Das Energie- und Umweltkonzept der Seestadt Mönchengladbach hat mit den steigenden Preisen an Bedeutung gewonnen. Die Abkoppelung von fossilen Brennstoffen ist ein wichtiger Faktor für Wohninteressenten. Gleichzeitig ist das Projekt nun ein viel beachtetes Vorbild für die Quartiersentwicklung. Das hilft auch der Forschung nach neuen, tragfähigen Konzepten für die Zukunft. Die Seestadt ist Teil des Forschungsprojekts TransUrban.NRW.

Die Frage nach den Nebenkosten rückt bei Mietern immer mehr in den Vordergrund. „Wir merken, dass sich viele für eine Wohnung interessieren, weil sie die Nebenkosten für den Altbau nicht mehr zahlen können“, sagt Klaus Franken, CEO des Investors Catella. Die Nebenkosten, viele Jahre als Nebensache bei der Wohnungssuche behandelt, sind nun zu einem entscheidenden Faktor geworden: Die Energiepreise vervielfachen sich und wie sie sich in Zukunft entwickeln, ist ungewiss. Dazu kommt die Inflation mit allgemein steigenden Preisen. Zählte bisher bei der Suche nach einer neuen Wohnung vor allem die Lage und der Schnitt, seien jetzt auch die Nebenkosten ein wichtiges Entscheidungskriterium, stellt Franken fest.

Die Seestadt ist von fossilen Energieträgern völlig unabhängig. „Das ist der Vorteil von neuer Quartiersentwicklung“, sagt Franken. Geheizt wird über Fernwärme der 5. Generation. „Das braucht keine große Vorlauftemperatur mehr“, sagt Franken. Lag in der ersten Generation die Vorlauftemperatur in den Kraftwerken für Fernwärme noch bei 500 Grad, liegt sie in der 5. Generation bei 40 Grad. Schon hier ist die Energieersparnis deutlich

Dazu kommt der hohe Wirkungsgrad der Energie in modernen, gut gedämmten Gebäuden. „Die Wohnungen der Seestadt werden alle über Fußbodenheizung geheizt“, sagt Franken. „Die kommt mit sehr viel geringeren Durchlauftemperaturen aus.“ Das hat gleich zwei Effekte: Im Winter hält sie die Räume warm, im Sommer bleibt die Raumtemperatur auch bei großer Außenhitze bei 23 bis 24 Grad, denn dann läuft in der Fußbodenheizung Wasser mit etwa 20 Grad. „Ein kühlender Effekt, ohne die Nebenwirkungen einer Klimaanlage“, sagt Franken. „Obwohl die Wohnungen große Fensterfronten haben, heizen sie sich im Sommer nicht auf.“

Die Wärme wird aus Abwasserwärme gewonnen, die über spezielle Matten in den Kanälen dem Abwasser entzogen und in das Netz eingespeist wird. Das bringt eine sehr hohe Versorgungssicherheit. Den Strom liefern Photovoltaik-Anlagen auf den begrünten Dächern. Mit diesem Konzept ist die Seestadt eines von vier Projekten des ‚Reallabors der Energiewende‘, die von Wissenschaftlern der RWTH Aachen begleitet werden. Im Rahmen von TransUrban.NRW wird es vom Bundesministerium Wirtschaft und Energie gefördert.

Garnet Manecke

www.seestadt-mg.de