Zugegeben, sein Name klingt eher nach Schmerzerlebnis am Gaumen als nach fruchtig-herbem Aroma. Aber gerade in der kalten Jahreszeit zeigt sich Sanddorn als wahrer Tausendsassa. Er stärkt das Immunsystem, hilft bei Erkältung und kann auf vielerlei Art zubereitet werden.
Eigentlich geht es ja auch um die Früchte des Sanddorns, der unter dem wesentlich freundlicher klingenden Namen Rote Schlehe bekannt ist. Die bis zu acht Meter hohe Weidenart wächst bevorzugt an sandigen Ufern. Aber auch im heimischen Garten kann man sie anpflanzen. Dafür muss der Boden mit Sand durchsetzt werden. Um Früchte zu ernten, müssen weibliche und männliche Pflanzen nebeneinander gesetzt werden. Im Spätsommer, Anfang August, sind die kleinen orangeroten, ovalen Beeren, die übrigens nur an weiblichen Pflanzen wachsen, reif. Ihr Fruchtfleisch ist reich an ätherischen Ölen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. In der Naturheilkunde wird das Öl gerne zur Wundheilung genutzt – insbesondere bei leichten Verbrennungen wie bei einem Sonnenbrand. Diese Eigenschaft macht es auch für die Pflege von empfindlicher Haut, die zu Neurodermitis und Ekzemen neigt, beliebt.
Wegen seines hohen Vitamingehalts ist Sanddorn für Kosmetik und Ernährung attraktiv. „Er enthält viel Vitamin E, das gut gegen freie Radikale wirkt“, sagt Gaby Detert vom SuperBioMarkt in Mönchengladbach. „In der Kosmetik wird er vor allem dann eingesetzt, wenn die Haut einen Frischekick braucht“, ergänzt ihre Kollegin Elisa Derksen. „Solche Produkte sind gut für trockene, fahle Haut geeignet, die neue Energie braucht.“
Nicht nur äußerlich ist die Strauchfrucht ein großer Energiespender. Auch in der
Ernährung kann sie einiges bewirken. Denn die Beere enthält mit 50 Milligramm pro 100 Gramm Frucht wesentlich mehr Vitamin C als Zitronen oder Orangen. Deshalb hilft sie gerade in diesen Tagen, das Immunsystem zu stärken und Erkältungen zu lindern.
Dazu liefert das Fruchtfleisch die Vitamine A und B12. Vitamin A ist für den Aufbau von Haut und Schleimhäuten wichtig, Vitamin B12 braucht der Körper zur Bildung roter Blutkörperchen. Letzteres kommt sonst nur in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vor. Deshalb ist die kleine orange Beere für die vegetarische und vegane Ernährung besonders wertvoll. „Wichtig ist dabei, dass man das Fruchtfleisch mit verarbeitet“, betont Detert.
Als Saft, Konfitüre, Gelee, Lutschtabletten oder Bonbons: Sanddorn ist sehr vielseitig verwendbar. „Sehr gut schmeckt es, wenn man einen Löffel Elixier unter den Joghurt rührt“, empfiehlt Gaby Detert. Zusammen mit Orangenstücken erhält der Joghurt so eine herb-süßliche Note. „Weil Sanddorn so viel Vitamin C enthält, empfiehlt es sich nicht, ihn mit etwas sehr heißem zu mischen“, sagt Detert. „Denn große Hitze zerstört die Vitamine.“
Auch Salaten gibt ein Schuss Elixier ein raffiniertes Aroma. Zumal Sanddorn gerade in der dunklen Jahreszeit die Widerstandskräfte gegen Infektionen stärkt und die Laune hebt. Als Vollfrucht-Saft kann er auch täglich als eine Art Kur eingenommen werden. Und wer einfach den Geschmack der Frucht liebt, genießt ihn als Aufstrich auf dem Frühstücksbrötchen. „Sanddorn ist einfach genial“, schwärmt Gaby Detert. „Ein echtes Lebenselixier.“
Garnet Manecke