In Mönchengladbachs City-Ost kann man gerade sehen, wie ein neuer Stadtteil entsteht. Die schwedische Gruppe Catella baut hier 2000 Wohnungen, dazu Gewerbeeinheiten und Gastronomie. Das Herzstück des 14 Hektar großen Areals wird ein See mit 20.000 Quadratmetern Wasserfläche sein. Was das Quartier aber wirklich innovativ macht, kann man gar nicht sehen: ein ausgeklügeltes Energie-Konzept.

 

Die ersten Umzugswagen werden zum Jahreswechsel vorfahren. 119 Wohnungen werden dann bezogen. Erst Anfang Mai wurde Richtfest gefeiert. Dass der Bau so schnell fortschreitet, liegt an der besonderen Bauweise: Die Gebäude werden aus Modulen zusammengebaut, in denen alle wichtigen Versorgungsleitungen für Strom und Wasser bereits installiert sind. Jede Steckdose ist funktionsfähig, die Wände sind fertig verputzt.

„Das ermöglicht ein schnelles Bauen, das auch wetterunabhängig erfolgen kann“, sagt Klaus Franken, CEO des Investors Catella. Ein weiterer Vorteil: Weil die Module in einem Werk gefertigt wurden, sind sie bereits trocken – das ‚Trockenwohnen‘ entfällt vollständig. Drei Wohnungen werden pro Tag gebaut.

Das Quartier ist wegen seines innovativen Energiekonzepts eines von vier Projekten des ‚Reallabors der Energiewende‘. Im Rahmen von TransUrban. NRW wird es vom Bundesministerium Wirtschaft und Energie gefördert. Wärme wird aus der Abwasserwärme gewonnen. „Über spezielle Matten in den Kanälen wird dem Abwasser Wärme entzogen, die in das Netz eingespeist wird“, sagt Klaus Franken. Über eine Wärmepumpe wird die Abwärme dann in den Gebäuden genutzt.

Den Strom liefern Photovoltaik-Anlagen auf den begrünten Dächern. Weil bei der Produktion der Betonmodule der Zementanteil geringer ist als im klassischen Beton, sind die CO2-Emissionen bei der Herstellung um 30 Prozent geringer. Gas und Öl werden in der Seestadt nicht benötigt. „Wir sind unabhängig von fossilen Energieträgern“, sagt Klaus Franken. Die Nebenkosten für das Heizen werden für die Bewohner etwa 30 Prozent geringer sein.

Der See erhöht zwar die Attraktivität des Viertels, aber eigentlich hat er eine ganz praktische Funktion: zum einen kühlt er in Hitzesommern die Luft, zum anderen dient er bei Starkregen als Regenrückhaltebecken. In den See fließt auch das Wasser von den Dächern, wenn die Begrünung nichts mehr speichern kann.

Auf dem Weg zu einer Autoverkehr-reduzierten Stadt zeigt das Viertel ebenfalls neue Wege auf. Autos werden in den Untergrund gebracht. Über der Erde gehört der Platz den Fahrradfahrern und Fußgängern. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Nähe zum Hauptbahnhof. So wird es den Bewohnern leicht gemacht, auf den Öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen.

Garnet Manecke

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