Der Mittelfeldstar von Borussia Mönchengladbach trifft bei der EM mit der Schweiz auf seinen Bruder Taulant – der für Albanien dabei ist.


Zwei Jahre älter ist Taulant Xhaka als sein Bruder Granit. Als die beiden Jungs früher zusammen zum Fußball spielen aus dem Haus gegangen sind, musste die Mutter keine zwei Sekunden überlegen, wem sie den Hausschlüssel mitgibt: dem kleinen Granit! „Ich passe auf solche Sachen einfach besser auf als Taulant, bin vielleicht auch ein wenig zuverlässiger“, sagt der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach. Auch wenn der heute 23-Jährige beteuert, das Wort seines älteren Bruders würde zählen, ist diese kleine Episode irgendwie typisch: Denn Granit Xhaka ist einer, der vorangeht, der Verantwortung übernimmt. Weil er spürt, dass er das so machen muss.
Was man manchmal vergisst: Dieser Granit Xhaka, der Borussia Mönchengladbach in der soeben abgelaufenen Saison als Kapitän auf den vierten Platz geführt hat und im letzten Jahr endgültig zu einem der Anführer aufgestiegen ist, ist gerade mal 23 Jahre alt. Ein absoluter Früh-Entwickler, der mit 19, als er vom FC Basel zu Borussia gewechselt ist, schon Nationalspieler war, zweifacher Schweizer Meister und Pokalsieger. Er hat schon viel erlebt, und doch wird die im Juni beginnende Europameisterschaft etwas völlig Neues bringen: Denn wenn die Schweiz in ihrem ersten Spiel gegen Albanien antritt, wird es aller Voraussicht nach zum Duell Xhaka gegen Xhaka kommen – es wäre das erste Bruder-Duell bei einer EM. Die Wurzeln der beiden Jungs nämlich liegen in Albanien, vor der Geburt der Kinder sind die Eltern in die Schweiz gezogen. Gebürtige Schweizer mit albanischen Wurzeln – die Zwei konnten sich also überlegen, für welche Nationalmannschaft sie spielen wollen. Und während sich die albanische Nationalmannschaft nicht für Granit interessierte, konnten die Schweizer wiederum nichts mit Taulant Xhaka anfangen. Und so läuft Granit seit Jahren für die Schweiz auf, Taulant, der beim FC Basel spielt, für Albanien.
Dass beide Länder nun bei der Europameisterschaft aufeinandertreffen, ist eine pikante Geschichte. Die Xhakas selbst haben sich das nicht gewünscht: „Es wird gegen Albanien ein spezielles Spiel“, sagt Granit. Gut, dass die Eltern zwei Daumen zum Drücken besitzen – jeweils einen für jedes ihrer Kinder. „Meine Frau und ich sind die stolzesten Eltern der Welt. Wir könnten die ganze Welt umarmen“, sagte der Papa, nachdem beide Nationen die EM erreicht hatten. Aus Granits Sicht, für den das Duell nach eigener Aussage „sehr emotional“ wird, geht es im ersten Gruppenspiel darum, die Weichen für das Turnier zu stellen.
Er wird die Rolle des Führungsspielers, die er bei Borussia ausgeübt hat und die ihn für so ziemlich alle europäischen Topklubs interessant gemacht hat, auch bei der EM einnehmen. Beeinflusst von der Art von ehemaligen Stars wie Zinedine Zidane oder Stefan Effenberg, die gespielt haben, als Granit ein kleiner Junge war, könnte er eine der prägenden Figuren dieser EM werden.