Immer mehr Menschen steigen aufs Fahrrad. Die Urbano-Redaktion nennt Gründe für den Fahrrad-Boom

Wenn die Vögel morgens wieder singen, werden sie aus dem Keller geholt, aus dem Schuppen und der Garage: die Fahrräder. Noch vor ein paar Jahren wären dabei viele, viele angerostete Holland-Räder zum Vorschein gekommen oder City Bikes mit nicht funktionierender Dreigangschaltung und plattem Hinterrad.
Mittlerweile aber hat das Zweirad eine bemerkenswerte Entwicklung gemacht: raus aus dem Schattendasein, rein ins Licht. Es hat sich gemausert, zum heimlichen Lieblings-Fortbewegungsmittel der Deutschen. Noch nie wurde so viel Geld für neue Fahrräder ausgegeben wie im vergangenen Jahr. Während des ersten ‚Lockdowns‘ haben die Menschen einer Studie zufolge doppelt so viel Zeit mit Radeln verbracht als vorher. Händler berichten, dass viele vorherige Fahrrad-Muffel dazugekommen sind. Die Urbano-Redaktion nennt die Gründe für diesen Aufschwung.

TYPENSACHE
Die Hersteller werfen beinahe jedes Jahr neue Fahrradtypen auf den Markt. Das mag bei dem ein oder anderen zunächst einmal für Verwirrung sorgen. Im Grunde ist die Auswahl aber so groß, dass wirklich für jeden etwas dabei ist. Wie zum Beispiel das Gravel- Bike (‚Schotter-Rad‘), gewissermaßen ein geländegängiges Rennrad mit breiteren Reifen. Gab es vorher nicht, musste plötzlich jeder Rennradfahrer haben. Und das zu Recht. Der letzte Schrei sind SUV E-Bikes, wobei das SUV für ‚Sports Utility Vehicle‘ steht – eine Mischung aus E-Mountainbike und E-Citybike.

SPORTGERÄT
Unser beliebtes Workout mit Freunden vermissen wir schmerzlich, die Sportvereine liegen auf Eis. Und immer nur Liegestütze und Crosstrainer im heimischen Keller machen auf die Dauer auch nicht glücklich. Ganz anders hingegen eine sportliche Radrunde nach Feierabend durch die Stadt oder noch besser durch die Felder. Das lässt Kalorien purzeln, ist abwechslungsreich und bläst den Kopf frei.

ALTERNATIVE ZU BUS UND BAHN
Wieder ist die aktuelle Situation ein Katalysator für eine Entwicklung: Viele Pendler schwenken aus Vernunftgründen von öffentlichen Verkehrsmitteln aufs Fahrrad um. Keine Hust-Konzerte im Linienbus, dafür kommt schon auf dem Weg zur Arbeit der Kreislauf in Schwung. Immer mehr Arbeitnehmer schwören hier auf ein Dienstrad-Leasing à la jobrad.de.

NEUE ZIELGRUPPEN
Die Erfindung des E-Bikes war nicht weniger als eine Revolution auf dem Fahrradmarkt. Sowohl Faulpelze als vor allem auch ältere Menschen haben hier zuerst zugegriffen. Doch die Fahrer auf diese Zielgruppe zu begrenzen, wäre zu oberflächlich. Denn immer mehr Leute pendeln mit dem E-Bike zur Arbeit: Man muss nicht mit dem Auto fahren, kommt aber auf der anderen Seite nicht verschwitzt im Büro an. Und schnell ist man auch noch: ein S-Pedelec etwa kommt auf bis zu 45 km/h, man ist bei durchschnittlich 35 km/h im Berufsverkehr auf Nebenstrecken auch nicht viel langsamer als ein Auto.

FAMILIEN-FREUND
Immer mehr Familien setzen auf elektrobetriebene Lastenräder. Denn es ist umweltbewusster, geselliger und irgendwie auch hipper, die Kinder im E-Cargobike zur Kita zu fahren oder mal eben im Supermarkt shoppen zu gehen. Früher galten sie als klobig und unpraktisch, mit dem Aufkommen von immer leistungsstärkeren Akkus aber können Lastenräder ihre Stärken ausspielen.

TECHNIK-SPASS
Natürlich machen Fahrräder wegen des ganzen technischen Schnick-Schnacks so viel Spaß, der Jahr für Jahr auf den Markt geworfen wird. Zum Beispiel gibt es Fahrradhelme mit Blink- und Bremsfunktion, die vom Lenker aus gesteuert werden können.

URLAUB MIT DEM RAD
Individualreisen sind in! Das Abenteuer wartet oft im Kleinen auf uns. Oftmals hat man nach einer mehrtägigen Fahrradtour mehr zu erzählen als nach zwei Wochen ‚All Inclusive‘. Und das müssen keine ‚Platten‘ sein! Überraschende Begegnungen mit Mensch und Tier, wunderbare Landschaften und rustikale, aber romantische Kaffeepausen mitten im Feld sind eben nur bei einem Fahrradurlaub möglich. Also – Satteltaschen gepackt und los!

mle