Der erste Eindruck und der erste Blick verraten alles. Jeder kennt das Phänomen: Es vergehen keine zwei Sekunden und schon haben wir eine Person unbewusst in eine Schublade gesteckt. Oder anders gesagt, ehe Sie sich versehen, befinden Sie sich schon in einer Schublade. Es ist die Entscheidung darüber, ob man jemanden sympathisch oder unsympathisch findet.
Eigentlich sollte mir das ja egal sein. Was kümmert es mich, wenn mich jemand in eine Schublade steckt? Natürlich nichts! Außer, ich möchte etwas von der betreffenden Person – und das war in letzter Zeit ziemlich häufig der Fall. Jeder, der einen Bewerbungsmarathon hinter sich hat, weiß, was ich meine.
Es fängt ja schon bei der Besichtigung der beliebten Kindergärten an. Viele Mütter werden mich verstehen, denn dieses Jahr war es besonders schwer, einen der begehrten Plätze zu ergattern. Ich jedenfalls habe mich für mindestens zehn Kindergärten in Schale geworfen und mein nettestes Lächeln aufgesetzt. Es hat sich gerade einmal ein Kindergarten gemeldet. Das Gleiche bei der Wohnungssuche. Wir haben bestimmt bei der Hälfte der besichtigten Objekte direkt zugesagt und trotzdem eine Absage kassiert.
Woran liegt das? An mir etwa? Bestimmt nicht! Klar ist jedenfalls, dass die Kleidung eine entscheidende Rolle beim ersten Eindruck spielt. Denn die Umworbenen sehen nicht zuerst unsere Fähigkeiten, die Intelligenz oder den Doktortitel, sondern unsere äußere Erscheinung. Bevor Sie also überhaupt das erste Wort gesagt haben, haben Sie schon Ihre Visitenkarte abgegeben: nämlich mit der Wahl Ihres Anzugs oder Kostüms, mit der Wahl Ihrer Schuhe oder sogar Socken! Das Outfit hat immer Signalwirkung.
Eigentlich gut, schließlich ist das ja meine Stärke. Als gelernte Modedesignerin bin ich also aus dem Schneider und kann den Schwarzen Peter getrost meinem Mann zuschieben. Ich meine, dass er seinen Kleidungsstil von Grund auf überdenken sollte. Gerade jetzt, wo er sich auf Jobsuche befindet, habe ich ihm oft genug gesagt: „Mit der Wahl deiner Kleidung drückst Du nicht nur aus, wie wichtig oder unwichtig Du Dich selbst empfindest, sondern sie ist auch immer Ausdruck der Haltung anderen gegenüber. Die meisten Menschen empfinden falsche beziehungsweise unangebrachte Kleidung als Missachtung ihrer Person oder der Situation!“
Nach endlosem Predigen und stoischer Uneinsichtigkeit meines geliebten Göttergatten muss ich trotzdem reagieren. Unter Vortäuschung falscher Tatsachen – ich bräuchte neue Umstandsmode – werde ich ihn in die Stadt schleppen. Es muss einfach sein – und besser, ich bin dabei, sonst ist er im Bekleidungsdschungel dem Untergang geweiht.
Worauf sollte man also achten? Markenkleidung mit dickem Print oder doch Understatement
, schlicht oder extrovertiert?
Bei der Auswahl der richtigen Kleidung sollten Sie stets diese Kriterien überprüfen:
– Welche Erwartungen haben andere an
meine Kleidung (Kunde, Chef oder
Gastgeber)?
– In welchem Umfeld bewege ich mich
(beruflich, privat, offiziell)?
– Gibt es für spezielle Anlässe bestimmte
Dresscodes?
– Was passt zu meinem persönlichen Stil?
Anke Bigdeli