Stolz hält Leonie* den Reklamezettel in die Höhe. Das vom Regen durchnässte Papier hat die Fünfjährige gerade mit der Müllzange unter einer Hecke hervor gefischt. Schnell rennt sie zu Erzieherin Melanie Wernado, die schon den großen Müllsack bereithält. Vorsichtig versenkt Leonie ihre Beute in der blauen Tüte, dann dreht sie ich um, um neuen Unrat einzusammeln. Mit Leonie haben heute Lea (5), Max (5), Murat (6) und Johannes (4) den Reinigungsdienst übernommen. Die Kinder gehen jauchzend auf die Müll-Jagd. Sie machen daraus einen kleinen Wettbewerb: Wer findet die meisten und wer die größten Abfälle?
Seit zwei Jahren hält der katholische Kindergarten ‚Sternenkinder‘ Bürgersteig und Grünpflanzung rund um ihren Kindergarten an der Gutenbergstraße sauber. Jede Woche ziehen drei bis vier der insgesamt 65 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren gelbe Arbeitshandschuhe über und nehmen die Müllzangen zur Hand. Dann geht es los: Direkt vor der Tür finden sie die ersten Zigarettenstummel, Papier, leere Verpackungen von Schokoriegeln und Tabletten oder Plastiktüten aus der Grünanlage. „Pro Durchgang bekommen wir durchschnittlich einen 50-Liter-Sack zu einem Viertel gefüllt“, sagt Erzieherin Melanie Wernado.
Der Kindergarten ist einer von über 70 Umweltpaten der Initiative Clean-up-MG. Kindergärten, Kleingartenvereine, Privatpersonen, Firmenbelegschaften, Schulklassen, Vereine und anderen Gruppen kümmern sich ehrenamtlich darum, dass Spielplätze, Parkanlagen und ganze Straßenzüge sauber bleiben. „Mit der Patenschaft wird das Umweltbewusstsein bei den Kindern gefördert“, sagt Kindergartenleiterin Beate Wölki. „Für die Kinder ist das eine praktische Aufgabe.“
Wie sich das Verantwortungsbewusstsein bei den Kindern verändert, erleben die Erzieherinnen jeden Tag. „Die Kinder gehen bewusster mit dem Müll um“, beobachtet Melanie Wernado. Untereinander machen sich die Kinder darauf aufmerksam, wenn einer einfach etwas gedankenlos auf den Boden wirft. „Sie ermahnen sogar ihre Eltern, wenn die etwas achtlos fallen lassen“, berichtet Beate Wölki.
Nicht nur Kinder kann Clean-up-MG für das Engagement zur Sauberkeit von Mönchengladbach begeistern. Seit vier Jahren betreut Gertrud Gowin zwei Belloo-Boxen. Regelmäßig füllt sie eine Box an der Südstraße auf Höhe des TÜV und an der Richard-Wagner-Straße auf. „Die Südstraße konnte man wegen der vielen Hundehaufen kaum noch betreten“, sagt die 63-Jährige. Sie ist selbst Hundehalterin. „Früher habe ich für die Beseitigung der Hinterlassenschaften meines Hundes immer Beutel vom Obsteinkauf oder in den Drogeriemärkten genommen“, sagt sie. Mit ihrem Engagement will sie auch andere Hundehalter dazu animieren.
Mit recht unterschiedlichem Erfolg: Während die Hundehalter an der Südstraße das Angebot gut annehmen und sich die Situation dort verbessert hat, ist Gertrud Gowin über das Ergebnis an der Richard-Wagner-Straße ein wenig enttäuscht. Dort lassen viele Hundehalter einfach liegen, was ihr vierbeiniger Liebling hinterlassen hat. „Die sagen dann, dass sie ja Hundesteuer für die Beseitigung zahlen“, berichtet die Hundeliebhaberin.
Ein weitverbreiteter Irrtum: Denn mit der Hundesteuer werden keineswegs die Kosten für die Hundekot-Beseitigung bezahlt. Dazu ist jeder Hundehalter selbst verpflichtet. Mit dieser Steuer soll die Anzahl der Hunde in privaten Haushalten begrenzt werden. Aber jenseits der Steuer sollte jeder Halter Interesse daran haben, dass die Laufstrecke für den vierbeinigen Freund sauber bleibt. „Wenn man kaum noch weiß, wo man hintreten kann, weil alles verdreckt ist, macht es ja auch keinen Spaß mehr, mit den Hunden raus zu gehen“, findet Gertrud Gowin. „Das finde ich traurig.“   Garnet Manecke
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