Seit zehn Jahren lockt der Moselsteig Tausende Menschen an – für viele ist es der schönste Weinwanderweg. Irgendwo gibt es diese kleine Brücke, die über diesen kleinen Bach führt. Irgendwo diese aus Baumstämmen zusammengenagelte Schaukel mit Blick ins Tal, irgendwo diesen holprigen Weg quer durch das verwunschene Wäldchen – dieser Spaziergang ist eine Ansammlung von abertausenden Mikro-Abenteuern.

Mit stolzen 365 Kilometern Länge ist er einer der längsten Weinwanderwege Deutschlands – und für viele ist er auch der schönste. Diese Mixtur aus steilen Weinbergen, schroffen Felsen und antiken Bauwerken macht den Weg, der in Perl an der Obermosel beginnt und bei Koblenz endet, so besonders. 24 Etappen hat dieser Steig, jede zwischen elf und 24 Kilometer lang.

Vor zehn Jahren eröffnet, hat der Moselsteig Abertausende Wander- und Weinbegeisterte erfreut – und wohl jeder hat seinen Lieblingsmoment. Etwa diese aufregende Kletterpassage mit Leiter zwischen Moselkern und Löf (die man aber natürlich auch über eine ausgeschilderte Umleitung umgehen kann), dieses kleine jährliche Weinfest im Moseldörfchen (davon gibt es insgesamt Hunderte!) oder den kleinen Streckenabschnitt, bei dem man die deutsch-luxemburgische Landesgrenze verlässt (und einen herrlichen Blick ins Moseltal bekommt).

Es ist also die Landschaft, der Wein und ganz sicher sind es auch die sympathischen und geselligen Menschen, die längs des Wegesrandes wohnen, die das Wandern am Moselsteig so liebenswert machen. Es gibt viele, die den kompletten Weg wandern, aber in Etappen – und im jeweils nächsten Jahr genau da weiterwandern, wo man im Jahr zuvor angekommen ist.

Nur so erlebt man die Vielfalt und das Abwechslungsreiche, das der Moselsteig zu bieten hat: Zunächst die Weinberge entlang des Ufers inmitten von ausgedehnten Wäldern und Wiesen. Danach schroffe Felsformationen und schließlich die Wanderung nach Trier, der ältesten Stadt Deutschlands. Neben Cochem, Bernkastel-Kues, Bremm und auch Beilstein wirklich sehenswerte Orte auf der Wegstrecke.

Nicht zuletzt soll es aber um den Wein gehen, und hier, auf Europas steilsten Weinbergen, wachsen auf urzeitlichem Schiefergestein Rieslinge, aber auch Müller-Thurgau oder Spätburgunder.

Unendliche Möglichkeiten und sagenhafte Aussichten nicht nur dank der Steilhänge also. Wem das alles aber dennoch nicht genug ist, der wird sich schnell in die 35 Partnerwege vergucken, die die Wein- und Wandermöglichkeiten vervielfachen: die Moselsteig Seitensprünge etwa, die Mosel-Traumpfade und -Traumpfädchen.

Das Selbstvertrauen hat man an der Mosel, dass hier der beste Wein herkommt. Und so heißt es seit Hunderten von Jahren: „Aus feinen Trauben guter Wein kann nur von der Mosel sein.“

Sven Platen