Ja, Weihnachten ist das Fest der Liebe, aber auch der großen Traditionen. Letztere können auf Außenstehende ganz schön skurril wirken.

Island Der schrägste Countdown
Während wir noch verzweifelt versuchen, unseren Kindern zu erklären, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und das Christkind die Geschenke bringt, glauben die Kinder in Island daran, dass 13 Jólasveinar dafür verantwortlich sind. Vom 12. Dezember an kommt jeden Tag einer dieser gnomartigen Weihnachtsgesellen hinzu, bis am Heiligabend alle 13 zusammen sind. Nach Weihnachten rücken sie dann einzeln Tag für Tag wieder ab.

USA Der seltsamste Christbaumschmuck
In den USA wird der Christbaum nicht nur bewundert, sondern auch im geschmückten Grün herumgesucht: Denn irgendwo ist es tatsächlich traditionell, eine Essiggurke als Glasanhänger im Baum zu verstecken. Wer sie findet, bekommt eine Belohnung. Woher das kommt? Unklar, möglicherweise von einem im Unabhängigkeitskrieg in Gefangenschaft geratenen Soldaten, der die Gefängniswärter um eine saure Gurke gebeten haben soll.

Irland Die größte Abhärtung
Spektakulär geht es an Irlands Küste am Morgen des 25. Dezember zu. Hunderte Iren springen in die eiskalten Fluten und lassen sich von den begeisterten Schaulustigen feiern. Überall im Land, vor allem aber am Forty Food Strand in Glenageary.

Spanien Die unappetitlichste Bescherung
Liebevoll bemalen Familien in Katalonien einen Baumstamm in der Vorweihnachtszeit, versehen ihn mit kleinen ‚Beinen‘ aus Holz, schmücken ihn anschließend mit allerlei Deko und Nikolausmütze zum ‚Caga Tió‘, den man nicht anders als den ‚kackenden Stamm‘ übersetzen kann. Die Kinder hegen und pflegen ihn, ‚füttern‘ ihn vor allem mit Mandarinen und decken ihn zu. An Heiligabend schlagen die Familienmitglieder mit Stöcken Weihnachtslieder singend auf den Stamm ein. Die Schläge, so heißt es, sollen die Verdauung anregen – damit der Caga Tió wunderschöne Weihnachtsgeschenke ausscheiden kann.

Chile Der beste Drink
Kaum ein Chilene, der Weihnachten ohne Affenschwanz feiert. Affenschwanz? Das ist ein Cocktail, bestehend aus einem Weinbrand namens Pisco, Milchkaffee,
Zucker und Vanille.

Venezuela Der lässigste Weg zur Kirche
Niemand weiß so recht warum, aber alle machen es: In Venezuela begibt man sich traditionell auf Inlinern zur Weihnachtsmesse. Dafür werden sogar extra die Zufahrtstraßen zum Gotteshaus gesperrt.

Schweden Das seltsamste TV-Programm
Seit dem 24. Dezember 1959 wird im schwedischen Fernsehen das Donald-Duck-Special ‚Kalle Anka och hans vänner önskar God Jul‘ (auf Deutsch: ‚Donald Duck und seine Freunde wünschen frohe Weihnachten‘) ausgestrahlt. Während wir Deutschen uns also in der Weihnachtszeit über Astrid Lindgrens Klassiker aus Bullerbü freuen, schaut rund ein Drittel des Landes um 15 Uhr für eine Stunde in Richtung Entenhausen. Die Feierlichkeiten des Tages werden entsprechend geplant, damit auch wirklich die ganze Familie zusammen schauen kann.

Japan Das am wenigsten festliche Essen
Eine Werbekampagne im Jahr 1974 hat dafür gesorgt, dass man an Weihnachten in Japan traditionell zum Hähnchen-Schnellrestaurant Kentucky Fried Chicken geht. ‚Kurisumasu ni wa kentakkii!‘ (‚Kentucky zu Weihnachten!‘) sollte eine Alternative aufzeigen, wenn mal wieder der traditionelle Weihnachts-Truthahn ausverkauft war. Und das mit nachhaltigem Erfolg: Es heißt, KFC würde an Weihnachten zehnmal so viel verkaufen wie im Rest des Jahres.

Russland Der größte Flirt-Faktor
Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie, und wer eines davon oder gar beides noch nicht gefunden hat, der ist auf der Suche. Ab dem 6. Januar, dem Tag vor dem russischen Weihnachtsfest, suchen russische Singledamen ihren zukünftigen Ehemann zwölf Tage lang per Telefon – und zwar durch das wahllose Eintippen von Nummern. Und der Mann, der drangeht, ist im wahrsten Sinne der Ausgewählte bzw. Auserwählte.

Slowakei Die größte Sauerei
In der Slowakei gehört es zu Weihnachten einfach dazu, dass der Familienälteste einen Löffel Pudding an die Decke wirft und damit einen Blick in die Zukunft riskiert: Bleibt viel Pudding an der Decke kleben, hat man viel Glück, bei wenig Pudding ist es entsprechend wenig Glück.

Ungarn Das speziellste Sitzmöbel
Die Ungarn bauen ab dem 13. Dezember den ‚Luca-Stuhl‘, ein Sitzmöbel aus sieben verschiedenen Holzarten, der vor Hexen schützen soll. Der Stuhl muss genau an Heiligabend fertig und zur Christmette mitgenommen werden. Darauf stehend halten die Ungarn nach Hexen Ausschau – und wenn sie eine sehen, schnappen sie sich den Stuhl, rennen damit nach Hause, verbrennen diesen – und sind dank dieses Rituals für das nächste Jahr vor den Hexen sicher.

Und sonst?

In Polen wird für den Weihnachtsabend immer ein Gedeck mehr aufgelegt – um auf einen überraschenden, unerwarteten Gast vorbereitet zu sein.

In Brasilien landet der Papai Noel mit einem Helikopter im legendären Maracana- Stadion. Dort wird rund um den Nikolaus eine wilde Party mit Musik und Showeinlagen gefeiert.

In England fiebert die ganze Familie der Weihnachtsansprache der Queen entgegen, teilweise mit Papierkrone auf dem Kopf.

In einigen Gegenden in Mittel- und Süditalien ziehen die Schäfer durch die Städte und sorgen mit Dudelsack-Klängen für festliche Stimmung.

Auf den Philippinen veranstalten einige Dörfer ein weihnachtliches Laternenkonzert, bei dem zum Teil über fünf Meter große leuchtende Kunstwerke die Besucher faszinieren.

In Tschechien darf beim weihnachtlichen Abendessen niemand mit dem Rücken zur Tür sitzen.

Im Kosovo steht man Heiligabend um 5 Uhr morgens auf, am 1. Weihnachtstag gar um 4 Uhr morgens – und nur kurze Zeit später gibt es traditionell ein Feuerwerk am Himmel zu sehen.