Neuzugang Marcus Thuram überzeugte bisher durch seine Matchwinner-Qualitäten. Nicht umsonst wählten ihn die VfL-Fans im September zu Borussias ‚Spieler des Monats‘.

Das Matchwinner-Gen von ‚Tikus‘ – mit diesem Spitznamen, der so viel wie ‚der kleine Marcus‘ bedeutet, rufen ihn seine Eltern, Freunde und Teamkollegen – lässt sich kaum leugnen, denn schon im ersten Pflichtspiel der Saison hatte der 1,92 Meter große Hüne sein Team in Sandhausen per mächtigem Flugkopfball zum Sieg und in die nächste Runde des DFB-Pokals geführt. „Erstes Spiel, erste Chance, erstes Tor – der perfekte Einstand für Gladbachs Neuzugang Marcus Thuram“, titelte der Kicker zwangsläufig. Was man damals noch als Zufall hätte abtun können, geschieht mittlerweile längst in schöner Regelmäßigkeit.

Bei der Partie gegen den FC Augsburg am 7. Spieltag der Fußball-Bundesliga, die Borussia sogar an die Tabellenspitze springen ließ, hatte Thuram am linken Flügel zum Beispiel gleich mehrere Widersacher abgeschüttelt, als wäre es das Natürlichste der Welt. Und weil der Franzose dann auch noch den glasklaren Blick für Denis Zakaria hatte, stand es bereits nach 120 Sekunden 1:0. Elf Minuten später führte man mit 3:0, sodass die Partie 77 Minuten vor Abpfiff so gut wie gewonnen war. 5:1 lautete schließlich das Endergebnis – nicht zuletzt dank Thurams unwiderstehlichem Blitzstart. 

Bescheidenheit als Tugend

Auch zuvor, beim 3:0-Erfolg der FohlenElf in Hoffenheim, als Thuram zunächst Alassane Plea passgenau das 1:0 ermöglichte und das 2:0 später selbst erzielte, war er der gefühlte Matchwinner. Er selbst aber betonte lieber das Verhältnis zu seinen Sturmpartnern Alassane Plea und Breel Embolo, das „sowohl auf als auch neben dem Platz“ sehr gut sei. Bescheidenheit, die den 22-Jährigen ehrt und die ihm wohl auch sein Vater, Lilian Thuram, mit auf den Weg gegeben haben dürfte. Sein Vater, Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000, habe ihm die Schönheit des Fußballspiels früh vermittelt, so Marcus Thuram. Gleichzeitig habe er ihm aber auch klargemacht, dass es im Leben noch Wichtigeres gebe als Fußball. So habe er gelernt, nicht nur ein besserer Fußballer, sondern auch ein besserer Mensch zu sein. 

Sich den medialen Lobgesängen dauerhaft zu entziehen, wird Marcus Thuram trotz seines klaren Blickes auf den Fußball allerdings kaum gelingen. Zumindest dann nicht, wenn er weiterhin Gala-Vorstellungen abliefert, wie etwa beim 2:1-Heimsieg über Fortuna Düsseldorf, seinem bisher wohl spektakulärsten Auftritt für die FohlenElf. Thuram, erstmals in einem Pflichtspiel für Borussia nicht in der Startelf, musste an diesem Tag bis weit in die zweite Halbzeit auf seinen Einsatz warten. Dann aber drehte er die Partie innerhalb weniger Minuten mit zwei Toren und bescherte den Fans so den zweiten Derby-Sieg innerhalb weniger Tage. „Ich freue mich über meine ersten Treffer in der Bundesliga“, so Thuram nach Abpfiff, aber „hätten wir am Ende nicht gewonnen, würden diese Treffer nichts bedeuten.“

Von Woche zu Woche wird deutlicher, über welches Offensiv-Potenzial Borussia nun verfügt. Thuram, Plea und Embolo – allesamt enorme Kraftpakete –  bilden ein Sturm-Trio das große Wucht und feine Technik vereint. Das Fohlen-Trio muss allerdings erst beweisen, dass es diese Power auch konstant auf den Rasen bringen kann. Und auch wer von ihnen am Ende der Treffsicherste sein wird, bleibt abzuwarten. Letztlich aber ist das ohnehin bedeutungslos, so lange die Mannschaft erfolgreich ist. Das jedenfalls würde Marcus Thuram mit ziemlicher Sicherheit antworten, wenn man ihm diese Frage stellen würde.

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