für ihre Arbeit findet die Designerin überall: Mal fällt ihr ein Stoffcape an einer Frau auf, mal ist es ein Bild in einem Kinderbuch oder ein interessantes Fenstergitter an einem Haus. Auch von Messen bringt sie Ideen mit, wenn sie dort besondere Wolle gefunden hat. „Ich stelle mir dann vor, wie sie als Pullover oder Tuch am Körper fällt.“

Ihre Designs entstehen am Computer in einer Tabelle: pro Masche ein Kästchen. Um die genauen Maße zu berechnen, strickt Rita Maaßen einen Probelappen mit dem Muster. „Die Maschenprobe ist die Grundlage dafür, dass alles richtig sitzt“, sagt der Strickprofi. „Wenn man die Maschenprobe erst wäscht, sieht man, wie sich die Wolle verhält. Dehnt sie sich etwas aus oder läuft sie ein? Danach wird gezählt, wie viele Maschen und Reihen auf zehn mal zehn Zentimetern sind.“ Bevor eine Anleitung veröffentlicht wird, wird jedes Modell einmal gestrickt. Dabei helfen Maaßen im Hintergrund viele Strickerinnen.

Mit 14 Jahren entdeckte sie ihre Woll-Lust. Ihre erste Arbeit war eine Strickweste mit Lochmuster. „Von Anfang an hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten, die Anleitung zu verstehen“, sagt die Designerin. Später strickte sie für ihre Kinder. Die Modelle fielen anderen Müttern im Kindergarten auf, Maaßen bekam erste Aufträge. „Dann bin ich erst auf die Idee gekommen, im Internet Anleitungen anzubieten“, erzählt sie. Die Web-Designerin baute sich ein zweites Standbein auf und gründete ihr Label ‚fashionworks‘. 2010 erschien ihre erste eigene Anleitung auf der Plattform Ravelry. 2014 wurde ein Verlag auf sie aufmerksam und sie designte die Modelle für ihr erstes Strickheft. Inzwischen hat sie vier Strickbücher geschrieben. 

www.fashionworks.de                                                   

Garnet Manecke

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