Eine erfreuliche Entwicklung in einer unerfreulichen Zeit: Die Menschen entdecken das Spielen wieder für sich. Die Brüder Andreas und Stefan Lessenich führen in der vierten Generation ein Spielzeuggeschäft in der Fußgängerzone von St. Tönis. Die beiden Spieleexperten über Trends, Spiele-Comebacks und das zurückliegende außergewöhnliche Jahr.

War das Jahr 2020 eine große Herausforderung für Spielwaren Lessenich?
Natürlich ist es schwer, wenn man sein Geschäft vorübergehend schließen muss. Wir merkten, dass Kindergeburtstage ausgefallen oder Kommunionsfeiern kleiner gefeiert wurden. Aber: Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Das haben wir unserer treuen Kundschaft zu verdanken, von der wir großen Zuspruch erfahren haben. Wir konnten aber auch mit guten Ideen punkten. Wir haben zum Beispiel einen Abhol- und Lieferservice angeboten oder unsere Kunden auf allen Kanälen von Facebook über Telefon und Whats-App beraten. Und: Statt einer Ranzen- Messe bieten wir individuelle Beratungstermine für den Kauf von Schultornistern an.

Gibt es Spieletrends?
In diesen Zeiten ist vor allem Spielzeug zur Selbstbeschäftigung von Kindern gefragt. Es gab und gibt einen Riesen-Run auf Puzzles, die haben wirklich ein großes Comeback gefeiert, zwischenzeitlich waren sie nahezu ausverkauft. Ähnlich beliebt sind Bastel-Sets aller Art und auch die vielen Spiele der Firma Smart Games, die mit allerhand Logik-Denkspielen mit einfachen Regeln für einen Spieler in verschiedenen Schwierigkeitsstufen für ziemlich ausdauernde Beschäftigung sorgen.

Wie sieht es mit Brettspielen aus?
Da sind oft auch die Klassiker gefragt. Das Spiel ‚Activity‘, bei dem Begriff e mit Pantomime, Worten oder Zeichnungen erklärt werden müssen, ist nach wie vor beliebt, oder Strategiespiele wie beispielsweise ‚Die Siedler von Catan‘.

Welches Spiel passt derzeit am besten?
Escape-Games. Beim Spielen muss es nicht immer gegeneinander gehen, auch das gemeinsame Lösen einer Aufgabe kann eine unterhaltsame Sache sein. Hier hat die Firma Kosmos einen tollen Trend gesetzt. Wie bei den Live-Escape-Rooms muss eine Gruppe bei den Escape-Games gemeinsam knifflige Rätsel und Aufgaben lösen, um so als Team zum Ziel zu kommen. In den vielen unterschiedlichen Spielen wird man an einen anderen Ort oder sogar in eine andere Zeit befördert – was dem ein oder anderen angesichts der aktuellen Situation wahrscheinlich nicht ganz ungelegen kommt.

Haben Sie drei Geheimtipps für einen Spieleabend?
Da nominieren wir ‚Eckolo‘, ein Anlegespiel mit dreieckigen Spielkarten aus robuster Pappe mit einfachen Spielregeln, aber trotzdem ungeheuer raffiniert, spannend und abwechslungsreich. Erschienen übrigens im Krefelder Verlag Remember. Dann ist das Magnetspiel ‚Kluster‘ wirklich gut, allein schon, weil es so ungewöhnlich ist: Das Spielfeld wird durch eine selbst gelegte Schnur begrenzt, die man immer wieder umlegen darf. Und innerhalb des Spielfelds müssen magnetische Spielsteine so gelegt werden, dass sie sich nicht berühren – was schwerer ist, als es sich anhört, weil die Magnete sich bekanntlich anziehen, wenn sie sich zu nahe kommen. Als Drittes nehmen wir ‚Chili Dice‘, eine ziemlich raffinierte Variante des Würfel- Klassikers ‚Kniffel‘.

Aber wichtiger als die Frage ‚was Ihr spielt‘ ist, dass Ihr spielt.

www.lessenich.net