Reisen ganz mobil – folgen wir den Trendforschern unserer Zeit, ist das die Summe der so genannten ‚Megatrends‘: Die Menschen wünschen sich, ihre Urlaube möglichst individuell zu gestalten. Finanzielle Rücklagen werden gerne in die Realisierung lang gehegter Träume investiert oder gar erst dafür geschaffen. Komfort darf und muss sein, und wenn das Wohlbehagen noch mit einer ansehnlichen ‚Ökobilanz‘ vereinbar ist, wird der Spaß an der Sache noch größer.
Als eine Konsequenz aus dieser Entwicklung gilt der neue Hang zum ‚Land-yachting‘. Keine Sorge – Sie brauchen jetzt nicht zu Lande segeln. Landyachting gilt vielmehr als die mobile Version des Glamping, des Campings mit vier bis fünf Komfortsternen. Das rollende Wohlbehagen setzt auf Luxus, auf reichlich Raum, auf Unabhängigkeit und Exklusivität – und auf die Segnungen, die beispielsweise GPS und zeitgemäße ‚Navis‘ mit sich bringen. Wohnmobilreisen in der Edelkategorie: Das meinen die Erfinder, wenn sie den alten Begriff des Landyachting neu interpretieren.
Der stammt eigentlich aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und wurde von dem Briten Gordon Stables geprägt. Der rollende Luxuscamper wurde damals noch von einem Pferd gezogen und war innen mit Plüsch und Polstern ausgestattet. Um 1950 nannten Werbestrategen große Straßenkreuzer in den USA und Kanada ‚Landyacht‘. Und heute? Nun geht es um Wohnmobile mit Außenwärmedämmung, Fußbodenheizung und Komfortbad, gern mit einer mobilen Version von Boxspringbetten ausgerüstet – und natürlich mit Satelliten-TV, Mikrowelle und Außendusche.
Passend dazu sind nun auch im Viate-Verlag die ersten Reiseführer für Landyachter erschienen. Unter dem Titel ‚LandYachting‘ sind alle wichtigen Informationen zu besonders beliebten Wohnmobil-Reisezielen zusammengestellt: Ausgiebige Routen- und Ortsbeschreibungen, ungewöhnliche Stellplätze, erstklassige Gastronomietipps vom Wegesrand. Und zu allem immer die notwendigen GPS-Daten sowie Internet-Links.
Zum Beispiel wird der Reiselustige zurück an die Ziele der frühen Autotouren mit der Familie geführt. Was einst mit dem VW-Käfer erobert wurde, lässt sich natürlich mit der rollenden Wohnung heute noch viel angenehmer ausleben: Südtirol und Italien, die pure Reiselust wie einst in den 1950er-Jahren, nur auf ganz anderem Komfort- und Genussniveau.
Wenn Sie dann einmal Spaß an der Idee vom Landyachting gewonnen haben, sind der Angelegenheit natürlich fast keine Grenzen mehr gesetzt. Auch mithilfe des ADAC lassen sich Wohnmobiltouren durch Europas spannendste Reiseregionen austüfteln: Schottlands Hochland, Irlands grüne Weiten, die Ardèche in Frankreich, Schweden und Finnland im Sommer, Spaniens Landschaften fern der Badeküsten.
Und wenn Sie nicht vor langen Zubringerflügen zurückschrecken? Natürlich können Sie Landyachting in Perfektion erleben, wenn Sie es auf dem Lieblingskontinent der Mobilreisenden versuchen –
in Kanada und/oder den USA. Dort warten die wirklich langen Strecken, dort gibt es die große Freiheit. Und dort sind die luxuriösen Großkarossen fast schon touristischer Standard.
Aus Hunderten, wenn nicht Tausenden möglicher Strecken hier nur ein verlockendes Beispiel: Die Tour führt 14 Tage an
Kanadas Westküste von Halifax über Peggy’s Cove mit einem der schönsten Leuchttürme über das Weltkulturerbe Lunenburg durch den Kejimujik- und den Fundy-
Nationalpark bis Prince Edward Island – zwei Wochen, die vor allem in Frühling und Herbst zum echten Erlebnis werden.
Wer sich noch vor der Reise ‚auf eigene Faust‘ scheut, kann auch Fahrten wie diese als Gruppentour mit kundiger Begleitung im Konvoi buchen, ein Tipp vielleicht besonders für Newcomer. Natürlich gibt es Möglichkeiten, den Urlaub im Mobile-
Home als Pauschalreise zusammenstellen zu lassen – inklusive Anreise per Flug, Leihheim und ausgearbeitetem Routenplan. In jedem Fall jedoch darf man sich auf einen Urlaub freuen, in dem die Individualität endlich mal im positiven Sinne ‚auf der Strecke‘ bleibt.

Peter Lamprecht
 
Links: www.viate.eu |  www.adac.de