Fast immer, wenn das große Nordrhein-Westfalen seine Sommerferien beendet, beginnt an Deutschlands Küsten wie in den Bergen Bayerns das erste Durchatmen. Dann nämlich ist im Normalfall der stärkste Urlauberansturm des Sommers beendet. Nicht so im auch ansonsten außergewöhnlichen Jahr 2020: Wer für Mitte August oder Anfang September auf freie Zimmerkapazitäten, leicht verfügbare Strandkörbe und menschenleere Wanderwege gehofft hatte, wurde enttäuscht: Deutschlands Sandstrände und Alpenattraktionen waren noch weit über die sonstige Zeitgrenze ausgebucht. Deutschland war zwar auch schon 2019 das Lieblingsziel der Deutschen, doch nach dem Lockdown haben noch viel mehr Landsleute die Attraktionen des eigenen Landes schätzen gelernt. Der Run geht weiter. Urbano hat sich für Sie von Nord bis Süd umgeschaut und verspricht: Es lohnt sich auch im Herbst, Urlaub im eigenen Land oder in der näheren Umgebung zu planen – Ferienziele, die mit dem Auto oder per Bahn angenehm zu
erreichen sind.

Ostsee-Leuchten

Die Strand- und Hafenstadt Travemünde ist das Tor zur Lübecker Bucht an der Ostsee. Große Fähren verbinden Travemünde mit Schweden, Finnland und den Baltischen Staaten. Travemünde kann in der Nachsaison und selbst unter den aktuellen Sicherheitsbedingungen noch drei Hauptattraktionen anbieten. Meterhohe Sandskulpturen sind hier noch bis zum 18. Oktober auf 5.000 Quadratmetern in den Boothallen am Fischereihafen zu bestaunen – und das mühelos auch ‚mit Abstand‘. Erstmals erleben die Gäste der maritimen Lübecker Vorstadt vom 4. bis 6. September das eigens neu konzipierte ‚1. Seebadfest‘ rund um die St. Lorenz-Kirche. Dort wird ein Familienprogramm mit Kleinkunst, Musik, Spiel und Spaß unter freiem Himmel geboten.

Für den 17. und 18. September schließlich ist den Ostsee-Gästen das ‚Travemünder Lichtermeer‘ versprochen. Ein stimmungsvoller Laternenumzug leitet die Festlichkeiten ein. Der Zug endet am Ostpreußenkai im Hafen, wo die offizielle Eröffnung stattfindet. Höhepunkt des Budenzaubers rund um die Kaimauern wird dann am Abend des 19. September das große Seefeuerwerk sein.

Grömitz-Fans, die überwiegend in NRW zu finden sind, können sich auf die Festtage vom 21. bis 25. Oktober freuen. Dann wird im Badeort die lange Grömitzer Seebrücke spektakulär, wenn auch ohne Raketenkracher, illuminiert zum ‚LichterMeer‘ samt festlicher Musik-Untermalung.

Auch ohne solche Stimmungsaufheller hat die Ostseeküste bis in den tiefen Herbst viel zu bieten – beispielsweise Rad- oder Wandertouren durch weite Wiesen und Wälder, auch entlang malerischer Steilhänge. Dazu zahlreiche beeindruckende Hofanlagen und Herrenhäuser, viele mit gemütlicher Gastronomie und bunten Handwerkerangeboten. Vom Heringsgenuss bis zur Sterneküche gibt es überall zwischen Lübeck und Kiel fast jede Form von Magenfreude. Schließlich lockt als Hauptattraktion die malerische Hansestadt Lübeck, die mit dem Namen des Vorortes Buntekuh bis heute an einen ihrer berüchtigtsten Einwohner erinnert – den Piraten Klaus Störtebeker, dessen legendäres Schiff den Namen Buntekuh trug.

Heide-Herbst
Dass mit dem Herbst für die Lüneburger Heide eigentlich die Hauptsaison beginnt, ist nicht neu. Doch auch rund um das malerische Zentrum Lüneburg, um Soltau und die weiteren Orte der Region gibt es in diesem Jahr nochmals gesteigerte Buchungszahlen. Die Rottöne des blühenden Heidekrauts, die erdig duftenden Wälder, dazu die lauten Rufe der Hirsche zur Brunftzeit – dieser einmalige Mix aus Natur-Eindrücken macht den Unterschied. Und wenn Sie nach ausgiebigen Wander- oder Fahrradtouren abends einkehren, wartet bestimmt die Heide-Kartoffel auf dem Teller. Sie werden vor Ort am besten verstehen, weshalb es die Kartoffeln aus dem sandigen Heideboden zum Marktführer gebracht haben. 40 Prozent der in Deutschland verzehrten Erdäpfel kommen allein aus dem Boden der Lüneburger Heide.

Morgennebel am Bodensee
Deutschlands mildestes Klima gehört zu den Pfunden, mit denen die Gastgeber rund um den Bodensee wuchern können, natürlich auch im Herbst. Spektakuläre Sonnenuntergänge gehören dazu, ebenso häufig dichter Morgennebel, der nur allmählich weicht. Kulinarische Höhepunkte gibt es hier überall, historische Orte wie Konstanz oder Überlingen ebenfalls. Und nur ein kurzer Ausflug reicht, um Grenzen zu überwinden. Je nach Laune oder Geschmack warten Exkursionen nach Österreich oder in die Schweiz. Radler, Motorradfans und Campingenthusiasten lieben die Vielfalt dieser Region – gerade auch im Herbst.

Radtouren im Elsass
Dass Straßburg im Herbst eine Reise wert ist, weiß beinahe jeder. Aber dass es in der Wein- und Feinschmeckerregion Elsass-Lothringen auch eine ausgewiesene Radtour über die ‚Elsässische Weinstraße‘ gibt, mag den Anreiz zu einem Abstecher dorthin noch erhöhen. 170 Kilometer weit führt diese Radtour am Fuß der Vogesen entlang, von Marienheim am Unterrhein bis Thann am Oberrhein. Überall unterwegs gibt es malerische Weindörfer, locken Weinmessen und Weinfeste.

Peter Lamprecht