125 Jahre wird Borussia Mönchengladbach am 1. August alt. Während sich der Verein ein ganzes Wochenende lang selbst feiert, fragt die Urbano-Redaktion: Was macht diesen Verein so besonders?

Die größten Spiele

Es liegt auf der Hand, dass die Spiele, die Borussia zu Titeln oder zu Aufstiegen geführt haben, zu den größten Spielen der Vereinsgeschichte zählen. Jedoch gab es auch mythenbildende Ereignisse, wie das 1:1 gegen Werder Bremen im Jahr 1971, als der Torpfosten brach und das Spiel annulliert werden musste. Oder das im selben Jahr und ebenfalls annullierte 7:1 gegen den Weltklasseklub Inter Mailand, weil ein Mailänder Spieler angeblich von einer Büchse getroffen wurde. Oder das epische 5:4 im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen, als der Stern von Stürmer-Legende Hans-Jörg Criens aufging. Das 12:0 gegen Borussia Dortmund im April 1978 – bis heute der höchste Sieg der Bundesliga-Historie. Das 11:0 gegen Schalke aus dem Jahr 1967 auf zugeschneitem Rasen. Oder auch das 1:2 daheim gegen den FC Barcelona, als Borussia dem besten Klub der Welt in der Champions League Paroli bot.

Die besten Tore

Tore sind das berühmte Salz in der Suppe, und wahrscheinlich wird jeder seine ganz eigene Sicht auf die Dinge haben und sein eigenes liebstes Borussia-Tor haben. Jedoch gibt es ganz sicher unter den weit mehr als 3.000 Pflichtspieltoren, die Borussia seit dem Bundesligaaufstieg erzielt hat, einige, auf die sich alle einigen können. Das 2:1 von Günter Netzer ist ganz sicher so ein Treffer. 1973, im DFB-Pokal-Endspiel, hatte sich der auf der Ersatzbank schmorende Spielmacher zu Beginn der Verlängerung gegen den 1. FC Köln selbst eingewechselt und nur wenige Minuten später den 2:1-Siegtreffer erzielt. Ein schönes Tor, nach feinem Doppelpass mit Rainer Bonhof, ein wichtiges dazu und eines mit einer besonderen Story. Nicht minder wichtig war 1965 das späte 1:0 von Egon Milder gegen Holstein Kiel, das Borussia den Weg in die Bundesliga geebnet hat. Geschichtsträchtig war das 3:0 von Arie van Lent im Mai 2004 gegen 1860 München, war es doch der letzte Treffer auf dem geliebten Bökelberg. Und epochal war ganz sicher 2011 das späte 1:0 durch Igor de Camargo im Relegationsspiel gegen den VfL Bochum, das gefühlt die Rettung vor dem Abstieg gesichert hat.

Die größten Spieler

Im Jahr 2000, zu Borussias 100. Geburtstag, wählten Borussias Fans die ‚Jahrhundertelf‘. Die Mannschaft ist dominiert von den erfolgreichen Heroen der Siebzigerjahre (Kleff, Vogts, Wimmer, Bonhof, Netzer, Heynckes, Simonsen), ergänzt durch Helden der Achtziger (Hannes, Bruns) und Stars der Neunziger (Andersson, Effenberg). Zweifellos eine grandiose Auswahl, aber auch in den zurückliegenden 25 Jahren hätte sich der ein oder andere Spieler ebenfalls eine Nominierung verdient – wie zum Beispiel Juan Arango, Raffael oder Marc-André ter Stegen.

Die größten Trainer

‚Lieber 5:4 als 1:0.‘ Gerade ist im Werkstatt-Verlag ein Interviewbuch erschienen, in dem 25 große Borussen zu Wort kommen. Der Buchtitel kommt vom allergrößten, weil stilbildenden und erfolgreichsten Trainer: Hennes Weisweiler. Der trainierte Borussia zwischen 1963 und 1975, ehe er zum FC Barcelona gewechselt ist. Weisweiler führte die Mannschaft erst in die Bundesliga und außerdem zu drei Deutschen Meisterschaften, einem DFB-Pokal und einem UEFA-Cup-Sieg. Dass das heutige Stadion an der nach ihm benannten Allee mit der Hausnummer 1 liegt, sagt alles über den Wert des 1983 verstorbenen Jahrhunderttrainers. Auch Udo Lattek, der zwischen 1975 und 1979 gleich drei Titel gewinnen konnte, Jupp Heynckes, der Borussia zwischen 1979 und 1987 trainierte, und Bernd Krauss, der Borussia 1995 zum DFB-Pokal-Sieg führte, sind große Gladbacher Trainernamen. Und: Lucien Favre, der Borussia innerhalb von vier Jahren aus dem Abstiegskampf bis in die Champions League geführt hat.

Die größten Enttäuschungen

„Wir steigen nicht ab, wir wechseln nur die Liga.“ Als Borussia Mönchengladbach am Ende der Spielzeit 1998/99 den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten muss, reagieren die Fans mit einer Mischung aus Trotz – und vielleicht auch der mangelnden Vorstellungskraft, dass die Fohlenelf tatsächlich nicht mehr erstklassig ist. Lange ging es für Borussia immer nur in eine Richtung: nach oben. 1975, als man zu Europas Mannschaft des Jahres gewählt wurde, war der Höhepunkt erreicht. Die größten Niederlagen: 1980 im UEFA-Cup-Finale gegen Frankfurt, 1984 im DFB-Pokal nach Elfmeterschießen gegen die Bayern. Ende der Achtziger hat Borussia zum ersten Mal überhaupt einen Trainer entlassen, 1999 dann der erste Abstieg und 2007 der zweite. Zurückgekommen ist Borussia immer, kleinere Enttäuschungen (vor allem immer mal wieder im DFB-Pokal) nicht ausgeschlossen.

Die größten Songs

Fußball und Musik liegen recht nahe beieinander. „Wir sind ein einig‘ Volk von Brüdern“, schmetterten die Gladbacher vor mehr als 100 Jahren, das ‚Alte Borussen-Lied‘ ist noch heute beliebt in der Kurve. ‚Ri Ra Ro, Netzer, Vogts und Co. ‚ hieß es in den glorreichen Siebzigern, und Schlagerbarde Peter Orloff textete ein Jahrzehnt mutig: ‚Gladbach wird Meister.‘ Der Fan-Band B. O. ist es zu verdanken, dass die Borussia-Songs in den Neunzigern mit Gitarrensound unterlegt wurden. ‚Die Elf vom Niederrhein‘ ist die Fan-Hymne schlechthin, und eine Zeile ist zum Glaubensbekenntnis geworden: „Und geht das Spiel auch mal verlor’n, dann macht uns das gar nichts aus. Denn dann fahren wir zum Auswärtsspiel und machen einen drauf!“ In den vergangenen Jahren hat sich die Ballade ‚Die Seele brennt‘ durchgesetzt – allesamt mittlerweile Klassiker, die nicht nur die Nordkurve mitsingen kann. Ein Lied, auf das sich wohl alle Borussia-Generationen einigen können: ‚Gladbach ist der geilste Klub der Welt!‘

Sven Platen