Wer Frieden will, muss miteinander reden. Oder, noch besser: Theater spielen, Musik machen, Freude haben. Der Verein ‚Chapeau Kultur‘ zeigt, wie es geht. In seinen Räumen im Marienhof machen es Menschen aus über 30 Nationen vor. Hier ist immer etwas los – zur Freude der Aktiven und der Gäste.

Mit einem Reggae-Konzert wurden die Feierlichkeiten rund um das 40-jährige Bestehen des Eine-Welt-Ladens gefeiert. Für das Team des ‚Chapeau Kultur‘ bedeutete das wieder ein volles Haus. Voller Musik und Tanz, Lachen und Singen. Ungewöhnlich und Alltag gleichzeitig.

Wenn man die Räume des Kulturvereins in der Marienhof-Passage betritt, dann hört man immer jemanden lachen. Hinter der einen Tür übt jemand Klavier. Die Töne mischen sich mit den Geräuschen des Geigenunterrichts im Raum nebenan und dem fröhlichen Gelächter bei den Proben für eine Performance.

„Hier ist an allen Tagen etwas los“, sagt Wolfgang Riehn, zweiter Vorsitzender des Vereins. „Außer am Sonntag. Und am Mittwoch ist es auch manchmal etwas ruhiger.“ Kultur, wie der Verein sie versteht, beschränkt sich nicht auf Musik, Lesungen, Theater und Tanz. Wenn diese Bereiche auch eine große Rolle hier spielen. Kultur ist Integration und Teilhabe, Interesse am Leben der Anderen.

Das fängt klein an: Zum Beispiel beim Sprachunterricht für geflüchtete Menschen. „Die Clownin Antoschka, die bei uns viel macht, hat dafür eine Methodik entwickelt“, sagt Riehn. Mit Hilfe der ‚Clownetik‘ lernen die Jugendlichen und Erwachsenen hier Deutsch. Statt Vokabeln zu pauken wird beim Lernen jongliert, getanzt, geschauspielert und gesungen. „Wir haben festgestellt, dass die Menschen die Sprache dann viel schneller lernen.“

Die Früchte dieses guten Miteinanders zeigen sich besonders dann, wenn helfende Hände gebraucht werden. Als der Verein ‚Chapeau Kultur‘ seine neuen Räume bezog, mussten die erst umfassend renoviert werden. Rund 1.200 Ehrenamtsstunden steckten die Jugendlichen und Erwachsenen in die Instandsetzung. „Die jesidische Gemeinde hat die Wände gestrichen, die syrische Gruppe die Deckenplatten ausgetauscht, die afghanische Gruppe hat geholfen und die Jugendgruppe aus der Ukraine hat die Böden geschrubbt“, berichtet Riehn.

„Jeder hat etwas beigetragen und auch bei den anderen geholfen. Trotz der Arbeit hatten alle Spaß.“ Auch mit der Verständigung klappte es gut. „Wir haben hier eine sehr starke und kreative Gemeinschaft“, sagt Riehn.

Aus solchen Anfängen wird dann Großes. Wie beim ukrainischen Kinder- und Jugendchor: Anfangs waren es sechs Mädchen und Jungen, die miteinander singen wollten. Der Chor wuchs, die Chorleiterin teilte ihre Leidenschaft für Musik mit den Jugendlichen. Ein halbes Jahr später nahm der Chor ‚Sonnenblume‘ am internationalen Wettbewerb ‚Blühende Ukraine‘ teil – und holte den ersten Preis.

Garnet Manecke

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