Meistens passiert es, wenn man es am allerwenigsten gebrauchen kann. In dem Moment, wenn man sich die Schuhe ausgezogen hat und sich genüsslich ins Sofa sinken lässt. Das Kaminfeuer knistert, der Rotwein atmet noch ein wenig und wartet darauf, verkostet zu werden. Chet Baker säuselt in seine Trompete und nichts steht der wohl verdienten Entspannung im Wege. Just in diesem Moment kommt ein Geräusch aus Richtung Küche und zerschneidet die chillige Atmosphäre mit einem schrillen piep piep piep piep – 20 Sekunden Pause, dann wieder: piep piep piep piep.
Mit einer Penetranz wie der morgendliche Wecker, nur dass dieser über eine in Armlänge erreichbare Snooze Taste verfügt, bringt mich das Geräusch zur Weißglut. Was mag es wohl diesmal sein? Ist es die Spülmaschine, die mir freudig mitteilen will, dass sie ihren Job erledigt hat? Oder ist es gar der Wäschetrockner, der stolz verkündet, 6 Kilogramm Frotteezeug trocken gewirbelt zu haben. Es könnte aber auch die Waschmaschine sein, die das Ende des Powerwash-Programms mitteilt und nun den Steam-care-Vorgang einleitet …
Warum zum Teufel kann man dieses Gedudele nicht deaktivieren? Mich nervt die einseitige Kommunikation ungeheuer. Warum zwingt mir der Toaster ein Selbstgespräch auf, bloß, weil er die Brötchen aufgebacken hat? Wenn ich die Mikrowelle beauftrage, mein Mittagessen aufzuwärmen, muss die doch nicht musizieren, nur, weil der Grünkohl jetzt endlich warm ist (meistens ist er noch nicht mal richtig warm und ich drück noch mal ’ne Minute!).
Ich war mal mit meiner Frau in Portugal in einem altehrwürdigen Hotel mit sehr hohen, Stuck verzierten Decken und historischem Ambiente. Bis dahin alles gut. Morgens um kurz nach 4 Uhr, (es war stockdunkel – mein Körper arbeitete noch am letzten halben Liter Vino Verde aus der Hotel Bar) verkündete der Rauchmelder in 3,50 m Höhe neben der Rosette der Kronleuchter-Aufhängung, dass der Ladezustand der Batterie nicht mehr den Ansprüchen des Gerätes genüge.
Können Sie sich jetzt bildhaft vorstellen, wie ein verschlafener Depp auf einem Stuhl auf dem (ultra weichen) Boxspringbett balancierend mit dem Kofferbock in der Hand versucht, das sch… Ding von der Decke zu feuern?!? Meine Frau hatte unterdessen sekündlich neue Tipps und Strategien, während sie schon mal die Telefonnummer der ortsansässigen Feuerwehr raussuchte.
Diese Dinger sind ja durchaus nützlich und machen Sinn – aber die schrillen Batterie-Warntöne steck ich in die gleiche Schublade wie Zahnschmerzen, Mückenstiche und taillierte Oberhemden.
Und weil ich ja der Glücksritter bin, der im Supermarkt immer an dem Band ansteht, an dem das Papier der Kasse gleich alle ist und der ältere Herr mit den 12 Dosen Katzenfutter seine PIN schon dreimal falsch eingegeben hat, piepen bei mir auch schon mal mehrere Geräte gleichzeitig. Meine Frau lässt so etwas völlig kalt oder sie kann es ausblenden – mich treibt es in den Wahnsinn.
Auch Handy-Klingeltöne, bei denen erwachsene Männer sich offensichtlich den Jamba-Spar-Abo-Ton von Pippi Langstrumpf runtergeladen haben, find ich peinlich und erwecken in mir Unverständnis und Achselzucken. Müssen diese Geräuschverschmutzungen in unserer ohnehin reizüberfluteten Atmosphäre denn sein? Da beneide ich die griechischen Fischer, die in ihren Bötchen aus dem Hafen tuckern und denen der Klang ihres alten Einzylinders das Internetradio ersetzt. Den Rest lassen sie sich vom Wind erzählen.
Bis dahin, pssst …
Ihr
Gregor Kelzenberg