Achtung! Netflix ausschalten, Jacke an und vor die Tür: Die Urbano-Redaktion hat schöne Ausflugstipps für die kalte Jahreszeit

Mönchengladbach im Mittelalter

Es ist schon dunkel, als der Henker mit seinen schweren Lederstiefeln durch den tiefen Schnee der Innenstadt stapft. Wir alle kennen unser Mönchengladbach – aber haben wir uns schon gefragt, wie es hier im Mittelalter war? Einmal monatlich startet diese besondere Stadtführung, die von Spießbürgern, Bauern und Diebesgesindel erzählt – und die im Winter noch mehr Spaß macht. Dann, wenn es langsam dämmert und es ruhiger wird in der Stadt. Wie hat sich ein Henker sein Zubrot verdient? Welche Kräuter wuchsen einst im Abteigarten? Ein Stadtführer im historischen Gewand kennt so viele unbekannte Geschichten, die er bei der zweistündigen Tour auf den Spuren der alten Kirchhöfe zum Besten gibt. 

Die kleinste Kapelle am Niederrhein

Der Winter hat zurecht den Ruf, die stille Jahreszeit zu sein. Und wer hat überhaupt gesagt, dass eine Unternehmung immer mit großem Trubel zu tun haben muss? Während vielerorts Kirchen geschlossen werden, ist in Mönchengladbach-Großheide im September 2018 die kleinste Kapelle am Niederrhein eingeweiht worden. Nicht viel größer als eine Telefonzelle, bietet sie immerhin Platz für bis zu zwei Personen und ist ein Ort, um Ruhe und Kraft finden zu können. Von Sonnenaufgang bis zur Dämmerung geöffnet, ist sie dezent gestaltet und beinhaltet neben einer Bibel, einem Büchlein mit Gebeten auch ein Buch für Eintragungen. Und Taschentücher, falls mal Tränen fließen. Das lässt sich mit einem Spaziergang durch Großheide verbinden – ein nicht ganz alltäglicher Ausflug. 

Wandern im Neandertal

Wann, wenn nicht im Winter, lohnt ein Besuch des eiszeitlichen Wildgeheges im Neandertal? Direkt neben dem Neanderthal Museum, das alles Wissenswerte zu der Entstehung der Menschheit erzählt, tummeln sich Nachzüchtungen von urzeitlichen Tieren wie Auerochsen, Wisente und Tarpan-Wildpferde – die sich im Januar und Februar natürlich pudelwohl fühlen. Über einen kleinen Wanderweg rund um das Gehege herum kommt man ganz nah an die faszinierenden Tiere heran.

Nachts im Landschaftspark Duisburg-Nord

Wohl niemand kann sich dem rauen Industriecharme des Duisburger Landschaftsparks entziehen. Auf dem rund 180 Hektar großen, stillgelegten Hüttenwerk mischen sich Industriekultur und Natur – die Atmosphäre ist besonders und wohl einmalig. Regelmäßig werden hier Führungen im Dunkeln angeboten – entweder mit der Stirnlampe oder mit Fackeln. Bei diesen Nachtwanderungen kommen auch die dunkelsten Ecken und Winkel des alten Hüttenwerks zum Vorschein – man sieht das Hüttenwerk sprichwörtlich im anderen Licht. Während die Fackelführung den Schwerpunkt auf vergangene Industriegeschichte legt und von kochenden Hochöfen, giftigen Gasen und klebrigen Stäuben erzählt, geht es bei der Stirnlampenführung eher um die Geschichte und das Innere des Hüttenwerks: Hier werden Gießhalle, Bunkertaschen und Co. besucht – es wartet ein feuriger Abend.

… Was tun im Winter?

