Es gibt Themen, die als Dauerbrenner garantiert in jedem Jahr für Diskussionen sorgen und die Menschheit in ihrem Drang nach freier Meinungsäußerung unentwegt auf Trab halten. Ich meine damit solch verlässlich wiederkehrende Inhalte wie beispielsweise die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit. Ob es nun die Tageszeitung, der Frisör, der Stammtisch oder die Expertenrunde beim Saunaabend ist – jedes Jahr die gleichen Argumente, die Fragen nach dem Warum, wer an allem schuld ist, wem das was bringt und dass wir uns von ‚denen da oben‘ sowieso nicht alles gefallen lassen sollten. Wissenschaftler vom ‚Büro für Technologiefolgenabschätzung‘ beim Deutschen Bundestag, kurz TAB, haben schließlich in einer 212 Seiten umfassenden Studie festgestellt, dass die Sommerzeit immerhin bis zu 0,2 Prozent Strom einspart.

Mit ähnlichem Enthusiasmus werden
endlos belanglose Debatten über den
Verkaufsbeginn von Weckmännern beim
Bäcker beziehungsweise dem Kollektionswechsel
im Schokoregal zwischen
Nikolaus und Osterhase geführt. Böse
Zungen behaupten gar, die Gussform für
Figuren wäre die gleiche (die Rute vom
Nikolaus entspricht beim Hasen dem Ohrenpaar),
lediglich das bunt bedruckte Alupapier unterscheidet zwischen der
bevorstehenden Geburt Christi oder aber
dessen Tod am Kreuz.
Wer genau hinhört findet etliche Dauerbrenner
und Longseller des Smalltalks,
die ewig wiederkehrenden Gesprächsstoff
aufblühen lassen. Ungeachtet des
relativ jungen und aktuellen Themas
‚Flüchtlingspolitik‘ sind auch immer gern
das Rauchverbot in Biergärten, die Promillegrenze
für Radfahrer, das Burkaverbot
in Fußgängerzonen oder die Gehälter
von Profi -Fußballspielern dabei. Irgendjemand
wirft ein Stichwort in die Runde
und schon palavert die Meute los und ergeht
sich in nicht bestätigten Weisheiten.
„Kenn ich“, „Datt es doch noch jaarnix“…
Sehr unterhaltsam auch Diskussionen
über den eigenen Spritverbrauch: „Meiner
braucht auf 100 Kilometer nur 4 Liter“.
Nach fünf Minuten ist einer dabei, der bestimmt
alle 100 Kilometer Sprit ablassen
muss, weil sein Auto ja sooo sparsam ist.
Wie gesagt: nicht bestätigt …
Ein jeder schummelt sich die Gegenwart
zurecht und am Ende sind alle happy.
Jeder kennt einen, der (was auch immer)
auch schon mal hatte und davon markerschütternd
betroff en war. Und wenn
nicht, kennt er zumindest einen aus
der Mannschaft, dem Verein oder der
Nachbarschaft, der auch so etwas hatte
– jedenfalls so ähnlich, und natürlich
schlimmer. Wenn alle Belanglosigkeiten
ausgetauscht sind, fi ndet einer noch
ein Schlusswort im Sinne von „… so was
hätte es früher nicht gegeben“, oder
„… mal seh’n, wie lange es die Merkel
noch macht …“ , „lasst uns mal noch einen
trinken, so jung kommen wir schließlich
nicht mehr zusammen.“
Am 30. Oktober um 3 Uhr wird der Zeiger
wieder um eine Stunde zurückgedreht.
Der Anpassungsprozess des menschlichen
Biorhythmus braucht bis zu vier
Wochen. Macht bei 30 Wochen Sommerzeit
nach Abzug von acht Wochen
für die Umstellung 22 eff ektive Wochen,
in denen wir tüchtig Energie einsparen.
Wenn nur nicht diese hormonellen
Umstellungen durch die lichtabhängigen
Steuerungen im zentralen Nervensystem
wären …
Mal seh’n, ob sich die Weisheiten bis
dahin verändert haben.
P.S. … Mallorca soll auch sehr schön sein,
wirklich!
Ihr Gregor Kelzenberg