Gerade ist das Buch ‚111 Orte in Mönchengladbach, die man gesehen haben muss‘ erschienen. Ein Stadtführer, in dem Orte und Sehenswürdigkeiten unter einem besonderen Aspekt vorgestellt werden. Garnet Manecke, eine der beiden Autorinnen, stellt den Urbano-Lesern einige Orte vor und berichtet, wie die Auswahl zustande kam.

Die Stadt, in der man lebt, ist oft die Stadt, die man am wenigsten sieht. Wer jeden Tag im Berufsverkehr auf der Bismarckstraße im Stau steht, kann jede Ampel aufzählen. Die goldenen Ornamente an der Stadtvilla, in deren Erdgeschoss einst eine Konditorei war, aber sieht man im Alltag nicht. Das ist eine Erfahrung, die man macht, wenn man gezielt nach Orten sucht, die Einwohner und Besucher der Stadt interessieren könnten. Es fallen einem Details auf, die man bisher nie beachtet hat.

„111 Orte in Mönchengladbach? Gibt es hier so viele?“, war eine Frage, die mir in der Zeit der Recherche häufig gestellt wurde. Ich kann sagen: In Mönchengladbach gibt es weit mehr als 111 Orte, die sehenswert sind. Auf der ersten Liste, die meine Mit-Autorin Vera Anders und ich gemacht haben, standen etwa 30 Orte. Schnell wuchs die Anzahl an. Im Lauf der Arbeit an dem Buch haben wir einige wieder ausgetauscht. Meine Kollegin machte ein Drittel der Texte, ich übernahm die anderen und die Fotos. Es dauerte nicht lange bis ich allein auf meiner Liste über 100 interessante Orte stehen hatte. Auf jeder Tour durch die Stadt habe ich neue entdeckt und auf die Liste gesetzt.

Ein Beispiel ist der Kunstbunker in Güdderath. Dass sich das Künstlerpaar Bernhard Petz und Zdzislawa Sacher vor einigen Jahren einen Bunker kaufte und darauf ein Haus baute, wusste ich.

Aber erst als ich zufällig daran vorbei gefahren bin und im Augenwinkel die Kunstwerke vor dem Eingang sah, wurde mir das wieder bewusst. Eine E-Mail, ein Besuch und es war klar: Das hier ist definitiv ein Ort, den man in der Stadt gesehen haben sollte.

Obwohl ich, mit Unterbrechung, seit meiner Kindheit in dieser Stadt lebe und die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen hier kenne, haben sie mich doch überrascht. Als ich den Verlauf der ehemaligen Stadtgrenze zwischen Rheydt und Gladbach nachvollziehen wollte, habe ich einfach an Haustüren geklingelt und gefragt. Ich hatte damit gerechnet, dass vielleicht der eine oder die andere ein Gespräch ablehnt. Aber nein, mir wurden meine Fragen spontan ausführlich beantwortet. Eine Dame ist sogar mit mir zu der Stelle gegangen, an der einst das Ortsschild stand.

Das Engagement vieler Gladbacher für ihre Stadt hat mich sehr beeindruckt. Nachbarschaften schließen sich zusammen, um ihr Viertel zu gestalten und Plätze zu schaffen wie rund um den Maarplatz in Geneicken. Andere unterhalten ehrenamtlich ein Museum mit überregionaler Bedeutung für die Wissenschaft wie die Archäologen in Rheindahlen. Oder sie zaubern mit einem etwas skurrilen, bunten Laden selbst an den dunkelsten Tagen ein Lächeln in die Gesichter der Passanten wie das Rosen-
Paradies. Es lohnt sich, Mönchengladbach zu entdecken.

Garnet Manecke