Sie sind Radsportler – nicht nur am heimischen Bildschirm? Sie träumen davon, einmal eine der legendären Etappen der Tour de France mitzufahren? Zu spät, jedenfalls für das Tour-Jahr 2017! Schon Wochen vor der Startphase in Düsseldorf und Mönchengladbach war die einzige Publikums-Etappe für dieses 104. Jahr ausgebucht. 13.000 Teilnehmerplätze standen zur Verfügung für das Rennen bei der ‚L’Etape du Tour‘, die am 20. Juli, also vier Tage vor dem dortigen Profi rennen, ab Briançon in den französischen Alpen gestartet wird. Wer die 148 Kilometer bis zum 2.115 Meter hohen Tourmalet erproben will, der muss also bis zum kommenden Jahr warten. Doch auch ohne eigene Kraftanstrengungen ist die Tour de France eine kurze oder auch längere Mit-Reise wert. Zwischen der rheinischen Stadtregion um Düsseldorf und dem Ziel auf der Pariser Champs Élysées liegen schließlich genügend spannende Reiseziele, viele sehr unterschiedliche Beispiele für die Schönheit unserer Nachbarn Belgien und Frankreich. Also eine Tour der Überraschungen. Wir haben einige davon für Sie ausgesucht.

Lüttich
Die malerische Stadt könnten Sie beispielsweise per TGV auf Schienen erreichen. Das hat den Vorteil, auf einem der attraktivsten Bahnhöfe Europas anzukommen. Lüttichs Schnellbahnhof wird überspannt von einem zart wirkenden filigranen Netzwerk, das an Schmetterlingsflügel erinnert – es wurde entworfen vom katalanischen Star-Architekten Santiago Calatrava. Dieses futuristische Gebäude kontrastiert auf spannende Weise mit Lüttichs Zeugnissen alter Baukunst, die von der großen Geschichte der belgischen Wallonie erzählen. Dazu gehört das Museumszentrum im historischen Grand Curtius-Komplex, das seit 2009 die Kunstsammlungen der Stadt präsentiert. Viel über die Menschen der Region fi ndet man heraus beim Besuch des Wallonischen Museums für Volkskunde mit seinen 350.000 Exponaten aus Land- und Forstwirtschaft. Und gleich dort können Sie auch die Gaumenfreuden der wallonischen Küche ausprobieren – im ‚Espace Saveurs‘. Natürlich warten deftige wallonische Küchenerlebnisse, begleitet durch viele Sorten belgischen Bieres, auch in zahlreichen weiteren Restaurants der Stadt. Schließlich löst schon der Anblick ausgepowerter Radsportler am Tagesziel eines Rennens bei jedem Zuschauer ordentlichen Durst und Appetit aus …
Vittel
Das malerische französische Kurbad in den Vogesen gibt einer der großen Marken seinen Namen: dem Vittel-Heilwasser. Schon die Römer kannten und schätzten dessen körperfreundliche Wirkung, und heute nutzt der Nestlé-Konzern dieses mineralienreiche Produkt zu Umsatz-Höhenfl ügen. Auch die historischen Thermalbäder der Stadt leben von der Quelle mit dem großen Namen. Drumherum lädt ein malerischer Kurpark von 25 Hektar Ausdehnung zu Spaziergängen. Und wer einen längeren Aktivurlaub über den Quellen sucht, findet in Vittel einen Club Mediterrané mit der Möglichkeit zum Golfen und Bogenschießen – und mit 100 eigenen Pferden und einer eigenen Reithalle für alle, die in dieser Kombination das Glück dieser Erde erkennen.
Troyes
Die ‚Stadt der tausend Farben‘, mehr als 60.000 Einwohner stark, rühmt sich eines besonderen Schatzes: Sie verfügt über mehr historische Fachwerkbauten als jede andere Stadt in Frankreich. Gelegen in der Champagne, haben sich die Bewohner schon seit dem 16. Jahrhundert eine weitere Besonderheit gegönnt: Ihr Stadtzentrum hat die Umrisse eines Champagnerkorkens. Natürlich findet sich in einer so vorgeprägten Kommune ausreichend Gelegenheit, auf authentische Weise ‚französische Küche‘ und die Schätze des Weinanbaus zu genießen, während man die Vielfalt der Baukunst auf sich wirken lässt.
Bergerac
Auf den Bühnen der Welt ist ‚Cyrano de Bergerac‘ als unfreiwilliger Botschafter dieser Stadt unterwegs. Denn der Dichter, dem die Komödie und deren Hauptdarsteller ihren Namen verdanken, hat eigentlich nichts mit der Stadt in der Dordogne zu tun. Gleichwohl widmet Bergerac dem langnasigen Träumer-Dichter heute mehrere Statuen in der Innenstadt, vielleicht aus Dankbarkeit für zusätzliche internationale Stadtwerbung. Bergerac und seine 27.000 Einwohner profi tieren von der milden westlichen Luftströmung und dem zugehörigen atlantischen Klima in Frankreichs Südwesten. Im Sommer ist es zwischen den Fachwerkhäusern warm und trocken und der Wein auf 12.000 Hektar Fläche rund um die Stadt dankt diesen Vorzug mit reicher, immer hochwertiger Ernte. Er ist engster Lage-Verwandter des Bordeaux und kommt vornehmlich in den Traubensorten Cabernet Sauvignon, Malbec und Fer Servadou vor.
BRIANÇON
Briançon
Hier startet die vielleicht gefürchtetste Bergetappe, die eigentliche ‚Tour der Leiden‘. Gegründet im 9. Jahrhundert von der Adelsfamilie Briançon, lebt das Örtchen gleichen Namens heute vom Tourismus der Alpinisten und Rad-Enthusiasten. Die mächtige Burg derer von Briançon ist neben dem Tross der Tour bis heute größte Sehenswürdigkeit der Gemeinde.
Paris
Von der Ruhe der Alpen ins Gewimmel der Weltmetropole: Am 23. Juli ‚landet‘ die gesamte Tour-Armada in Paris. Falls Sie unter den Hunderttausenden sein wollen, die den Sieger des Rennens bejubeln – über die Stadt der Liebe und des Genusses müssen wir Ihnen sicherlich nichts erzählen. Da spricht der Name für sich selbst, auch am Schlusstag der Tour de France. Oder?

Peter Lamprecht

 
Info // Tour de France | www.letour.com