Im Januar wechselte Joe Scally mit nur 18 Jahren aus New York zur Borussia. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass es der richtige Schritt war

„Gibt es einen von den jungen Spielern, der dir besonders viel Freude gemacht hat?“ Die Frage ist kaum ausgesprochen, da muss der von Journalisten umringte Max Eberl schmunzeln. „Auf die Frage habe ich nach dem Trainingslager gewartet“, antwortet Borussias Sportdirektor. Wer Eberl kennt, weiß, dass es ihm fernliegt, einzelne Spieler hervorzuheben. Deswegen richtet er zunächst lobende Worte an alle, die zum ersten Mal im Trainingslager der Profimannschaft in Harsewinkel- Marienfeld vorspielten. Dann wird es doch noch überraschend konkret: „Joe Scally ist schon einen Schritt weiter als andere, obwohl er erst 18 Jahre alt ist. Man denkt, er ist schon 21 oder 22, wenn man seine Souveränität, Kaltschnäuzigkeit und Unbekümmertheit beobachtet.“

Von Scallys Fähigkeiten konnten sich Borussia-Fans sowohl in den Testspielen als nmauch in den ersten Pflichtspielen zu Saisonbeginn überzeugen. Beim 1:0-Pokalsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern sowie beim 1:1 am ersten Spieltag der Bundesliga gegen den FC Bayern München setzte Cheftrainer Adi Hütter auf Scally als Ersatz für den verletzten Linksverteidiger Ramy Bensebaini – beide Male über die vollen 90 Minuten. Der ehemalige US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann lobte den Borussen im amerikanischen Fernsehen nach seinem Bundesligadebüt: „Es ist einfach eine wunderbare Geschichte, außerdem hat er noch richtig gut gespielt. Er war sehr konzentriert und tat nichts Verrücktes. Er hat einfach seinen Job für das Team gemacht.“

Diese Worte erhalten noch mehr Gewicht, bedenkt man, dass Joseph, genannt ‚Joe‘, Scally erst seit diesem Jahr in Deutschland lebt und für Borussia die Fußballschuhe schnürt. Im Januar, nur ein paar Tage nach seinem 18. Geburtstag, machte sich der Youngster auf den Weg zu seinem neuen Arbeitgeber, fast 6.000 Kilometer Luftlinie von seiner Heimat New York entfernt. „Für mich war es definitiv ein großer Traum, in Europa zu spielen. Daher habe ich mich riesig gefreut, zu Borussia zu wechseln“, erklärt Scally.

Mit seiner offenen und sympathischen Art, aber auch mit seinen fußballerischen Fähigkeiten hat er sich ungewöhnlich schnell bei den Fohlen integrieren können. Dass Scally mit Talent gesegnet ist, konnte man aber schon im Vorfeld erahnen. In der Akademie des New York City FC ausgebildet, wurde er im Alter von nur 15 Jahren der zweitjüngste Profifußballer aller Zeiten in der Major League Soccer. Er verbrachte insgesamt fünf Jahre bei dem Großstadtklub, bevor es ihn an den Niederrhein zog.

„Bissig, athletisch, fußballerisch stark“
In der Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit nahm er regelmäßig am Training der Profis teil und verstärkte die U23 des VfL, lief insgesamt 15-mal in der Regionalliga West auf. Gegen Fortuna Köln gelang ihm sogar sein Premierentreffer für Borussia, als er die Mannschaft von Heiko Vogel zum 1:0-Sieg schoss.

Nach Abschluss der Saison kam Roland Virkus aus dem Schwärmen über die Neuverpflichtung nicht mehr heraus: „Joe hat mit dem Wechsel zu uns einen riesengroßen Schritt gewagt, doch er hat auf Anhieb überzeugt“, so Borussias Direktor Nachwuchsleistungszentrum. „Es ist beeindruckend, wie sich der Junge bisher hier verkauft hat.“ Als Scallys Stärke hat Virkus vor allem die harte und dennoch faire Zweikampfführung ausgemacht. „Er ist zudem richtig bissig, athletisch und fußballerisch stark.“ Zudem kann Scally auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden. Zwar bevorzugt er die Position des Rechtsverteidigers, aber auch auf der rechten offensiven Außenbahn und als Linksverteidiger fühlt er sich wohl. Das zeigte er in seinen ersten Profispielen, und konnte beweisen: Er ist nicht nur bereit für das Abenteuer Borussia, er ist schon mittendrin.

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