Weil er sich selbst von einer Lungenkrankheit schlecht erholte, begann Sebastian Anton Kneipp, mehrmals wöchentlich in der kalten Donau zu baden. Er wollte damit sein Immunsystem stärken. Mit den Jahren entwickelte er die Wassertherapien, die den Kreislauf anregen. Bis heute sind Kneipp-Kuren beliebt. Glücklich, wer in der Region Niederrhein wohnt: Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten zu ‚kneippen‘.
Wer jemals im November barfuß an einem Strand gelaufen ist, die nackten Füße umspielt vom kalten Meerwasser und den weichen Sand darunter, weiß, wie gut das tut. Schon beim Abtrocknen fühlt man, wie die Füße durchblutet sind und sich Wärme ausbreitet. Wärme, die dann den ganzen Körper durchflutet. In der Region Niederrhein gibt es zwar kein Meer, auf dieses gute Gefühl muss man trotzdem nicht verzichten. In Kevelaer oder Xanten zum Beispiel gibt es große Kneippanlagen, in denen man Wassertreten kann. Mit ihren Gradierwerken bieten beide Orte noch einen Bonus.
Seit 2014 ist Xanten ein Luftkurort. Kneippanlage und Gradierwerk liegen mitten im Kurpark. Mit einer Höhe von neun Metern und einer Länge von 25 Metern ist das Gradierwerk am Westwall nicht zu übersehen. Die salzhaltige Luft soll gut für die Bronchien sein – ähnlich wie bei der Meeresluft. Der Effekt wird dadurch erzielt, dass Sole, also salzhaltiges Wasser, durch mehrere Schichten von Schwarzdorn geführt wird. So entsteht ein salzhaltiger Nebel, der der Meeresluft sehr nahekommt.
Zwei Optionen haben die Besucher: Sie nehmen entweder auf einer der Bänke unter der Pergola Platz und atmen tief ein. Oder sie verbinden den Besuch mit ein bisschen Bewegung und gehen um das Gradierwerk herum. Die salzhaltige Luft erreicht einen Umkreis von bis zu 300 Metern.
Die Kneippanlage mit Wassertretbecken befindet sich ganz in der Nähe zum Gradierwerk. Auch Angebote wie der Bewegungsparcours mit Barfußpfad, Yogakurse im Freien oder der Heilpflanzengarten gehören zum Kneipp-Programm in Xanten.
In Kevelaer befindet sich die einzige erschlossene Thermal-Solequelle am Niederrhein. Im Solegarten St. Jakob stehen damit die Zeichen komplett auf Entspannung von Körper und Geist. Das Gradierwerk ist architektonisch einer Muschel nachempfunden: Die Wände stehen in fünf Halbkreisen. Auf bequemen Holzliegen kann man so die ‚Meeresluft‘ tief einatmen und fühlen, wie Ruhe den Körper durchströmt.
Neben Kneippbecken und Barfußpfad hat Kevelaer mit dem Bibelgarten einen weiteren Anziehungspunkt zu bieten: Hier lernen die Besucher Pflanzen kennen, die in der biblischen Geschichte wichtige Rollen spielen.
Wem das noch nicht reicht, findet mit den Barfußpfaden Elten (Emmerich am Rhein) und im Jungbornpark (Moers) sowie dem Kneipp-Tretbecken in Schermbeck- Gahlen einige Alternativen in der Nähe.
Garnet Manecke
Niederrhein Tourismus bietet für Kneipp-Fans eine fünftägige Wanderung mit vier Übernachtungen an. ‚Mit Jakob auf Kneipp(en)tour am Niederrhein‘ führt über den Jakobsweg von Kleve nach Rheinberg über Kalkar und Xanten. Die Tour bietet eine erlebnisreiche Mischung aus Natur, Kultur und Bewegung. Typisch Niederrhein.