Patrick Herrmann gräbt seine Wurzeln immer tiefer am Niederrhein ein. Aktuell baut der 30-Jährige mit seiner Familie ein Haus in Mönchengladbach.

An der Stelle entsteht ein kleines Gym – und hier ein Gästezimmer. Meine Familie wohnt ja weiter weg, da war uns ein Gästezimmer sehr wichtig.“ Patrick Herrmann steht im Keller seines Hauses. Oder besser gesagt: an der Stelle, wo der Keller einmal sein wird. Borussias Offensivakteur führt über die Baustelle seines künftigen Hauses in Mönchengladbach. Im Obergeschoss ‚angekommen‘, wird der geneigte Zuhörer kurz stutzig. Da seien unter anderem die beiden Kinderzimmer, erzählt der 30-Jährige. Moment mal, zwei? „Ja, jetzt kann ich es ja sagen. Wir erwarten unser zweites Kind. An meinem Geburtstag habe ich es der Mannschaft gesagt.“ Private News aus der Familie am 30. Geburtstag für die beruflichen Kollegen, die über all die Jahre längst mehr als das geworden sind. „Da sind auf jeden Fall Freundschaften entstanden“, sagt Herrmann.

Historisches geschaffen
Die Sonne lugt an diesem milden Tag gerade hinter den Wolken hervor, als Patrick Herrmann die eigens mitgebrachten Arbeitsschuhe gegen gelbe Gummistiefel aus dem Bauwagen tauscht. Sie tragen die Aufschrift ‚7 Flaco‘ – ganz wie bei Fußballschuhen. Seine aktuelle Rolle bei Borussia schätzt der Offensivspieler realistisch ein – und nimmt sie pragmatisch an. „Ich laufe nicht täglich zum Trainer und will Begründungen hören, wenn ich nicht spiele. Für eine intakte Mannschaft ist es sehr wichtig, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt, sondern alle an einem Strang ziehen. Und das sehe ich bei uns.“ Der Familienvater ist entspannter geworden. Er hat ja auch schon einiges vorzuweisen. Bei seinen Pflichtspielen für Borussia hat
Patrick Herrmann vor kurzem Vereinsikone Günter Netzer überholt, der auf 349 Einsätze kommt. Das bedeutet Platz 8 in der VfL-Historie. Auch als Torschütze hat ‚Flaco‘ Spuren in Borussias Vereinsgeschichte hinterlassen. 46 BundesligaTore sind aktuell Platz 15. Auf dem Rundgang sind wir inzwischen im zukünftigen Garten angekommen. Beim Gedanken an den grünen Rasen, der hier bald liegen wird, ist es natürlich unmöglich, am Thema Fußball vorbeizukommen. „Ich kann mir das schon sehr gut vorstellen, wenn ich hier so stehe. Dahinten kommen die Fußballtore hin, das habe ich ganz genau im Kopf.“

„Borussia hatte immer Priorität für mich“
In seiner langen Karriere als Borusse hat Patrick Herrmann schon viele besondere Momente erleben dürfen. Von der Relegation bis in die Champions League – diese Entwicklung haben aus dem aktuellen Kader der FohlenElf nur Tony Jantschke und Herrmann von Anfang bis Ende mitgeschrieben. Fehlt nicht noch eine richtige Krönung dieser jetzt schon historischen Karriere? „Irgendwann mal etwas zu gewinnen, etwas in der Hand zu halten – das wäre die Krönung.“, träumt der 30-Jährige. „Doch auch so ist es ein großer Erfolg, was wir hier geschaffen haben. Diesen Weg von ganz unten bis in die Champions League – den wollte ich gerne mit Borussia mitgehen. Er hatte immer Priorität für mich.“ Damit hat Patrick Herrmann etwas
geschafft, was im Berufsstand eines Profi-Fußballers eigentlich unmöglich erscheint: sich eine wirkliche Heimat zu schaffen. Der Baustellenrundgang neigt sich dem Ende zu. Anfang 2022 sollen die Herrmanns einziehen können. 2022 ist auch das Jahr, in dem der aktuelle Vertrag von Borussias Nummer 7 auslaufen wird. Und dann? „Mal abwarten. Ich lasse das in Ruhe auf mich zukommen. Meinen Wunsch kennt ja jeder …“, sagt Herrmann, als er den Bauzaun hinter sich lässt und noch einmal in Richtung seiner künftigen Heimat zurückblickt. „Ein Haus baut man für die Ewigkeit. Die Kinder werden hier aufwachsen. Wir wollen hier nicht mehr weg.“