Ein freies Wochenende, ein Zelt, ein Feuerkorb und ein paar gute Ideen – wie so ein Familien -Kurzurlaub gelingen kann

Wann war es ein richtig guter Familienurlaub?
Wenn alle dabei waren, Zeit füreinander hatten und man nicht stundenlang im Stau stand.
Wenn es ein echtes Abenteuer war und das Konto danach nicht ratzekahl geplündert ist.
Wenn er ein echtes Erlebnis war, an das man noch lange zurückdenkt. Und, in diesen Zeiten muss man es so deutlich sagen: Es war ein richtig guter Urlaub, wenn er überhaupt stattgefunden hat.

Um ihn durchzuführen, braucht man eigentlich nur einen Garten, ein Zelt – und ein paar gute Ideen. So ein Kurzurlaub kann das lange Wochenende an der Nordsee oder den Kurztrip nach Mallorca natürlich nicht eins zu eins ersetzen. Aber: Er ist Corona-konform und in diesen seltsamen Zeiten verantwortungsbewusst. Und: Er ist für die Kleinen ein großes Abenteuer. Nach Home-Office und Home-Schooling sollten wir also auch über Home-Holidays nachdenken – zumindest für ein Wochenend-Abenteuer.

Denn es kann ein großer Spaß sein, wenn sich freitagmittags die ganze Familie auf die Fahrräder setzt, um ‚in den Urlaub‘ zu radeln. Startpunkt: das eigene Zuhause. Ziel nach einer entspannten Runde: ebenfalls wieder das eigene Haus. In der Zwischenzeit befestigt Opa das Pappschild ‚Campingplatz‘ am Gartentörchen und Oma tischt Kuchen, Kaffee und Kakao auf der Terrasse auf. Nach herzlichem Empfang, verdientem Kaffeekränzchen und einer liebevollen Verabschiedung der Großeltern begeben sich die Eltern mit den Kindern endlich in den Garten, um zusammen das Zelt aufzubauen. Kannst du mal eben halten? Wo sind die Heringe? Wer schläft wo? Das Gemeinschaftsgefühl ist sofort da, weil jede Hand gebraucht wird. Als die Seile gespannt sind, machen es sich vor allem die Kinder mit Isomatten, Schlafsäcken, Kuscheltieren und Kopfkissen gemütlich für die Nacht im Zelt.

Doch vorher will man gemeinsam einen entspannten Abend erleben. Nach diversen Gartenspielchen wie Boccia, Seilchen springen und Wikinger-Schach versammelt sich die Familie um die Feuerschale. Draußen sein entspannt sofort und macht glücklich. Nach dem Smartphone, dem Tablet oder dem Fernseher hat noch niemand gefragt, eher nach dem Stockbrot und den Marshmallows. Nicht nur das Feuer funkelt in den Augen der Kleinen. Schnell wird klar: Man muss den Kindern nicht unbedingt materiell etwas Besonderes bieten. Besonders ist, dass man etwas anders macht und dass man es zusammen macht. Plötzlich singt eins der Kinder ‚Abenteuerland‘ von Pur, und für niemanden ist es peinlich, dass nun alle um das Feuer sitzen und diese Schnulze mitsingen. Ewigkeiten sitzt man hier, während die Sonne untergeht und Papa noch ein paar Mini-Würstchen auf den Grill legt.

Als die Kinder ein wenig müde werden und glauben, dass es allmählich ins Bett geht, greifen die Eltern zu den Taschenlampen – Nachtwanderung! Der Himmel ist sternenklar und die kleinen Seitenstraßen dunkel. Zuvor mit Kreide aufgemalte, aber gut versteckte Pfeile weisen den Weg, der am Ende natürlich wieder in den Garten führt. Alle kuscheln sich müde ins Zelt, die Gute-Nacht-Geschichte wird immer wieder von Fragen unterbrochen: „Hörst du auch dieses Rascheln?“ – „Schläfst du schon?“ – „Wie spät ist es?“ Natürlich hatten die Eltern einkalkuliert, dass die Nacht dann doch nicht im Zelt verbracht werden könnte, dass die Kinder doch Muffensausen bekommen und in ihr Bett wollen. So ganz geheuer ist ihnen das Ganze auch nicht. Und dass das Rascheln vom nachtaktiven Igel kommt, wollen sie nicht so ganz glauben. Der lautstarke Streit zweier Katzen sorgt kurzzeitig für ein ungutes Gefühl. Doch letztlich sind die Kinder zu müde und schlafen mit einem seligen Lächeln ein. Schon jetzt ist klar, dass diese Zelt-Aktion ein Volltreffer ist – auch wenn die Nacht um 5 Uhr morgens schon vorbei ist: Das Vogelgezwitscher beendet die Träume abrupt. Es ist faszinierend, dass man das, was direkt am Haus nachts und morgens kreucht und fleucht, bislang nie so direkt wahrgenommen hat. Aber mit dem Zippen des Reißverschlusses und dem Blick auf die aufgehende Sonne und den Morgentau ist das Mikroabenteuer Garten-Zelt-Kurzurlaub abrupt beendet. Irgendwie ist es doch ein wenig kalt und usselig jetzt.

Gefrühstückt wird nach einem Spaziergang zum Bäcker wieder im Haus, mit Blick aufs Zelt. Müde sind die Eltern, weil die Nacht dann doch sehr kurz war. Und als man sich noch überlegt, wo man noch eine oder zwei Mützen Schlaf herbekommt, fragt die Kleinste mit erwartungsfrohem Blick:

„Papa, wann machen wir das das nächste Mal?“

Das Zelt, das beschließt der Familienrat einstimmig, wird erst einmal nicht wieder abgebaut. Vielleicht geht es ja schon kommende Woche wieder in den nächsten Gartenurlaub? Wahrscheinlich ist es so, dass es Kindern nicht wichtig ist, wo der Urlaub stattfindet – sondern dass er stattfindet.

mle