Fliegen am Kahlen Asten

Adrenalinjunkies aufgepasst: Bungeespringen war vorgestern. Wer sein Herz trommeln hören will, der stürzt sich beim ‚Astenkick‘ an einer Doppelseilrutsche über eine 1.000 Meter lange Strecke in die Tiefe. Auch, wenn ein ‚Flug‘ nur 50 Sekunden dauert: Europas zweitlängste Megazipline ist ein atemberaubendes Abenteuer mit einem Gefälle von 12,8 Prozent und einer Geschwindigkeit von mehr als 70 Stundenkilometern – und das quer durch die sauerländische Winterlandschaft. Lachen mit weit aufgerissenen Augen, mit Tränen und reichlich Wind im Gesicht – diese neue Attraktion, die an der Bergstation in Winterberg-Altastenberg startet, sorgt für reichlich Gefühlschaos und ist etwas für Himmels-
stürmer, Mut-Tester und Schon-Alles-Kenner. 

Barfuß durch den Schnee

Im sauerländischen Örtchen Olsberg befindet sich der einzige zertifizierte Kneippwanderweg in Nordrhein-Westfalen. Im Frühjahr und Sommer genießen die Wanderer auf dem rund 40 Kilometer langen, landschaftlich schön gelegenen Weg, der rund um den Kurort verläuft, erfrischende Kneipp-Bäder für Arme und Beine. Die ganz Hartgesottenen können das auch im Winter tun: Mit ausgebildeten Kneipp-Animateuren kann man durch den Schnee stapfen und der rund 150 Jahre alten Gesundheitslehre von
Pfarrer Sebastian Kneipp frönen. Brrrr – aber gesund!

Eisskulpturen-Festival in Zwolle

Zwolle lädt zur frostigen Zeitreise: Menschen auf dem Mars? Dinos? Stone Henge? Das alte Ägypten? Wikinger? Gibt es alles in den Ijsselhallen der niederländischen Stadt Zwolle, die an sich schon einen Besuch wert ist. Aber das ‚Ijsbeelden Festival‘, also das Eisskulpturen-Festival, das noch bis zum 1. März geöffnet hat, ist eine spektakuläre und imposante Schau von Stationen und Personen der Geschichte – aus Eis! Auf 1.200 Quadratmetern haben sich Eiskünstler aus der ganzen Welt ausgetobt und aus 550 Kilo Eis und Schnee bis zu sechs Meter hohe Skulpturen geschaffen. Man ahnt es: In den Ausstellungshallen ist es ungefähr minus zehn Grad kalt – warme Kleidung ist für die Besucher also ein Muss. Dafür trifft man aber auch große Personen der Historie wie Leonardo da Vinci, Napoleon oder Anne Frank – in einer Welt von blitzsauberem Eis und glitzerndem Schnee.

Eislaufen auf den Kanälen in Delft

Daumen drücken für einen kalten Winter! Denn dann sind die Chancen groß, dass die Niederländer ihre Grachten für Schlittschuhläufer freigeben. Ein echter Geheimtipp ist hier das malerische Städtchen Delft: Wenn die vielen kleinen Brücken mit Schnee bedeckt und die zugefrorenen Kanäle in der Altstadt glitzern, mischen sich Touristen unter die Einheimischen und Studenten, und der Alltag scheint einem echten Wintermärchen gewichen. Und ganz wichtig: nach dem Eislaufen auf ein ‚Koek-en-Zopie‘ an einen der vielen Stände im Ort. Frei übersetzt heißt das ‚Kuchen und Drinks‘. Zopie ist ein Getränk aus Bier und Rum, gemischt mit Eiern und Nelke. Dazu gibt es ganz klassisch ‚Stamppot‘, jenen wunderbaren Eintopf, bestehend aus Stampfkartoffeln und anderem Gemüse, gerne serviert mit Schinken. Das alles geht aber wie gesagt nur dann, wenn die Kanäle gefroren sind. Aber auch sonst ist Delft eine Reise wert – vielleicht sogar Mitte Februar zum Bluesfestival.  

Eindhoven, die Lichterstadt

Wem die dunkle Jahreszeit irgendwie unheimlich ist, der sollte für ein Wochenende nach Eindhoven fliehen. Die ‚Lichtstadt‘ – das heutige Stadtbild ist sehr geprägt vom ehemaligen Glühbirnenhersteller Philips – hat einen Ruf zu verlieren, und auch, wenn das Hightech-Lichtfestival ‚Glow‘ gerade einmal nicht stattfindet, ist diese spektakulär illuminierte Stadt immer einen Kurztrip wert. 

mle