Nach 30 Jahren macht unser Autor zum zweiten Mal das Deutsche Schwimmabzeichen in Silber – und kann das nur weiterempfehlen

Ein Lächeln kann sich die Bademeisterin nicht verkneifen: „Für deine Badehose!“ Kurz, nachdem sie mir das kleine Stempel-Heftchen überreicht, darin frisch vermerkt, dass ich soeben das Silberne Schwimmabzeichen gemacht habe, bekomme ich noch einen Aufnäher geschenkt. Rund 30 Jahre, nachdem ich im Schwimm-Unterricht Silber gemacht habe, habe ich das wiederholt. Und während ich den Aufnäher damals natürlich von meiner Mama auf meine Hose habe nähen lassen, werde ich dieses Mal wohl verzichten. Die Anforderungen sind für Kinder und Erwachsene die gleichen; die Überwindung, die Herausforderung anzunehmen, ist aber ungleich höher. Doch der Reihe nach.

Letztlich war es das Bonusprogramm meiner Krankenkasse, das mich dazu motiviert hat, mit dem Schwimmabzeichen einen sportlichen Leistungsnachweis zu erbringen. Das gibt Punkte für ein Prämiensystem, so wie Zahnprophylaxe, eine Vorsorge-Untersuchung oder den Nachweis einer aktuellen Schutzimpfung. Alles gute Sachen also; und was mir fehlte, um die Punkte für dieses Jahr voll zu machen, war eben der Nachweis, dass ich schwimmen kann.

Schwimmen, das fand in den vergangenen Jahrzehnten für mich eher zwischen Whirlpool, Rutsche und Pommesbude statt. Und manch einer mag geschmunzelt haben, als ich plötzlich, von einer mit Klemmbrett und Stoppuhr bewaffneten Bademeisterin beobachtet, zwischen vielen Kindern oben auf dem Dreier stand und Minuten später einen Ring vom Beckenboden hochgeholt habe. Vermutlich war auch meine Technik beim 20-minütigen Schwimmen nicht die beste. Das habe ich schon beim Sprung vom Startblock gemerkt. „Interessant“, hat die gut gelaunte Bademeisterin hinterhergerufen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich morgen leichten Muskelkater haben werde.

Aber: Es hat sich gut angefühlt. Gut, weil ich endlich mal aus dem Quark gekommen bin, heraus aus meiner Komfortzone. Sport ist für mich zwar kein Fremdwort, aber im Grunde habe ich doch immer dasselbe gemacht. Mich im Schwimmbad mit den unterschiedlichen Schwimmstilen auseinandersetzen, zehn Meter Streckentauchen – das ist mal was Neues und weckt den sportlichen Ehrgeiz. Und als ich es am Ende geschafft habe, summe ich innerlich die olympische Fanfare.

„Nächstes Mal machst du sicher Gold“, gibt mir die Bademeisterin noch mit auf den Weg, doch da habe ich direkt schon andere Pläne für den Frühling: das Deutsche Sportabzeichen machen! Wie ging noch mal Hochsprung? Oder Kugelstoßen? Es lebe der Sport.

Sven Platen