Mit ihrem Buch ‚Drachenbanner‘ hat Schriftstellerin Rebecca Gablé wieder einen Bestseller geschrieben. In der siebten Folge der Waringham-Saga geht es um Leibeigenschaft und Emanzipation, Liebe und Krieg vor dem Hintergrund wahrer historischer Ereignisse im mittelalterlichen England. Ein kleiner Einblick in den Schaffensprozess.

Es hat nur eine Woche nach Erscheinen gedauert, da fand sich Rebecca Gablés neuester Roman ‚Drachenbanner‘ auf der Spiegel-Bestsellerliste. Keine große Überraschung, denn seit sie mit ‚Das Lächeln der Fortuna‘, dem ersten Teil der Waringham-Saga, ihren Durchbruch als Schriftstellerin hatte, steht der Name der Mönchengladbacherin auf der Liste regelmäßig unter den Top Ten der erfolgreichsten Bücher. Auch der wohl bekannteste und sehr strenge Kritiker Denis Scheck lobt ihre Romane. „Ein spannender, solide recherchierter Schmöker. Respekt“, urteilte der Literatur-Kritiker.

Fast ein Jahr vor Erscheinen des Buches im September hat Gablé das Manuskript fertiggestellt. Während viele Künstler mit Unruhe auf den immer näher rückenden Abgabetermin schauen, bleibt Gablé in der Endphase des Schreibens ruhig. „Der Stress ist für mich am Anfang am größten“, sagt sie. „Ganz egal, wie viel Erfahrung man hat: Jedes Buch ist ein neues Abenteuer.“

Ob die Geschichte wie geplant aufgeht, ob sie im Rahmen von 900 Seiten erzählt werden kann und ob die Szenen auch so ablaufen, wie vorgesehen, stellt sich erst während des Schreibens heraus. „Es kommt vor, dass eine Figur nicht reagieren kann wie vorgesehen, weil es dann doch nicht passt“, sagt Gablé. „Da gibt es in Nuancen Überraschungen und ich muss nachjustieren.“

Bevor sie die erste Zeile schreibt, macht sie sich einen Plan mit einem Handlungsgerüst der historischen Personen und der Ereignisse, die sie erzählen möchte. Danach wird ein Zeitplan für die erfundenen Figuren aufgestellt. Zu detailliert geht sie dabei nicht vor, um den Figuren etwas Raum für die Entwicklung zu geben. „Trotz Planung ist das Schreiben mit großen Unwägbarkeiten verbunden“, sagt Gablé. „Ich weiß im Vorfeld zum Beispiel nicht, ob ich für den dramatischen Höhepunkt 15 oder 25 Seiten brauche.

Rebecca Gablé ist dafür bekannt, dass sie die historischen Orte, an denen ihr Roman spielt, gerne im Vorfeld besucht. Aber ‚Drachenbanner‘ schrieb sie während der Corona-Pandemie. Reisebeschränkungen und Lockdowns machten den Besuch von Westminster Hall und Westminster Abbey in London unmöglich. Die geplante Reise wurde abgesagt. Für die haptische Inspiration hat sie einen Ersatz gefunden. „Ich habe zwei Silberpennys aus der Zeit Heinrich III.. Die habe ich dann in die Hand genommen und mir vorgestellt, dass vielleicht eine der historischen Figuren Simone de Monfort oder Prinzessin Eleanor diese Münzen auch in der Hand hatten“, sagt sie.

Mit den Recherchen für das nächste Buch hat sie bereits vor neun Monaten begonnen. Worum es geht, verrät sie noch nicht. Die Chance, dass es wieder ein Bestseller wird, ist groß.

Garnet Manecke