Es ist schon sehr komfortabel, sich die Dinge des täglichen Bedarfs vom Sofa aus bequem mit dem iPad oder Laptop nach Hause bestellen zu können. Keine An- und Abfahrt, kein langes Parkplatzsuchen und kein Schlangestehen an der Kasse, an der meist in dem Moment, in dem ich an der Reihe bin, eh die Bonrolle leer wäre … Und vor allem werde ich online nie von magersüchtigen Störchen in glitzernden UGG Boots bei der Suche nach einem Hemd mit den Worten angequatscht: „… hier – probieren Sie das mal, da dürften Sie reinpassen.“ Die Versandkosten halten sich in der Regel auf gleichem Level wie die Parkhaus-Gebühren. Es sei denn, man war in Düsseldorf bei Breuninger und hat dort in der Tiefgarage für zweieinhalb Stunden ein Grundstück von 2,5 mal 5 Metern gepachtet.
Wenn da nur nicht dieses Manko mit den Passwörtern wäre. Ob ich per Onlinebanking meine Knöllchen bezahlen will, bei Facebook rumstöbern oder mir bei Amazon ein Buch bestellen möchte – es geht nie ohne die Aufforderung: „Bitte geben Sie Ihr Passwort ein!“ Und schon bin ich aufgeschmissen. War es jetzt die Standardkombination 1 2 3 4 5 6 7 oder die genial geheimnisvolle Tastaturreihenfolge aus der Zehnfingerhaltung asdf jklö? Ich hab‘s vergessen …
Bei jedem Verein andere Zugangsdaten zu hinterlegen, überfordert meinen Speicherplatz im Hirn oder zwingt mich zu ständig neuen kryptischen Phantasiegebilden, die ich mir aber selten notiere. Meine Schuhgröße mit den Anfangsbuchstaben meiner Kinder und der Hausnummer rückwärts zu kombinieren, war schon eine geniale Idee, nur hab ich mir leider nicht gemerkt, ob ich dieses Geheimnis dem Server von Zalando oder Lieferando anvertraut habe. Bei manchen Eingaben wird eine unmittelbare Sicherheitsüberprüfung durchgeführt und in roten oder grünen Balken dargestellt. Mein Ergebnis: immer rot!
Das Datum meines Hochzeitstages? Zu gefährlich, das hab ich auf den Unterarm tätowiert. Der Name unserer Katze mit dem Zusatz ‚Mieze 2.1.9‘? Schon vergeben. Klar – hatte ich doch vor drei Wochen
schon vergessen …
„Haben Sie Ihr Passwort vergessen?“ Jaaa – verflixt nochmal. „Wir schicken Ihnen eine Mail, mit der Sie es zurücksetzen können.“ Klar, aber damit ist auch das alte Passwort futsch, beziehungsweise nicht mehr verwendbar und die Kreativität von Neuem gefordert. Ich habe dann immer die absurdesten Ideen, bestehend aus Groß- und Kleinbuchstaben, mehreren Ziffern und exotischen Satzzeichen, beispielsweise einer liegenden Acht – die findet eh keiner auf der Tastatur (∞). Problem ist nur, meine Eingabe dauert dann circa eine Viertelstunde. Außerdem muss ich es sofort aufschreiben, nach zehn Minuten ist eh alles vergessen. Wo zum Teufel hab ich nur den Zettel mit den Passwörtern versteckt?
Da lob ich mir doch die Touch-ID-Erkennung des iPhones, die meine Fingerabdrücke erkennt. Hatte ich jetzt den rechten Daumen, den Mittelfinger oder den Ringfinger gespeichert? War ich in dem Monat Links- oder Rechtshänder … (ich wechsle schon mal)?
Was soll’s, fahr ich eben die Pizza flott mit dem Rad abholen. Ist eh gesünder, die Leute sind immer sehr freundlich und wenn’s mal länger dauert gibt’s außerdem einen Grappa aufs Haus.
Ihr Gregor Kelzenberg