Die App ‚Relefant‘ ist ein multimedialer Erinnerungsspeicher – und hilft, eine Lebensgeschichte zu erzählen und festzuhalten.
Das Gedächtnis, so hat es Oscar Wilde einmal formuliert, ist das Tagebuch, das wir immer mit uns herumtragen. Dass der irische Schriftsteller damit aber den Idealzustand beschreibt, sollte unbedingt miterwähnt werden. Denn was, wenn das Gedächtnis nicht mehr funktioniert? Wenn viele neue Erlebnisse die alten verdrängen, weil es einfach zu viel wird, um sich das alles zu merken? Wo sind dann die Erinnerungen? Was, wenn wir mit unserem Smartphone unsere Kamera mit uns tragen und die mehrere Giga-Byte großen Speicher dazu verführen, Tausende Bilder zu speichern, statt nur die richtig wertvollen? Wenn wir uns keine Briefe mehr schreiben, sondern WhatsApp oder Sprachnachrichten?
Wer filtert das alles? Und was ist relevant? Oder, um es mit einer neu entwickelten App zu sagen – Relefant? „Der Relefant hilft dir, deine wichtigsten Erlebnisse deinen Lebensstationen zuzuordnen“, sagt Ulrich Kreimeyer, der den Relefanten mit entwickelt hat. „Er sorgt dafür, dass deine Erinnerungen auch in Jahrzehnten noch lebendig bleiben.“ Vor einigen Jahren hatten die Bücher aus der Reihe ‚Erzähl mal‘ dafür gesorgt, dass sich unsere Eltern oder Großeltern in Buchform mit ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt haben. Ähnlich wie bei einem Freundebuch haben sie Fragen beantwortet, uns von Lieblingsliedern, Cafés oder Urlauben in der Kindheit erzählt. Damit unsere Erinnerung an sie wach bleibt, als ‚Gehirnjogging‘ für sie beim Ausfüllen und als Zeichen der Wertschätzung – schließlich wollen wir wissen, wer diese für uns wichtigsten Menschen sind und waren.
Der ‚Relefant‘ erweitert dieses Erinnern um gleich mehrere Dimensionen. Denn auch bei dieser Smartphone- oder Web-App findet ein Frage-Antwort-Spiel aus der Vergangenheit statt, es werden als Erinnerungs-Anreiz Stichworte genannt und zur Orientierung an große geschichtliche Ereignisse erinnert. Die Funktionen sind intuitiv, die Erinnerungen an freudige und schmerzhafte Ereignisse, Dinge oder Begegnungen können nach und nach bequem eingegeben werden. Man kann dort aber nicht ’nur‘ Texte eintippen, sondern auch Bilder hochladen sowie Ton- und Videoaufnahmen hinzufügen. Das geht individuell, aber auch für Gruppenerinnerungen.
Wann ist was passiert? Wo genau? Und wer war dabei? Wenn man den Relefanten im Vorfeld mit persönlichen Informationen füttert, werden einige Ereignisse eingeblendet, an die man sich bestimmt erinnert und die eine Inspiration für weiteren Input sind. Zudem können Erinnerungen mit Personen verknüpft werden. Natürlich entscheidet der Nutzer selbst, wer was von den eingegebenen Texten, Bildern und Geschichten sehen kann, alles unterliegt den geltenden Datenschutz-Gesetzen. In jedem Fall aber bleiben die eingegebenen Informationen dank der Langzeitwirkung- Archivierung allzeit abrufbar und verfügbar.
Der französische Schriftsteller Honoré de Balzac hat einmal gesagt: „Man lebt zweimal. Einmal in der Realität. Ein zweites Mal in der Erinnerung.“ Der Relefant hilft dabei. Damit man anderen von seinem Leben erzählt – und sich selbst erinnert. Ganz egal, ob man älter ist oder als jüngerer Mensch mit frischen Erinnerungen trumpfen kann.
Sven Platen