Einmal um Mönchengladbach herum? Das sind rund 60 Kilometer. Die Urbano-Redaktion hat es getestet – mit dem Radknotenpunktsystem

Es gibt so diese klassischen Urlaubstouren für Radsportler. Den Bodensee umrunden, den Gardasee oder den Genfer See. Es gibt die Radrennen Rund um Köln, Rund um den Sachsenring oder natürlich den Klassiker Rund um Berlin. Für die ersten drei braucht man ein paar Urlaubstage und auch das nötige Kleingeld. Für die anderen drei muss man im Training sein und gegebenenfalls eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 28 bis 30 km/h auf den Asphalt bringen. Und, darüber hinaus: Derzeit sind solche Reise-Abenteuer nicht unbedingt sinnvoll. Also sucht man wie so oft in diesen Tagen sein Glück eher vor der eigenen Haustür. Und bei einer feierabendlichen Radrunde ward die Idee geboren, doch einmal mit dem Fahrrad Mönchengladbach zu umrunden, quasi mal sein eigenes Rennen zu fahren. Geht das überhaupt? Ist die Strecke schön? Und wie weit ist das überhaupt? Die Antwort auf die erste Frage liefert das Fahrrad-Knotenpunkt Netz, das komplizierter klingt als es tatsächlich ist. Eigentlich schaue ich, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin und mal eine neue Strecke ausprobieren möchte, als erstes immer auf diese weißen, länglichen Schilder, auf denen die jeweils nächsten Orte mit der noch zu absolvierenden Kilometerzahl abgebildet sind. Vollwegweiser heißen die im Beamtendeutsch, und sie haben mir schon treue Dienste erwiesen. Stiefmütterlich missachtet hingegen habe ich bisher die roten, quadratischen Schilder mit einer weißen ein- oder zweistelligen Zahl, die ab und an über den Vollwegweisern thronen. Eine geniale und aus den Niederlanden übernommene Idee ist dieses Knotenpunkt-System, das die wichtigen Radwege miteinander vernetzt. Kreuzen sich zwei solcher Straßen, wird das als Knotenpunkt in einer Landkarte markiert und nummeriert. Und so muss man sich für eine Tagestour nicht mehr merken als eine Zahlenfolge, die es ’nur noch‘ abzufahren gilt. Auf dem kleinen am Lenker aufgeklebten Merkzettel, an dem ich mich bei meiner ‚Tour de Gladbach‘ orientieren möchte, steht eine Zahlenfolge, die auch gut zum Geheimcode taugen würde. Für mich ist sie der Schlüssel zu meinem Rundweg.

Als erstes ist dort die 5 notiert. Als Startpunkt habe ich den hohen Norden der Stadt bestimmt, direkt westlich der Trabrennbahn. Ich möchte die Stadt im Uhrzeigersinn umrunden. Eine gute Entscheidung, denn hier, vorbei an Uedding, dem Golfplatz Schloss Myllendonk und dem Schloss Rheydt, immer entlang der Niers, passiere ich die Knotenpunkte 6, 9, 10 und 13 und lerne die Vitusstadt von einer landschaftlich sehr schönen Seite kennen. Dass der Großteil der ersten siebeneinhalb Kilometer hier nicht perfekt asphaltiert ist, ist weniger wichtig als die schöne, typisch niederrheinische Landschaft. An Knotenpunkt 13 angekommen kommt es zum ersten von vielen Kompromissen: Denn so gut das Knotenpunkt-System an Mönchengladbachs östlicher Grenze funktioniert, so unübersichtlich sind die Dinge im Süden. Deswegen (und um den Rahmen meiner Tagestour nicht zu sprengen), hatte ich mich schon bei der Planung dazu entschieden, nicht päpstlicher zu sein als der Papst und die Grenzen der Stadt hier und da eigenmächtig ein wenig für diese Tour zu verschieben. Es geht also die nächsten zweieinhalb Kilometer über Giesenkirchen zum Knotenpunkt 37, sechs weitere Kilometer südwestlich nach Sasserath (14) und acht wenig verzweigte weitere Kilometer nach Wanlo (48). Es wird in diesen Monaten etwas getan für die Beschilderung der Radwege in der Stadt, das Netz für die Fahrradwegweisung in Mönchengladbach wird momentan durch neue zusätzliche Routen um weitere 155 Kilometer ausgebaut. Auch das Knotenpunktsystem wurde erweitert und die Fahrt erleichtert – auch wenn es vor allem im Innern der Stadt nicht immer leicht ist, den Beschilderungen zu folgen. Spätestens nach sechs weiteren Kilometern aber bin ich im Wickrather Ortsteil Herrath an Knotenpunkt 47 und am südwestlichsten Zipfel der Stadt. Von da an geht es ‚über die Dörfer‘ in Richtung Norden. Durch Ortschaften, die manchmal aus nicht viel mehr als einem Bauernhof und einer umliegenden Siedlung bestehen. 46, 17, 49, 20, 19 und 53 führen westlich an Rheindahlen vorbei, durch Buchholz, Genholland, Sittardheide, Merreter, Knoor und Woof. Gute zehn Kilometer durch Terrain, das selbst manchem Gladbacher nicht unbedingt bekannt sein dürfte. Von Broich aus geht es schnurstracks in den Norden, durch Herdt und den Hardter Wald fahre ich durch Hardt über Hausen nach Rasseln – zehn Kilometer fast nur geradeaus.

Längst merke ich, dass das Projekt ‚einmal um die ganze Stadt‘ nicht ohne ist, aber dafür unglaublich abwechslungsreich. Ob an der Niers entlang, mitten durch Stadtteile hindurch, über Feldwege und Wälder; auf Asphalt, Waldboden und Kopfstein – anstrengend wird dieser Trip auf den letzten Kilometern. Um nach Hamern zu kommen (56), kreuze ich erst die A61 und dann die A52, um schließlich nördlich vom städtischen Hauptfriedhof durch Bettrath zu fahren und nach weiteren 7,5 Kilometern Neuwerk zu erreichen (2). Über Donk und Neersbroich schließlich erreiche ich über Punkt 4 wieder meinen Ausgangs Knotenpunkt an der Trabrennbahn, und dank der letzten viereinhalb Kilometer blicke ich stolz auf mein Tagewerk. Bleiben ja noch zwei Fragen vom Anfang offen. Ja, die Strecke ist größtenteils schön. Man ist überrascht, wie ländlich es nur wenige Radminuten aus dem Zentrum Mönchengladbachs heraus ist. Vor allem die Ostseite an der Niers entlang und die westliche Seite mit ihren vielen Feldwegen sorgen für sofortige Entspannung. Und zur letzten Frage – wie weit die Gesamtstrecke überhaupt ist? Nun, man sollte das nicht unterschätzen. Am Ende des Tages bin ich knapp 60 Kilometer geradelt. Und da ich dann doch das ein oder andere Mal den Wegweiser suchen musste, einige Male an Ampeln und Kreuzungen warten musste und auch die ein oder andere Pause genossen habe, war ich rund einen halben Tag unterwegs. Große Träume beginnen mit kleinen Zielen, und ganz sicher war es eine tolle Erfahrung, einmal um die eigene Stadt zu fahren, bevor man sich Größeres vornimmt. Fahrradkarten ‚Rund um den Gardasee‘ habe ich danach aber dennoch schon mal heruntergeladen.

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