Seit 50 Jahren sind Mönchengladbach, Rheydt und Wickrath zusammen eine Großstadt. Dazu geführt hatte die kommunale Neuordnung, die am 10. September 1974 per Gesetz erlassen wurde und schließlich am 1. Januar 1975 in Kraft trat. Mit einer Kampagne macht die Stadt das Jubiläum sichtbar.

Man kann nicht gerade sagen, dass alle begeistert waren von der Idee: Die Stadtgrenzen sollten neu definiert werden, aus Rheydt, Wickrath und Mönchengladbach eine Stadt werden. So sah es das ‚Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Mönchengladbach/Düsseldorf/ Wuppertal‘ vom 10. September 1974 vor. Der Landtag hatte es verabschiedet, die 13 Seiten, die sich mit Mönchengladbach befassen, hat die Stadt auf ihrer Website veröffentlicht.

Vor allem den Rheydtern und Wickrathern passte es gar nicht, ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Rheydt war seit 1933 wieder eine selbstständige Stadt, Wickrath war eine eigenständige Gemeinde, die zum Kreis Grevenbroich gehörte. Die Stadtväter wehrten sich mit aller Macht. NRW-weit waren sie nicht alleine damit, auch andere Städte sahen die Pläne der Landesregierung kritisch.

Die NRW-Regierung stimmte einem Volksentscheid zu. Voraussetzung war, dass dafür 2,4 Millionen Unterschriften zusammenkommen. 14 Tage hatten die Bürger Nordrhein-Westfalens im Februar 1974 Zeit, ihre Stimme abzugeben. 750.000 taten das landesweit. In Mönchengladbach gaben 85 Bürger ihre Stimme ab und unter – zeichneten, in Wickrath waren es 5156 Bürger und in Rheydt 7666. Damit war klar: Die drei mussten sich einigen.

Einer der strittigsten Punkte: Wie sollte die neue Stadt heißen? Auch die Bevölkerung mischte sich in die Diskussionen ein und machte Vorschläge: 84 mögliche Namen erreichten die Stadt. Einige wie Textilia, Webstadt oder Wollstadt sollten an die Textilgeschichte erinnern. Rheybach und Rheinmaas standen auf der Liste, aber auch Euroburg, Niersbach oder Friedenstal. Schließlich einigte man sich auf Mönchengladbach, wenn auch die Abstimmung im Rheydter Rat mit nur einer Stimme Mehrheit denkbar knapp ausfiel.

Am 24. März 1974 wurde der Gebietsänderungsvertrag unterschrieben, der die drei Orte ab dem 1. Januar 1975 zur Stadt Mönchen – Gladbach machte. Die hat bis heute einige Besonderheiten: zwei Hauptbahnhöfe, zwei Telefon-Vorwahlen, zwei Innenstädte, zwei Rathäuser. Denn auch das war eine Voraussetzung, auf die man sich geeinigt hatte. Beide Städte, Mönchengladbach wie Rheydt, sollten gleichwertig gefördert werden und viele Jahre blühten die Innen – Städte hier wie dort.

Das erste in der neuen Stadt geborene Baby war Swen Wagner aus Windberg. Franz Meyers (CDU), ehemaliger NRW-Ministerpräsident, führte die Stadt kommissarisch bis zu der ersten Kommunalwahl im Mai 1975. Ihm zur Seite stand Helmut Freuen, der nach den Wahlen der erste Oberstadtdirektor wurde. Die beiden eilten ins Kranken – haus, um den Eltern öffentlichkeitswirksam zu gratulieren.

War der Zusammenschluss auf dem Papier schon schwierig, stieß er in der Realität oft bei den Einwohnern der Städte, die nun Stadt – teile waren, auf Grenzen. Immer wieder fühlte sich die eine oder andere Seite bei Entscheidungen benachteiligt.

Nur bei einem Thema waren sich alle einig: Dass Borussia Mönchen – Gladbach auch 1975 den Meistertitel holte und die Schale auch 1976 und 1977 in die Stadt holte, einte die Fans und machte die Stadt auch international bekannt.

Heute im Jahr des Goldjubiläums, erinnert beim Eine-Stadt-Fest das Schild ‚Mönchengladbach – Eine Stadt‘ jedes Jahr an die Fusion. Es wird an dem Festwochenende immer auf den Grenzpunkt an der Brucknerallee/Richard-Wagner-Straße aufgestellt.

50 Jahre, 44 Stadtteile, 274.783 Mönchengladbacher: Das sind die aktuellen Eckzahlen der Stadt. Sie prangen derzeit auf einem bunten Strichcode an der Fassade des ehemaligen Karstadt-Gebäudes in Rheydt.

Jeder der bunten Balken steht für einen Stadtteil. Der eine etwas breiter, der nächste etwas schmaler stehen sie alle zusammen für die Vielfältigkeit der Gesellschaft in Mönchengladbach. Immerhin leben heute Menschen aus 150 Nationen in der größten Stadt am Niederrhein.

Garnet Meinecke

50jahre-mg.de