Der Mai ist vielleicht nicht der gängigste Monat ausgiebiger Urlaubsreisen. Doch wer sich dennoch ein paar oder mehr Tage freischaufeln kann, darf sich glücklich schätzen. Denn viele vom Massentourismus noch unerschlossene Ziele stillen nicht nur den Durst nach Erholung, sondern auch gleich die Abenteuer- und Entdeckerlust.
Schneeweißer Sand, kristallklares Wasser, leise rauschen die
Palmen im warmen Wind – ein solches Bild eröffnet sich vor dem
geistigen Auge, sobald der Begriff ‚Karibik‘ fällt. Wer diese paradiesischen
Urlaubsträume auch in der Realität erleben möchte,
der sollte auf seiner nächsten Reise die Grenadinen, eine malerische
Inselgruppe zwischen Grenada und St. Vincent, ansteuern.
Rückkehrer berichten meist mit verklärtem Blick von deren charmanter
Ursprünglichkeit und von fröhlichen wie liebenswerten
Einheimischen – Urlaub wie im Bilderbuch also. St. Vincent beispielsweise,
die zu den nördlichen Grenadinen zählt und zwischen
St. Lucia und Grenada liegt, ist ein eher unbekannter, gleichwohl
aber sehenswerter Ort für Mai-Reisende, die ganzjährig feuchtwarmes
Karibik-Klima lieben. Einst eine britische Eroberung,
trotzte St. Vincent lange den Anstürmen von Piraten. Denn die
uneinnehmbare Festung hoch über dem Hafen hielt die wilden
Gesellen mit gezielten Kanonenschüssen fern. Heute zählt ein
üppig bepflanzter Botanischer Garten zu den Schönheiten St. Vincents
ebenso wie grüner Tropenwald und bizarre Fels-Formationen
aus vulkanischer Vorzeit. Ihren Namen erhielt die Insel, weil
Columbus das Eiland am St. Vinzenz-Tag 1498 betreten hatte.
Ein weiterer Geheimtipp empfehlenswerter Reiseziele für den
Wonnemonat taucht gerne in den Katalogen Mittelamerikas auf:
Belize, einst als Britisch Honduras bekannt. Es gehört zur einstigen
Heimat der Mayas, wird von den Nachbarn Mexiko und Guatemala
fast umschlossen. Vor seiner Ostküste reckt sich das mächtige Barrier
Reef von Cancun bis zu den Bay Islands in Honduras. Drei karibische
Atolle erheben Belize zum Taucherparadies, dazu gehört
das weltberühmte Blue Hole. Naturparks und Reservate schützen
40 Prozent von Belizes Landfläche, wo 70 Orchideen- und 700
Baumarten zu Hause sind. Nicht zu vergessen Affen, Pumas, Tapire
oder Jaguare. Und Letztere erlebt man hier sogar im einzigen
Jaguar-Reservat unserer Erde. Die Mischung aus Bauzeugnissen
der versunkenen Maya-Kultur, aus unberührter und üppig wachsender
Tropen-Natur und atemberaubenden Wasser-Attraktionen
macht Belize zum Geheimtipp. Nicht zu vergessen die Vielfalt der
Einwohner-Kulturen. Vier Prozent davon sind protestantische
Mennoniten, die eine eigene traditionelle Kleidung tragen und
altes Niederplattdeutsch sprechen. In Spanish Lookout, inmitten
des Regenwaldes, leben sie konzentriert, samt eigener Kirche und
Schulen. Sie betreiben Belizes einzige Ölquelle, und sie bieten in
einer klimatisierten Eisdiele das anerkannt beste Speiseeis des
mittelamerikanischen Kleinstaates.
Deutlich kürzer und bequemer reist es sich, wenn man die
Kanaren ansteuert, zum Beispiel Gomera. Als eine der kleinen
unter den sieben kanarischen Inseln hat man sich in der Nachbarschaft
Teneriffas und mit Teide-Blick auf Gomera eine recht
ursprüngliche Ruhe weitgehend bewahrt. In den bunten Achtzigern
gehörte die lieblich grüne Vulkaninsel zu den Lieblingszielen
der Hippies. Und manche von ihnen, vielleicht auch deren Kinder,
finden sich heute noch im Stadtbild der kleinen und gemütlichen
Hauptstadt San Sebastian. Mit etwas Glück, kann man dort sogar
noch zum Pausenkaffee ganz besondere, wirklich einzigartige
Darbietungen erleben, wenn kanarische Inselmusik erklingt und
die Musiker mit Lippenklängen wie im Vogelparadies jene Pfeifsprache
der Guanchen-Ureinwohner imitieren. Ausgezeichnet als
UNESCO-Biosphärenreservat, lockt Gomera mit dem wilden Valle
Gran Rey wie mit fruchtbar grünen Tälern, mit dem Vulkankegel
des Roque Cano und einem Parador, dessen Gäste den schönsten
Teneriffa-Blick genießen.
Geografisch sowie Flora und Fauna betreffend ähnlich, aber noch
ruhiger, ursprünglicher und landschaftlich noch reizvoller präsentiert
sich die kleinste Kanarenschwester: El Hierro, auch bekannt
als ‚die Meridianinsel‘ und heute die einzige Insel, die sich dank
eines Wasserkraftwerks mit erneuerbaren Energien völlig selbstständig
versorgt. Einzigartig im kanarischen Archipel ist auch El
Hierros fruchtbares Hochland, das mit seinen sanften Hügeln
schon fast an die Toskana erinnert. Ansonsten schätzen besonders
Individualurlauber, deren Herz fürs Wandern und Tauchen
schlägt, die kleine Perle vulkanischen Ursprungs.