Wer lange nicht mehr über die Waldhausener Straße spaziert ist, wird sie verändert finden: Einige Hausfassaden haben ein neues, freundliches Gesicht erhalten, hier und da glänzen Sitzflächen in hellem Holz, die Schmuddelecken wurden ganz offensichtlich geputzt. Es tut sich was in der Altstadt.

 
Ein buntes Völkchen prägt das Quartier: Im Goldwasser treffen sich Lifestyle-Enthusiasten, im offenen Atelier gleich gegenüber kann jeder unter professioneller Anleitung zum Künstler werden. Hier bieten Fotografen und Grafiker Workshops an, interessante Motive gibt es gleich vor der Haustür.
Die Saat dafür, dass das Zentrum rund um die Waldhausener Straße nicht nur nachts zum Leben erwacht, sondern auch tagsüber munter daher kommt, hat die Initiative Altstadt gelegt. Der Zusammenschluss von Anwohnern, Gastronomen und Unternehmern hat sich zum Ziel gesetzt, das einst so beliebte Quartier zu beleben und seine Qualität als Lebensraum wieder deutlich zu erhöhen. Seit zehn Jahren gibt es den Verein, besonders in den vergangenen vier Jahren machte er mit seinen Aktionen und Projekten auch über die Altstadt-Grenzen hinaus von sich reden.
Erstes sichtbares Zeichen für Außenstehende ist das blaue Haus, dessen Fassade 2010 von den Künstlern des offenen Ateliers neu gestaltet wurde. Ein echter Hingucker, der auch dazu führte, dass das bis dato leer stehende Gebäude wieder genutzt wird: Das offene Atelier hat hier Probemöglichkeiten für Tanz und Musik geschaffen.
Mit der Gründung des Altstadt-Labors 2010 erhielt die Entwicklung des Viertels nochmals neuen Schub. Im Verbund mit Vertretern der Stadtentwicklung, der Wirtschaftsförderung und den Wirten werden neue Ideen ausgetüftelt. Dabei haben Experimente einen hohen Stellenwert. In offenen Laborgesprächen kann jeder Interessierte seine Ideen einbringen. Am Ende der Versuche entsteht so etwas wie die Kulturküche, die am Fuße der Schützenfeste Dicker Turm ihre neue Heimat gefunden hat.
Hinter der Kulturküche steht ein Konzept, das wie kaum ein anderes für den Geist, der durch die Altstadt weht, steht. Hier treffen Kultur, Kreativwirtschaft und soziale Arbeit aufeinander. Im Erdgeschoss, das mit hellen Tischen und lindgrünen Stühlen eingerichtet ist, ist ein Bistro eingezogen, in dem man kleine Gerichte wie Salate, Fladenbrot und andere Snacks genießen kann. Das Besondere: Hier arbeiten auch Klienten des Sozialunternehmens Intres mit, die im Bereich Ambulant betreutes Wohnen begleitet werden.
Für den im Namen schon angedeuteten Bereich der Kultur steht eine Bühne zur Verfügung, auf der regelmäßig Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Dafür hat Hannah von Dahlen, die für das Kulturprogramm verantwortlich ist, das Team von ‚MG Kitchen TV‘ mit ins Lokal geholt.
Die Mischung der verschiedenen Lebensstile, die hier in der Altstadt eine friedliche Co-Existenz führen, ist in keinem anderen Quartier der Stadt so heterogen: Junge Familien leben neben einem Reigen aus Reggae-Cocktail-Bar, der Heimat der Poetry-Slamer Projekt 42, Diskotheken und traditionellen Kneipen. Hier haben die Stadtschützen genauso ihre Heimat gefunden wie Traditionsgeschäfte oder die Schwangerenkonfliktberatung Donum Vitae.
Im Haus Nummer 83 hat sich der Künstler Youssef Riegel eingerichtet. Schon die Fassade zeigt: Hier wird es bunt. Und so ist das ‚Bunte Haus‘ auch die neue Adresse für Künstler aller Art. Chorproben, Theater, Ausstellungen und eine Malschule beleben das untere Ende der Waldhausener Straße.
Garnet Manecke
www.altstadt-moenchengladbach.de
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