Hätten Sie’s gewusst? Der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik gehört zu den größten Studienorten für den Fachkräftenachwuchs in der Branche. Junge Frauen und Männer lernen hier, Stoffe, Textilien und Mode mit kleinen und großen Extras zu entwickeln. Dem Verbraucher bleibt das oft verborgen: Wer interessiert sich schon dafür, dass das Vlies in der Autotür schwer entflammbar oder warum die Regenjacke wasserdicht ist.

Fluorcarbone klingen für Menschen ohne besonderen Bezug zu Chemie erst mal nicht so spannend. Studierende in der Vorlesung an der Hochschule Niederrhein können sich oft einen schöneren Ort vorstellen, an dem sie gerade lieber wären. Professor Lutz Vossebein, Dekan des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik, hat das schon oft beobachtet. In der Praxis erfahren die perfluorierten Kohlenstoffketten einen Imagewandel. „Fluorcarbone in der Ausrüstung sind sehr spannend“, sagt Vossebein. Sie sorgen dafür, dass die Träger auch im stärksten Regen möglichst trocken bleiben und die Jacken der Feuerwehr bei großer Hitze schützen. Weil Fluorcarbone die Umwelt stark belasten, wird aktuell nach gleichwertigem Ersatz geforscht. Auch das ist ein Thema für die Studierenden.

Drei Schwerpunkte bietet der Fachbereich an: Bekleidungstechnik, Textiltechnik und Design. Egal, für welchen Weg sich die Studierenden entscheiden: Alle haben einen großen technisch-analytischen Anteil in ihrer Ausbildung. „Recycling und Kreislaufwirtschaft sind die großen Zukunftsthemen“, sagt Vossebein. „Gerade die Textilindustrie steht im Kreuzfeuer der Kritik wegen Umweltbelastungen. Die angehenden Ingenieure müssen deshalb das Verständnis entwickeln, wie sie ein Produkt mit wenig Emission erstellen.“

Ein aktuelles Beispiel ist das Thema Mikroplastik durch Kleidung, zu dem auch an der Hochschule geforscht wird. „Da zeichnet sich gerade nicht ab, dass durch Textilien der Großteil von Mikroplastik ins Wasser kommt“, sagt Vossebein.

Der gute Ruf des Fachbereichs ist international. 20 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland. Die meisten stammen aus Bangladesch, Indien oder China, wo viele Produktionsstätten der Textil- und Bekleidungsindustrie sind. Sie entscheiden sich bevorzugt für den englischsprachigen Studiengang. Auch für deutsche Studierende, die eine internationale Karriere anstreben, ist dieser Studiengang interessant. Er verbindet die fachliche Ausbildung mit dem kulturellen Austausch zwischen den Studierenden.

Den fördert auch die Zusammenarbeit der Hochschule mit Universitäten in China und Vietnam sowie die Möglichkeit, Auslandssemester in den Produktionsländern zu verbringen. Die Kooperation mit der chinesischen Tiangong University ermöglicht es den Absolventen des internationalen Studiengangs, einen deutsch-chinesischen Doppelabschluss zu machen. „Es gibt mittlerweile einige chinesische Produzenten, die gezielt Designer aus Deutschland suchen, weil die chinesischen Designer häufig nicht fähig sind, ein Design vorher zu denken“, stellt Vossebein fest. „Das liegt an den kulturellen Unterschieden. In China verliert man sein Gesicht, wenn man einem Vorgesetzten widerspricht. In Deutschland sind die Hierarchien flach organisiert. Die Studierenden haben gelernt, sich für ihre Ideen einzusetzen.“ Ob internationale Karriere oder nicht: 80 Prozent der Absolventen aus Mönchengladbach finden innerhalb der ersten drei Monate nach ihrem Abschluss einen Job. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

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Garnet Manecke