Der Karneval regiert in der Stadt. Mit dem Veilchendienstagszug erreicht er am 14. Februar seinen Höhepunkt, bevor am Aschermittwoch alles vorbei ist. Dann beginnt traditionell die Fastenzeit. Für viele ein Anlass auf Genussmittel wie Tabak, Süßigkeiten und Alkohol zu verzichten. Aber es ist auch eine Zeit, zur Ruhe zu kommen und sich auf das neue Jahr, das noch frisch vor einem liegt, zu besinnen.

Ernährungsgewohnheiten bedeuten für den Körper oft eine Herausforderung: zu viel Fett, zu viel Salz, zu viel Zucker und zu wenig Ballaststoffe. Das gilt besonders in der Hochzeit des Karnevals, in der die für das Feiern benötigte Energie aus Kalorien von Alkohol, Fast Food und Schmalzgebäck gewonnen wird. Mit dem Aschermittwoch ist das von heute auf morgen vorbei: gestern noch Völlerei, ab heute gilt für 40 Tage Verzicht. Erst Ostersonntag ist die Fastenzeit beendet. In diesem Jahr fällt er auf den 31. März.

Die vorösterliche Fastenzeit hat ihren Ursprung im christlichen Glauben. Wer die Tage von Aschermittwoch bis Ostersonntag durchzählt, wird auf 46 Tage kommen. Wieso wird dann 40 Tage gefastet? Die Antwort ist einfach: Weil die sechs Sonntage ausgenommen sind. Ursprünglich gab es für Fastende nur eine Mahlzeit am Tag, alle tierischen Produkte wie Fleisch, Eier und Milch kamen nicht auf den Tisch. Seit dem 16. Jahrhundert gilt der Verzicht nur dem Fleisch.

Aber auch das war so manchem Gläubigen noch zu streng und sie ersannen Schlupflöcher. Ein Gericht, das so entstanden sein soll, sind die schwäbischen Maultaschen: mit Hackfleisch gefüllte Nudeln, die in klarer Brühe gegart werden. Der Legende nach waren die Erfinder Mönche, die ausgerechnet in der Fastenzeit während des 30-jährigen Krieges ein Stück Fleisch geschenkt bekamen. Was also tun: Das wertvolle Essen verschmähen oder sündigen? Sie hackten das Fleisch klein, mischten es mit Spinat und Kräutern und wickelten es in einen Nudelteig – in der Hoffnung, dass der Herrgott es nicht sieht. So kamen die Maultaschen auch zu ihrem Zweitnamen: ‚Herrgottsbescheißerle‘.

Heute würde niemand mehr so eine List anwenden. Das Fasten hat eine andere Bedeutung bekommen. Immer noch geht es um Besinnung, aber heutzutage ist es für viele Fastende ein Ritual, um ihr Leben neu zu justieren und Gewohnheiten zu überdenken. Es werden auch längst nicht mehr nur Fleisch und Genussmittel gefastet. Das ‚Autofasten‘, der Verzicht auf das Auto und der Umstieg aufs Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel in dieser Zeit, ist dafür ein Beispiel.

Garnet Manecke