Das waren noch Zeiten, als man aus den Aktivitäten eines Frosches im Glaszylinder die Vorhersage für das Wetter abgeleitet hat.
Hüpft ins Wasser er geschwind, weht in Böen starker Wind.
Heutzutage hat man die Frösche ‚outgesourced‘ und diese Aufgabe weltweit vernetzten Großrechnern, schlauen Meteo-Satelliten und mit Hightech vollgestopften Messstationen anvertraut, die dann letzten Endes doch nur vage bis unzureichende Aussagen kundtun. Diese Vorhersagen wurden zwar nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, sind natürlich immer ohne Gewähr, basieren auf theoretischen Modellen und erheben keinerlei Anspruch auf Verbindlichkeit. Vielleicht hat man deshalb die Frösche entlassen, weil sie für ihr Gehüpfe im Einmachglas nicht vollumfänglich in der Haftung standen. Wer gegenwärtig seine Hollywoodschaukel am Wochenende trotz positiver Sonnenschein-Prognosen im Regen aufbaut, verklagt sogleich die Wetterredaktionen auf Schadensersatz, die Kosten für eine neue Dauerwelle und den entgangenen Lustgewinn.
Schüttelt er sein kluges Köpfchen, fallen bald die ersten Tröpfchen.
In unserer Informationsgesellschaft soll keiner unaufgeklärt aus dem Haus gehen, um ohne Regenschirm und wetterfeste Outdoorjacke unerwartet auf ein Sturmtief zu treffen. Bei drohendem Starkregen, einem Tsunami an der Niers oder Lawinenabgängen an der Nordflanke der Rheydter Höhe, soll ein jeder eigenverantwortlich handeln, um nicht hinterher sagen zu können: Ich war nicht vorgewarnt.
Wenn der Frosch ins Wasser flieht, er den Schneesturm kommen sieht.
Für das erste Wochenende im März wurde im Fernsehen und der Presse eine Warnung vor eindringlicher UV-Strahlung ausgegeben, weil die tiefstehende Frühlingssonne die winterlich ausgeblichene Haut schädigen könnte. Die sonnenhungrigen Wintermuffel, die ich an jenem Wochenende bei einer Radtour am Rheinufer gesehen habe, schienen diese Warnungen nicht mitbekommen oder zumindest nicht ernst genommen zu haben. In den Rheinauen bei Düsseldorf glich die Stimmung eher einer spontanen Beachparty am FKK-Strand von Dubrovnik.
Hüpft der Frosch durchs Schilf geschwind, kommt bestimmt ein Wirbelwind.
Am Ende stecken die Wetterdeuter ja mit der Schweinenackengrillfleisch-Fraktion, den Tretbootverleihern und den Flip Flop-Stanzern unter einer Decke und spielen ein abgekartetes Spiel. Man weiß es nicht. Nichts ist so beständig wie die Unbeständigkeit der Wettervorhersagen.
Zuckt sein rechtes Hinterbein, strömt polare Kaltluft ein.
Wenn es laut Interpretation der Rechner aufgrund eines atlantischen Tiefdruckausläufers am Wochenende hin und wieder regnen soll, renne ich deswegen nicht in den Baumarkt, um Pumpen, Watthosen und Signalraketen zur Bergung des Schornsteins zu kaufen. Glücklicherweise reichen in unseren Breitengraden ein gefüllter Kühlschrank, eine Karre Brennholz, ein paar Kerzen und ein Kasten Bier aus, um dem Belagerungszustand eines drohenden Unwetters zu trotzen. Und sollte dennoch etwas fehlen, kennen Sie bestimmt einen Helden in der Nachbarschaft, der Ihnen mit seinem 4-Wheel-Allterrain-SUV etwas von der Tanke mitbringen kann.
Quakt er nachts beim Vollmondschein, stellt sich strenge Kälte ein.
Blöd nur, wenn die Stadt wieder eines ihrer Streusalzfahrzeuge auf einmal – sozusagen auf Ex – mit einem ‚Three Sixty‘ entleert und meterhohe Salzverwehungen ein Durchkommen unmöglichen machen. Bei Vollsperrung des Rheydter Rings hilft einem auch der fetteste Hummer nicht weiter. Für den Fall bevorraten wir zumindest Decken, Obstler und Zwieback im Haus. Außerdem finden sich bis Anfang Mai immer noch Reste von gefangenen Karnevalsbonbons, die unter normalen Umständen keiner verzehrt hätte. Der Hoffnungsschimmer in einer solchen Situation lautet dann:
Schläft der Frosch im gläsernen Haus, einmal sich bis Mittag aus, weil er die ganze Nacht lang sang, bleibt das Wetter schön noch lang.