Sie packen an, ohne groß darüber zu reden: Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich engagieren, bleiben oft still im Hintergrund. Dabei würde ohne sie eine Gesellschaft überhaupt nicht funktionieren. In fast allen Lebensbereichen begegnen wir Ehrenamtlichen, die sich mit viel Herzblut einsetzen und wir kommen täglich mit ihnen zusammen, ohne es zu wissen.

Wer von Westen in die Stadt fährt, kommt direkt an dem Ortseingangsschild an einer alten Windmühle vorbei. Seit September 2019 sind ihre Flügel schon von Weitem zu sehen. Die Flügel markieren nicht nur das Ende des Wiederaufbaus eines der ältesten weltlichen Gebäude von Mönchengladbach. Dass die 1747 erbaute Schriefersmühle nicht dem Verfall überlassen wurde, ist dem ehrenamtlichen Engagement einiger Frauen und Männer zu verdanken. 2011 haben sie damit begonnen, für ihr Projekt die Werbetrommel zur rühren, Spendengelder zu sammeln und sich um Fördergelder bemüht. Nun ist die Mühle wieder ein historisches Schmuckstück und eine von vier noch erhaltenen Mühlen in der Stadt. Hier wird Schulklassen aus der Geschichte der Stadt erzählt, altes Handwerk nahegebracht sowie zu Lesungen, Ausstellungen und Festen eingeladen.

Ohne bürgerschaftliches Engagement würde eine Gesellschaft nicht funktionieren. Ehrenamtler sind die Knoten, die das gesellschaftliche Netz zusammenhalten. Bei Katastrophen leisten sie als Freiwillige Feuerwehr, Notfallseelsorger und Sanitäter erste Hilfe. Bei den nun wieder anlaufenden kulturellen Veranstaltungen sind sie als Ordner, Ersthelfer, Budenaufbauer, Spendensammler und Begleiter für Hilfsbedürftige im Einsatz. In Sportvereinen leiten sie das Training und waschen Trikots, im öffentlichen Raum bepflanzen sie Beete und räumen in Parks und Grünstreifen den Müll weg. Sie helfen Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, üben mit Kindern das Lesen, kümmern sich um Kranke in Kliniken und besuchen alte Menschen in Seniorenheimen. Mit geflüchteten Menschen üben sie Deutsch und helfen beim Ausfüllen von Formularen. Im Ahrtal und Stolberg räumen sie die Trümmer weg und helfen, die Orte wieder aufzubauen.

Laut Bundesministerium des Innern, Heimat und Integration engagieren sich über 30 Millionen Menschen in Deutschland ehrenamtlich. Was sie antreibt, kann man auf NEW-Bussen und Plakaten der Kampagne ‚Ehrensache‘ derzeit in Mönchengladbach und Viersen lesen. „Ehrenamt schafft bereichernde zwischenmenschliche Begegnung für beide Seiten“, sagt eine Sterbe- und Trauerbegleiterin. „Ich bin als Mensch gereift. Mir hat die Flüchtlingsarbeit sehr viel Demut und Lebenserfahrung gegeben“, sagt ein junger Mann über seine Arbeit mit geflüchteten Menschen.

Weil eine Stadt sich ohne ehrenamtliches Engagement nicht entwickeln kann, unterstützt die Stadt mit verschiedenen Programmen bürgerschaftliche Projekte. So gab es Zuschüsse für die Gestaltung von öffentlichen Plätzen wie dem Schillerplatz oder dem Maarplatz.

Auch für die Ehrenamtlichen direkt gibt es von der Kommune eine Anerkennung. Mit der ‚Ehrenamtskarte‘ bekommen Menschen, die sich dauerhaft in sozialen, kulturellen, kirchlichen und sportlichen Bereichen einsetzen, in vielen Institutionen Ermäßigungen bei Eintrittspreisen und Weiterbildungsangeboten in insgesamt 80 Kommunen Nordrhein-Westfalens.

In Zusammenarbeit mit dem Caritasverband ist in Mönchengladbach mit dem Freiwilligenzentrum eine Vermittlungsbörse entstanden: Diejenigen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, bringt sie mit den Institutionen zusammen, die Helfer suchen. Auch über die Anpacker-App kann jeder eine passende Aufgabe für sich finden. Je mehr Knoten es gibt, umso stärker ist das gesellschaftliche Netz für alle.

Garnet Manecke