Der härteste Winter seit Jahrzehnten ist fast überstanden. Nicht wegen des Wetters – so ein bisschen Schnee hat noch keinem geschadet und ist für uns Niederrheiner eine nette Abwechslung und irgendwie aufregend und neu. Nein, die dunkle Jahreszeit war dieses Mal noch ein wenig dunkler und das Leben durch Kontaktbeschränkungen trister. Was also tun mit der freien Zeit? Nicht wenige sind in den zurückliegenden Monaten unter die Spaziergänger gegangen, oder, so klingt es irgendwie sportlicher, unter die Wanderer: Mit der richtigen App auf dem Handy (zum Beispiel Komoot) lässt sich in der näheren Umgebung immer eine passende Route finden. Und, jede Wette, das Ganze macht bei Frühlingswetter und der Aussicht auf ein kleines Picknick noch deutlich mehr Spaß. Eine Auswahl der schönsten Touren, ganz in der Nähe unserer Haustür.
Borner See 2 km
Hier lässt es sich ausgiebig wandern. Wer kleine Kinder dabei hat oder auch sonst erst einmal nur eine sehr kleine Runde drehen möchte, für den ist der Patschelpfad die ideale Einsteigerrunde. Benannt nach ‚Patschel aus Schwalmtal‘, einer Figur aus einem lokalen Roman, geht es auf diesem Wanderpfad direkt rund um den Borner See. Das ist gut, weil das Gewässer ein eindeutiger Orientierungspunkt ist und man sich nicht verlaufen kann. Vor allem aber, weil man hier (empfohlener Startpunkt: Parkplatz Ortseingang Brüggen- Born) eine wunderbare Auszeit erleben und wunderbare Aussichten genießen kann, von den Brücken ins Naturschutzgebiet etwa oder auf den Borner Kirchturm.
Rund um den De-Witt-See 6 km
Ein schöner Rundkurs durchs malerische Nettetal. Beginnend an der Leuther Mühle, kommt man in Richtung See nach knapp einem Kilometer an einer Aussichts-Plattform für Vogel-Liebhaber vorbei. Egal ob Kopfweiden, Froschweiher und Feuchtbiotope – abgesehen vom asphaltierten Bahndamm und zwei, drei Parkbänken sieht die Natur hier an vielen Stellen reichlich unberührt aus.
Birgeler Urwald 13 km
Vorab: Die Wanderstrecke in Wassenberg trägt ihren Beinamen ‚Birgeler Urwald‘ völlig zu Recht! Zumindest fühlt man sich bei diesem Wanderweg im Kreis Heinsberg direkt an der niederländischen Grenze wirklich jotwede, also janz weit draußen. Rund drei Stunden geht es hier durch den gut ausgeschilderten Weg, vorbei an wildem Wuchs, teils geduckt unter umgestürzte Bäume hindurch. So wandert man durch einen ziemlich dicht bewachsenen Wald und erhält so den Eindruck, dass die moderne Welt ganz weit weg ist. Hier sind nur Stock und Stein wichtig, Wiesen und Moore, Blätter und Bäche. Start und Ziel ist an der Naturschutzstation Haus Wildenrath möglich. Und wer ins Ziel kommt, ist geschafft – aber glücklich.
Kulturlandschaftspfad in Mönchengladbach 13 km
An insgesamt zwölf Stationen lernen die Wanderer hier die Mönchengladbacher Kulturlandschaft besser kennen. Vom Rheydter Stadtwald aus geht es in Richtung Genhülsen, über Dorthausen in den Hardter Wald. Wer dann noch Kondition hat, dem sei im Hardter Wald zum Beispiel das keltische Grabhügelfeld empfohlen.
Knuppelpad van Sint Ludwig bis zu 15 km
Eigentlich ist es egal, wo man im Nationalpark De Meinweg spazieren geht. Denn schön ist es in diesem herrlichen Landschafts-Schutzgebiet direkt jenseits der deutsch-niederländischen Grenze überall. Der Knuppelpad van Sint Ludwig ist aber ein besonderer Wanderweg, denn schließlich führt er auf einem breiten Holzsteg kilometerweit durch einen Moorwald. Wichtig zu wissen: Hunde und Fahrräder sind auf dem Knuppelpad nicht erlaubt.
Fünf Tipps für Wander-Anfänger
ROUTE
Natürlich will niemand kilometerweit parallel zur Landstraße laufen, manch einer aber auch nicht knöcheltief durchs Moor. Informieren oder überlegen Sie sich vorher, wo Sie hinwollen – und vor allem, wie Sie wieder zurückkommen. Natürlich bietet sich hier ein Rundkurs, vielleicht um einen See, an.
PROVIANT
Nichts ist hier wichtiger als Wasser, gerne in einer kühlenden Aluminiumflasche transportiert. Bei langen Wanderungen und gutem Wetter dürfen es zwei Liter sein, auch wenn man dann etwas zu schleppen hat. Und natürlich sind etwas Obst, Müsliriegel oder ein paar Kekse für ein kleines Picknick ebenso willkommen wie eine Kanne Tee.
KLEIDUNG
Natürlich müssen Anfänger für eine ausgedehnte Sonntags-Wanderung keine Wanderschuhe kaufen. Trotzdem sollten sie mit Verstand ausgewählt werden, sie sind das wichtigste Kleidungsstück. Im Wald am platten Niederrhein tun es gemütliche, eingelaufene Laufschuhe. Ansonsten empfiehlt sich wie so oft das Zwiebelprinzip. Denn gerade auf längeren Wanderungen ändern sich durch Uhrzeit, aber auch durch Umgebung die Temperaturen teils deutlich.
ORIENTIERUNG
Ob klassische Wanderkarte oder Beschilderung eines Wanderweges – jeder Wanderer sollte stets grob wissen, wo er sich befindet. Unsere Empfehlung ist eine der zahlreichen Apps mit GPS-Funktion, auf der man sieht, wo man ist – und leicht abschätzen kann, wie weit es bis zum Ziel ist oder wo sich die nächste Möglichkeit auftut, sich unterzustellen.
RESPEKT
Urbano-Lesern muss man das nicht erklären. Nur der Vollständigkeit halber: Es ist wichtig, dass wir auch als Wanderer die Natur respektieren. Das bedeutet nicht nur, dass wir unseren Müll wieder mit zurück zum Auto nehmen. Sondern auch, dass wir die dort lebenden Tiere nicht durch übertriebenen Lärm aufschrecken, dass wir unsere Hunde anleinen und die Gewässer schützen. Dann, und nur dann, können wir der Natur das zurückgeben, was wir von ihr bekommen.
mle